ARIADNE AUF NAXOS
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Wiener Staatsoper
25.11.2005

Dirigent: Friedrich Haider

Bacchus - Wolfgang Schmidt
Ariadne - Adrianne Pieczonka
Zerbinetta - Edita Gruberova
Harlekin - Morten Frank Larsen
Scaramuccio - Peter Jelosits
Truffaldino - Wolfgang Bankl
Brighella - Herwig Pecoraro
Najade -
Olesya Golovneva
Dryade - Michaela Selinger
Echo - Bori Keszei
Haushofmeister - Waldemar Kmentt
Musiklehrer - Peter Weber
Komponist - Cornelia Salje
Tanzmeister - Heinz Zednik
Perückenmacher - Ulrich Großrubatscher
L akaie - Markus Pelz

Begeisterung für Zerbinetta
(Dominik Troger)

Edita Gruberovas Zerbinetta reißt das Publikum nach wie vor zu Begeisterungsstürmen hin. Diese Partie ist ihr auf den Leib geschrieben, wie man so sagt. Die Schwerpunkte ihrer Interpretation sind heute anders gesetzt als vor 15 oder 25 Jahren, aber an der fulminanten Gesamtwirkung hat sich nichts geändert.

Das heißt, etwas hat sich doch geändert: Zerbinettas kokettes weibliches Selbstverständnis hat eine Dimension selbstironischer Hintergründigkeit hinzugewonnen, die frühere Darbietungen als alt erscheinen lässt. Früher war Zerbinetta in spielerischer, frivoler Koloratur ganz sie selbst, den leichtfüßigen Effekt eines leichtlebigen Bühnenmädchens im Auge, heute steht sie über den Dingen. Zerbinetta „erinnert sich“, könnte man sagen, und das was sie singt, gewinnt eine Erfahrungstiefe, die auf ganz andere Art berührt. Dabei erfreut sich ihre Stimme einer Frische und Flexibilität, die schon allein fürs „Buch der Rekorde“ reichen würde. Sie setzt ihre Stärken ideal ein, und was die Zeit an Spuren hinterlassen hat, wird zur Ausdrucksvermehrung genützt. Das Ergebnis ist dasselbe wie anno dazumal: ganz in ihren Bann geschlagen entlädt sich nach ihrer Arie die aufgebaute Spannung in heftigem Applaus und in Bravorufen voller Dankbarkeit und Bewunderung.

Ansonsten konnte die Aufführung mit Gruberovas Ausnahmeerscheinung nur bedingt mithalten. Am ehesten noch Adrianne Pieczonka als Ariadne. Aber für mich blieb sie im Ausdruck einiges schuldig. Sucht Ariadne düstere Todesnähe doch genauso wie keuschklare Höhe ihren Schmerz überstrahlt. Dagegen war für Wolfgang Schmidt der Sprung vom Herodes zum Bacchus ein weiter – und irgendwie war da immer noch mehr Herodes drin als Bacchus. Aber man sollte sein kurzfristiges Einspringen ebenso in Betracht ziehen, wie das Faktum, dass er der Partie soweit Genüge getan hat. Najade, Dryjade und Echo und das Personal aus der Commedia dell`arte schlugen sich wacker bis ansprechend.

Im „Vorspiel“ sang Cornelia Salje einen vielversprechenden jungen Komponisten, sie feierte ihr Debüt mit dieser Aufführungsserie. Was an Charakterzeichnung bei den kleineren Partien möglich ist, spürte man noch bei Heinz Zedniks Tanzmeister, allerdings schon mehr als Reminiszenz. Der Haushofmeister von Waldemar Kmentt passte zum nostalgischen Flair – und sein Hänger („Der gnädige Herr haben sich nun mehr wiederum anders besonnen...“) verursachte einigen Durcheinander. Selten dringt die Stimme aus dem Souffleurkasten dermaßen laut und verzweifelt bis in den Zuschauerraum. „Um Vergebung.“ Das wars, was Kmentt dann doch noch einfiel. Und es ergab sich die seltene Koinzidenz zwischen Textbuch und einer völlig unvorhergesehenen Bühnensituation. Etwas blass der Musiklehrer von Peter Weber. Dirigent Friedrich Haider war Richard Strauss vor allem ein guter Sachverwalter.

Am Schluss gab es viel Applaus und viele Blumenwürfe für Gruberova. Einige Buhrufe für Wolfgang Schmidt störten empfindlich die beifallsfreudige Stimmung. (2. Vorstellung der laufenden Serie.)