LA FILLE DU RÈGIMENT |
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Wiener Staatsoper Dirigent: Guillermo Garcia Calvo Wiederaufnahme 28.4.13 |
Marie - Aleksandra Kurzak |
Gaetano Donizettis „La fille du régiment“ war im April 2007 ein großer Publikumserfolg. Die Koproduktion mit dem Royal Opera House und der Metropolitan Opera wurde aber nur neun Mal gespielt. Jetzt wurde das Werk wieder dem Staatsopernspieplan inkorporiert. Nachfolgende Anmerkungen beziehen sich auf die dritte Vorstellung der laufenden Serie. Vor sechs Jahren wurde die „Regimentstochter“ von einem illustren Staraufgebot realisiert: Natalie Dessay, Juan Diego Flórez, Carlos Álvarez und Montserrat Caballé als Duchesse de Crakentorp sorgten für Opernfestspiele und ein bummvolles Haus. Von der ursprünglichen Besetzung ist dieser Serie immerhin Carlos Álvarez erhalten geblieben, der seinen Sulpice wieder mit der unwiderstehlichen Marke „raue Schale und weicher Kern“ versah. Um ihn war ein neues „Fille“-Ensemble gruppiert, das mit den teils hohen Anforderungen der Rollen sehr gut zu recht kam. Vor allem die Sängerin der Marie ist gefordert, sie muss in dieser Produktion darstellerisch mindestens so beweglich sein wie gesanglich. Regisseur Laurent Pelly hat die Marie zu einem richtigen „Wirbelwind“ choreographiert, der mit burschikosem Ungestüm über die Bühne fegt und dabei noch halsbrecherische Koloraturen hervorzaubern muss. Aleksandra Kurzak hat diese Vorgaben perfekt umgesetzt. In Spiel und Ausdruck ist sie weniger fragil als Dessay, ihre immense Beweglichkeit ist mehr der Ausdruck einer „gesunden Robustheit“, die frau sich im Feld und in dieser Männerwelt wohl zwangsläufig angeeignet hat. Kurzak spielte und sang die Partie virtuos, mit sicheren Spitzentönen. Das Timbre ihres Soprans ist vielleicht eine Spur zu kühl, könnte ein wenig mehr „auftragen“, die Stimme eine Spur raumfüllender sein. Die Leidenschaft und das Aufbegehren dieses sehr burschenhaften Mädchens waren mehr „hart und herzlich“, erzählten weniger von der Zartheit einer verliebten und verletzten Seele, die dem Publikum mit Rührung die Herzen öffnet. Der Tonio kanns dagegen ruhiger angehen, muss nur aufpassen, dass er sich beim Erdäpfelschälen nicht in den Finger schneidet und dass er die geforderten „Cs“ im „Ah! Mes amies“ abliefert. (Pelly lässt das Liebesduett im ersten Akt vor einem Riesentopf mit Kartoffeln spielen, dem sich zuerst Marie, dann Tonio widmen, um die Versorgung der Truppe sicherzustellen.) John Tessier hinterließ einen sicheren Eindruck – ein Sänger, der sich verlässlich durch die Tücken dieser Tenorpartie hanteln kann. Seine Stimme klang hell timbriert und nicht sehr farbenreich. Mir fehlte ein wenig das Feuer dahinter, auch die „Cs“ klangen überraschend unspektakulär, so als würden sie noch ein bisschen Sonne brauchen, um ganz aufzublühen. Im Spiel und im Ausdruck versah Tessier die Rolle mit der geforderten Portion an Unbekümmertheit und Naivität. Die Erinnerungen an den geschmeidigen Feuerwerkscharakter von Florez‘ Gesangeskünsten konnte der sympathische wirkende Kanadier nicht vertreiben. Mit der Duchesse de Crakentorp ist Kiri te Kawnana nach Jahren wieder auf die Staatsopernbühne zurückgekehrt und weckte im zweiten Akt bei vielen Besuchern nostalgische Gefühle. Sie sang ein kurzes eingeschobenes Lied, bei dem da und dort noch ihr wunderschönes Timbre aufblitzte wie eine kostbare Erinnerung. Die Sängerin gab die etwas dekadente Duchesse mit noblem Stil und einem Schuss Selbstironie – und es schien ihr Spass zu machen. Die Komödie wurde von Aura Twarowska (Marquise de Berkenfield) und Marcus Pelz (Hortensius) abgerundet, die beide für Lacher sorgten. Am Pult waltete Guillermo Garcia Calvo seines Amtes. Die Ouvertüre klang etwas grob und martialisch, dann ging es flott dahin, aber mit wenig Charme. Charme fehlte dem Abend überhaupt: das perlte wie „deutscher Sekt“, aber nicht wie „französischer Champagner“. Das Publikum ging mit, nicht nur das „Putzfrauenballett“ vom Beginn des zweiten Aktes sorgte für gute Laune. Der Schlussapplaus war begeistert und sparte nicht an Bravorufen. Schön, dass diese Oper wieder gespielt wird. Die Inszenierung ist sehr gut, für Unterhaltung ist in jedem Fall gesorgt. Und wie die Aufführung bewies, fehlt es auch nicht an einer passenden Besetzung. Das künstlerische Niveau der Premierenserie wurde zwar nicht erreicht, aber diese Wiederaufnahme kann sich schon sehen und hören lassen. Zum
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