LA FILLE DU RÈGIMENT

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Wiener Staatsoper
28.4.2007

Dirigent: Yves Abel
Inszenierung & Kostüme: Laurent Pelly
Bühne: Chantal Thomas

Koproduktion mit dem Royal Opera House Covent Gadren und der Metropolitan Opera New York

Marie - Natalie Dessay
Tonio - Juan Diego Flórez
Marquise de Berkenfield - Janina Baechle
Sulpice - Carlos Álvarez
Hortensius - Clemens Unterreiner
Korporal - Konrad Huber
Duchesse de Crakentorp - Montserrat Caballé
Bauer - Dritan Luca
Notar - Carlo Chies

„Enthusiastische Verabschiedung“
(Dominik Troger)

Mit 33 Minuten langem Schlussapplaus wurde die „Regimentstochter“ verabschiedet und Juan Diego Floréz beschenkte das Publikum mit einer Wiederholung des „Ah! Mes amies“.

Schade, dass diese Produktion weiterwandert – gegen ein Wiedersehen in der nächsten Saison hätte kaum jemand etwas einzuwenden gehabt. Das Publikum ist bei fast jeder Aufführung eifrig mitgegangen. Floréz hat an zwei Abenden, den bereits bei der Premiere heftig vorgetragenen Wunsch nach einer Wiederholung des „Ah! Mes amies“ erfüllt. Natalie Dessay hat die Regimentstochter grandios gespielt und vorzüglich „koloraturiert“. Die bereits jetzt „Legende" gewordenen Auftritte von Montserrat Caballé als Duchesse de Crakentopf äh... Crakentorp waren von legerer (Selbst-)Ironie, mit ihrer bewusst gewählten Mischung aus Deutsch und Französisch. Am Schlussabend wollte sie das Publikum zu einer „Liebeserklärung“ an den 2010 scheidenden Staatsopern Direktor Ioan Holender verführen, der dann etwas langsam einsetzende, zögerliche Applaus war zumindest sehr höflich gemeint... Yves Abel holte aus Donizetti „den ganzen Offenbach" heraus – es war schlichtweg schwungvoll vergnüglich und trotzdem von hoher künstlerischer Qualität, was im Rahmen dieser Aufführungsserie von allen Beteiligten geboten wurde.

Die Inszenierung war handwerklich perfekt gemacht, pointiert und mit operettenhaftem Schwung. Natürlich konnte man Zweifel hegen, ob der Erste Weltkrieg als Folie für diesen revuehaften Donizetti taugt – nicht wegen grundsätzlicher „Werktreue“, sondern wegen der Scheußlichkeiten, die damals passiert sind. Aber ich denke, die Regie hat sich daran gar nicht vorbeigeschwindelt, von den Soldaten auf der Bühne ging bei aller grotesker Chorführung auch Bedrohung aus – besonders deutlich am Schluss, wenn der Panzer auffährt und die senile Festgesellschaft ins Visier nimmt: erst nach kurzer Schrecksekunde setzt dann das befreiende Lachen ein – es ist doch so arg nicht, wie zuerst gedacht.

Der halbstündige Schlussapplaus wurde vom Sängertriumphirat Dessay-Floréz-Álvarez bei den Vorhängen mit allerhand Witzen garniert, gleichsam als „Vorstellung nach der Vorstellung“. Einmal schleppte Dessay ein rotbeplüschtes Staatsopernstockerl mit, setzte sich und posierte mit den beiden Herren zum Gruppenfoto, schließlich trugen Bariton und Tenor den sitzenden Sopran samt Stockerl hinaus. Nach zehn Minuten gab es rhythmisches Klatschen, nach dreißig Minuten verabschiedete sich Dessay mit einem „Gute Nacht“. Ein paar Unermüdliche ließe sich vom Heruntergleiten des Eisernen Vorhangs nicht einschüchtern und erreichten die abschließenden Verbeugung des Liebespaares vom rechten (bühnenwärts geblickt) Proszenium aus.