DAPHNE
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Wiener Staatsoper Dirigent: Simone Young |
Peneios - Georg Zeppenfeld
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An der Staatsoper wurde die „Daphne“-Produktion aus dem Jahr 2004 wieder in den Spielplan aufgenommen. Schon die Premiere vor sieben Jahren war ein großer Erfolg – und dieser Erfolg hat sich wiederholt. Das lag nicht zuletzt an den beiden „Tenoristen“, die schon 2004 den Ausflug der Staatsoper ins „bukolische Griechenland“ mitgemacht haben: Michael Schade als Leukippos und Johan Botha als Apollo. Die Partie des Leukippos forderte Michael Schade in der Premiere noch deutlicher heraus. Inzwischen hat seine Stimme an metallisch verstrebter Standhaftigkeit zugelegt. Und weil er sich seine lyrischen Qualitäten bestens erhalten hat, kann er jetzt in vollen Zügen den liebestollen Jugendfreund Daphnes geben. Sein Leukippos scheint zudem in Ausdruck und Spiel gereifter – die ursprünglich von der Regie „mitgedachte“ Ironie hat sich im emotionalen Taumel aufgelöst. Das macht die Figur glaubhafter und sorgt für einen packenden Liebeswettstreit – den Leukippos mit seinem Leben bezahlt. Den Apollo hat, so könnte man meinen, Richard Strauss direkt in die Kehle von Johan Botha komponiert. Der südafrikanische Sänger war schon in der Premiere unvergleichlich. Sein Tenor erglänzte unermüdlich in apollonischem Gold, schwang sich über die Tücken der Partie, raumerfüllend und raumerstrahlend wie ein Gott. Mag sein, dass die Stimme inzwischen leicht nachgedunkelt ist, und ein bisschen Zeit benötigte, um mit gewohnter Geschmeidigkeit zu schwelgen. Über das rein apollonische Strahlen legte sich ein feiner Schatten jener Emotion, die Leukippos das Leben kostet. So wie leichtes Gewölk die Sonne verhüllt ist Bothas Apollo „menschlicher“ geworden, hat er ein Ahnung von Leiden und Sehnsucht gewonnen und an Unnahbarkeit verloren. Als Daphne gab Meagan Miller ihr Staatsoperndebüt – und benötigte den Anfangsmonolog, um sich „warm“ zu singen. Sie musste ihren zu mittel- bis langwelligem Oszillieren neigenden Sopran erst einmal bezähmen, der sich in der lyrischen, naturgestimmten Verhaltenheit des Beginns noch nicht so richtig wohl zu fühlen schien. Je mehr die Gefühle an Intensität zunahmen, umsso mehr konsolidierte sich auch ihre Stimme. So lagen die Vorzüge Millers eher in den leidenschaftlicheren Passagen, in denen sich ihr warm timbrierter Sopran passend in Szene zu setzen vermochte – und insofern war es gerade umgekehrt als in der Premiere, in der Ricarda Merbeth vor allem die Zartheit von Daphnes Wesen berückend herausgestrichen hat. Ins Beziehungsdreieck eingespannt, von Leukippos und Apollo bedrängt, erwies sich Miller darstellerisch und stimmlich als durchschlagskräftig genug, um sich zu behaupten. Besonderes erfreulich war das Auftreten von Elisabeth Kulman nach ihrem Probenunfall im Sommer. Ihre Stimme strömte makellos wie eh und je, eventuell eine Spur gesättigter im Klang, gefärbt wie der dunkle Wein des Dionysos. Die Partie der Gaea liegt freilich schon recht tief. Ein, zwei Mal hörte man ihr die Mühe an, in den urmütterlichen Untergrund der musikalischen Antike aus Richard Strauss’scher Feder „hinabzusteigen“. Georg Zeppenfeld (Peneios) vervollständigte mit seinem angenehm tönenden, jugendlichen Bass die in Summe ausgezeichneten sängerischen Leistungen dieses Abends, denen auch die Schäfer und Mädge zumindest nacheiferten. Simone Young realisierte mehr das drängendere Element der Partitur, ihre dunkleren Kräfte. So verdichtete sich die emotionale Grundspannung des Geschehens, realisierte man stärker das Drama und weniger die Naturstimmung. Zum Glück konnten die Sänger mithalten und einen leidenschaftlichen Opernabend gestalten. In der Premiere unter der Leitung von Semyon Bychkov waren die Feinheiten und Details stärker aufgeblüht. Informationen zur Inszenierung findet man in der ausführlichen Premierenbesprechung: Daphne-Premiere 13.6.2004 |