PRIMA LA MUSICA E POI LE PAROLE
Aktuelle Spielpläne
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Salieri Portal / Mozart-Portal

Musikverein
15.10.2005
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Nikolaus Harnoncourt

Orchester: Concentus Musicus Wien

Prima la musica e poi le parole (Salieri)
Tonina - Eva Mei
Donna Eleonora - Delphine Haidan
Maestro - Franz Hawlata
Poeta - Paul Armin Edelmann

Der Schauspieldirektor (Mozart)
Madame Herz - Eva Mei
Mademoiselle Silberklang - Patricia Petibon
Monsieur Vogelsang - Markus Schäfer
Buff - Paul Armin Edelmann


Musikalischer Wettstreit
(Dominik Troger)

Mozart-Jubiläen haben den Vorteil, dass auch Werke von Salieri gespielt werden. Im Musikverein erinnerte man an einen musikalischen Wettstreit aus dem Jahre 1786: Salieri gegen Mozart – „Prima la musica e poi le parole“ gegen den „Schauspieldirektor“.

Die am Wettstreit beteiligten Werke sollten die damaligen Opernverhältnisse aufs Korn nehmen – und zugleich wollte Kaiser Josef II das deutsche Singspiel gegenüber der italienischen Opera buffa forcieren. Beide Einakter behandeln dasselbe Thema: eine neue Oper soll aufgeführt werden, zwei Sängerinnen rangeln um das Engagement, am Schluss glättet sich der Streit und alle sind glücklich. Die Uraufführung der beiden Werke datiert auf den 7. Februar 1786 in der Orangerie von Schloss Schönbrunn.

Aber die Absicht des Kaisers, dem deutschen Singspiel mehr Renommee zu verschaffen, ging daneben. Die „italienische Kompanie“ mit Salieri und Textdichter Giambattista Casti hatte alle Vorteile auf ihrer Seite. Während die beiden ein gut durchformtes und unterhaltsames Stück Oper ablieferten, geriet der „Schauspieldirektor“ zu einer lockeren, mehr dem Schauspiel zugehörigen Szenenfolge: ein paar eingestreute Musiknummern und ein mäßiges, sehr zeitbezogenes Libretto, getextet von Johann Gottlieb Stephanie dem Jüngeren, hatten gegen Salieris kompakt gebaute Opera buffa keine Chance. Trotzdem verschwand der „Schauspieldirektor“ nie ganz von den Spielplänen, durch Mozarts Musik vor dem Vergessen bewahrt. Das Werk von Salieri ist erst in den letzten dreißig Jahren wieder ausgegraben worden.

Salieri gelingen in „Prima la musica e poi le parole“ ein paar interessante Konstellationen, er belauscht einen Komponisten beim Komponieren, und er lässt im Finale die beiden Primadonnen gegeneinander ansingen und leitet das in Folge virtuos zu einem positiven Schluss. Der Umsetzung dieses „musikalischen Spaßes“ im Rahmen einer konzertanten Aufführung sind natürlich Grenzen gesetzt. Man versuchte es mit einer „halbszenischen Lösung“, hatte auf das Musikvereinspodium einen Tisch gestellt mit einem Stapel von Klavierauszügen. Der Maestro (Franz Hawlata) und der Poeta (Paul Armin Edelmann) „beknieten“ die Sängerin Donna Eleonora (Delphine Haidan) oder versuchten die exzentrische Tonina (Eva Mei) zu bändigen. Trotzdem wurde aus diesem Salieri-Einakter keine köstlich selbstironische Opernparodie, es blieb beim amüsanten, ein bisserl akademischen Kennenlernen.

Der „Schauspieldirektor“ – der nach der Pause gegeben wurde – nimmt sich gegen Salieris Opus stiefmütterlich aus. Zwar gibt es nach der Ouvertüre leichten Punktevorteil für Mozart – beide Ouvertüren sind schwungvoll, Mozarts fanfarenartiges Hauptthema zeigt einen eigenen opernhaften Charakter, gewinnt durch die leichtfüßige formale Bearbeitung – aber sie steht ziemlich isoliert am Beginn von nur vier Musiknummern, während man bei Salieri 13 zählt. Mozart hat der Mademoiselle Silberklang ein hübsches Rondo in die Kehle gelegt (das bei Patricia Petibon bestens aufgehoben war) und zeigt im Wettstreit der Sängerinnen – Silberklang versus Madame Herz (Eva Mei) – wo es hätte lang gehen können. Die beiden Damen sangen sich gut in Rage, manch hoher Ton charakterisierte die Primadonnenallüren.

Die Aufgabe, die einzelnen Musiknummern des „Schauspieldirektors“ in einen Kontext zustellen, hatte Kabarettist und Simpel-Chef Michael Niavarani übernommen. Er las die kurzen, adaptierten Zwischentexte, in dem er alle Rollen selber sprach und durch einen Akzent voneinander absetzte: französisch, italienisch, wienerisch und für den Direktor bediente er sich des Tonfalls von Otto Schenk. Damit hatte Niavarani das Publikum auf seiner Seite – und Mozart siegte 219 Jahre später doch noch über seinen „Marktbegleiter“ Salieri. Der Abend schloss mit starkem Schlussapplaus.