LA TRAVIATA
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Volksoper
8.9.2010

Dirigent: Enrico Dovico

Violetta Valery – Kristiane Kaiser
Flora Bervoix – Eva Maria Riedl
Annina – Katharina Ikonomu
Alfredo Germont – Alexander Pinderak
Giorgio Germont – Renato Bruson
Gastone – JunHo You
Baron Douphol – Thomas Plüddemann
Marquis d'Obigny – Raimund-Maria Natiesta
Dottore Grenvil – Yasushi Hirano


„La Traviata mit Renato Bruson“

Die Volksoper bietet derzeit die Möglichkeit, noch einmal Renato Brusons edlen Bariton genießen zu dürfen. Der inzwischen im allerbesten Pensionsalter befindliche Sänger steht als Giorgio Germont in Verdis „La Traviata“ auf der Bühne.

Natürlich weiß man, dass auch Sänger älter werden – und die dazugehörenden Stimme. Doch Oper lebt genauso von der Bühnenerscheinung, vom Gesangsstil, vom unverwechselbaren Timbre. Wenn man sich von den altersbedingten stimmlichen Verschleißerscheinungen (etwa im Forte ziemlich ins Schwanken kommende Töne), nicht irritieren lässt, dann hat Renato Brusons Sängertum an grundlegender Faszination nichts verloren. Sein kantabler Gesangstil ergibt zusammen mit dem weichen Timbre seiner Stimme noch immer eine faszinierende Mischung. So erkennt man in ihm einen würdevollen Vater Germont mit besten Umgangsformen und dezenter, aber trotzdem unerbittlicher Willensstärke. Und es überrascht überhaupt nicht, dass er im Finale seiner Karriere mit „weniger“ deutlich „mehr“ auszudrücken vermag, als viele andere und weit jüngere Sänger.

Kristiane Kaiser musste sich wegen einer Verkühlung ansagen lassen. Es stellten sich aber zum Glück keine „Unfälle“ ein. Sie begann sehr vorsichtig und fand dann zu einer feinfühligen Rolleninterpretation, die vor allem gegen das Finale zu stark an Ausdruck gewann. Allerdings scheint mir, dass auch ohne virenbedingter Beeinträchtigung Kaisers Violetta aus zarterem, leichtgewichtigerem Stoff gewoben ist.

Sehr jung wirkte Alexander Pinderak, der einen „braven“ Alfredo beisteuerte, mit leicht nasal gefärbtem Gesang. Das Liebesfeuer kam bei ihm kaum zum Lodern, die Stretta wurde nicht versucht. Das Orchester unter Enrico Dovico spielte nicht gerade zündend, aber mit viel Gefühl. Die Streicher kamen sehr gut zur Geltung. Überhaupt machte der Abend einen musikalisch durchgestalteten und konzentriert gespielten Eindruck.

Die Inszenierung von Hans Gratzer funktioniert nach wie vor, trotz des etwas ungewohnten Bühnensettings. Dieses Kokettieren mit dem Tod ... Gratzer hat „seine“ Produktion bekanntlich nur um wenige Jahre überlebt ... Insofern ist diese Volksopern-„Traviata“ schon zu einem Stück Wiener Theatergeschichte geworden.

Der Schlussapplaus dauerte für die Volksoper dann doch länger als üblich – und dass sich das Publikum besonders bei Renato Bruson bedankte, überraschte nicht.

Eine Beschreibung der Inszenierung findet man hier: La Traviata, Volksoper, 9.10.2002.

PS: Es gibt im Eingangsfoyer keine Schokoladeleckereien mehr zu kaufen. Große Enttäuschung in der Pause!!!