ARIADNE AUF NAXOS
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Wiener Staatsoper
7.9.2008

Dirigent: Kirill Petrenko

Bacchus - Lance Ryan
Ariadne - Camilla Nylund
Zerbinetta - Edita Gruberova
Harlekin - Markus Eiche
Scaramuccio - Peter Jelosits
Truffaldino - Wolfgang Bankl
Brighella - Alexander Kaimbacher
Najade -
Simina Ivan
Dryade - Roxana Constantinescu
Echo - Ileana Tonca
Haushofmeister - Helmuth Lohner
Musiklehrer - Michael Volle
Komponist - Michaela Selinger
Tanzmeister - Alexander Kaimbacher
Perückenmacher - Johann Reinprecht
Lakaie - Markus Pelz

Kokett und klassizistisch
(Dominik Troger)

Die 150. Aufführung dieser Ariadne-Produktion aus dem Jahr 1976 wurde zu einer Hommage à Edita Gruberova. Stand sie doch damals – wie heute – als Zerbinetta auf der Bühne. Da wurde am Schluss sogar ein Transparent geschwenkt, um ihr zu huldigen: die Begeisterung war groß.

Gruberovas perfekte Zerbinetta-Koketterien verzaubern seit über dreißig Jahren das Publikum – sie ist zum personifizierten Inbegriff dieser Rolle geworden. Im Herzen und im Spiel nach wie vor jung geblieben, mit perfekter Stimmbeherrschung und viel Humor, hält sie Zerbinetta nach wie vor die Treue. Und nach wie vor nimmt sie mit ihren Schlussworten die Begeisterung des Publikums vorweg: „Hingegeben sind wir stumm!“ – auch wenn dann jede Menge Applaus erfolgt ;-)

Wenn es stimmt, was das WWW verrät, dann ist für Spätherbst 2009 noch eine „Zerbinetta-Serie“ in Wien geplant. Aber allzu oft wird man Edita Gruberova in dieser Partie wohl nicht mehr bewundern können. Was der Schreiber dieser Zeilen anlässlich einer Ariadne-Aufführung vor drei Jahren über Edita Gruberovas Zerbinetta aufnotiert hat, kann man hier nachlesen (denn es hat nach wie vor Gültigkeit): Ariadne auf Naxos, 25.11.2005.

Camilla Nylund stellte sich an diesem Abend dem Wiener Opernpublikum als Ariadne vor. Mit ihrem hellen, leicht abgekühlten Sopran gab sie der Partie das passende klassizistische Gepräge. Manchmal war es vielleicht schon zu verhalten, jedenfalls nicht wirklich aufblühend, sondern ein wenig mit bleicheren Wangen, wenn man das so sagen kann. Eine Ariadne im Mondschein, statuarisch im Leiden, und doch nicht ohne zärtliche Regungen des Gemüts. Die Stimme blieb auch in der Höhe und in der Tiefe kompakt, ein nicht sehr breites, aber elastisches silbernes Band, durch die Strauss'schen Noten geflochten. Sie hätte an diesem Abend nur ein etwas kleineres Haus benötigt, um ihre Vorzüge voll ausspielen zu können.

Der junge kanadische Tenor Lance Ryan war für Thomas Moser eingesprungen. Ryan setzte auf unbekümmertes, (nicht immer ganz exaktes) Forte-Singen – und beim Bacchus kann man das schon durchhalten. Seine Stimme besitzt einen festen, metallischen Kern und gab dem griechischen Gott ein juvenil-heroisches Ansehen. Aber es klang mehr nach Jung-Siegfried. Ryan war schon letzte Saison in Wien als Bacchus zu hören gewesen.

Michaela Selinger dominierte als Komponist das Vorspiel. Die Rolle passt sehr gut zu ihr, ist aber stimmlich noch nicht ganz adaptiert. Vor allem bei den emotional besetzten Höhenflügen dieser überspannten Künstlerpersönlichkeit wird zuviel forciert und die Stimme büßt dann an Wohlklang ein.

Michael Volle sang einen (zu?) ruhigen und abgeklärten Musiklehrer. Helmuth Lohner ist als Haushofmeister ein echt Hofmannsthal’scher Charakter und ein bisserl grantiger Lakai. Trotzdem, ein paar Pointen hat er verschenkt, das „Feuerwerk“ sollte nicht so beiläufig explodieren, dem darf man schon eine Kunstpause voranstellen.

Das übrige „Personal“ bot teils schönen Gesang (Markus Eiche bei seinem Harlekin-Debüt) agierte insgesamt aber etwas zu zahm. Alexander Kaimbacher könnte dem Tanzmeister auch noch die eine oder andere angeschärfte Nuance entlocken. Gewisse Rollenvorgänger bekommt man als langjähriger „Ariadne-Besucher“ ohnehin nur schwer aus dem Kopf und aus den Ohren. Mir scheint, dass man früher in der Akzentsetzung prägnanter war, dass die „Kunst der gekonnten Übertreibung“ dem Vorspiel mehr Leben eingehaucht hat als heutzutage. Najade, Dryade und Echo sangen auf gutem Niveau.

Kirill Petrenko sorgte für einen manchmal schwelgerischen, manchmal fast bissigen Strauss, ohne den musikalischen Fluss zu hemmen oder den Sängern im Wege zu stehen.

Beim Schlussvorhang gab es geworfene Blumensträuße für Edita Gruberova, viel Applaus für Nylund und Petrenko.