EINE FLORENTINISCHE TRAGÖDIE /
IL TABARRO
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Konzerthaus
20.5.2010
Konzertante Aufführung

Dirigent: Bertrand de Billy

ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Wiener Singakademie

Eine florentinische Tragödie (Zemlinsky):

Bianca - Heidi Brunner
Guido Bardi - Charles Reid
Simone - Wolfgang Koch

Il tabarro (Puccini):

La Frugola - Heidi Brunner
Giorgetta - Elza van den Heever
Luigi - Johan Botha
Michele - Wolfgang Koch
Liebhaberin / Sopranstimmchen - Elisabeta Marin
Il Tinca / Liederverkäufer / Liebhaber - Charles Reid
Il Talpa - Janusz Monarcha


„Tödliche Eifersucht“
(Dominik Troger)

Konzertante Oper im Wiener Konzerthaus: Zwei Eifersuchtsmorde bildeten den thematischen Zusammenhang eines Zemlinsky- und eines Puccini-Einakters.

Zemlinskys „Eine florentinische Tragödie“ stand schon vor ziemlich genau sieben Jahren auf dem Konzerthaus-Programm. Meine diesbezüglichen Anmerkungen kann man hier: „Salomes Nachfahren“ nachlesen.

Gewisse Ähnlichkeiten mit der damaligen Aufführung waren nicht zu überhören: auch unter Bertrand de Billy kam das Leuchten und Funkeln von Zemlinskys „Strauss-Adaption“ nicht so recht zur Geltung. Der dramatische Konflikt stand im Vordergrund, das Orchester wogte und die Sänger wurden ein wenig „überwogt“.

Die Spannung hält aber auch so kaum die Stunde an, die das Werk benötigt, um zur Schlusspointe vorzudringen. Eventuell entbehrt man als „moderner“ Zuhörer auch der Lust am auffallenden Detail, an einer überwuchernden Künstlichkeit des musikalischen Ausdrucks. Jedenfalls müsste man den Genuss verspüren können, den diese Vielfalt ausdrückt, diesen Luxus des filigranen Ornaments, das sich um das Drama schlingt wie sonnenbeschienener, regennasser Efeu um einen dunklen, unheilkündenden Stamm.

Wolfgang Koch sang einen eindringlichen Simone. Dass der Tuchhändler von Anfang an ein zynisches Spiel treibt, kam zwar nicht so recht heraus, aber einer konzertanten Aufführung sind nun einmal Grenzen gesetzt. Sein Nebenbuhler, Charles Reid als Guido, ließ einen in der Dramatik etwas schmalen Tenor hören. Heidi Brunner war die undankbare Rolle der Bianca zugedacht, die die meiste Zeit schweigt und hin und wieder ein paar Sätze singen darf.

Keine Frage: das Werk ist epigonenhaft, aber interessant. Das Publikum dankte mit freundlichem Applaus. Man wird sehen, ob und wann es wieder einmal zu Gehör gebracht wird.

Nach der Pause durfte man unter Puccinis blutigschaurigen „Mantel“ schlüpfen – da herrschte gleich eine andere Stimmung. Eigentlich war es unfair, Zemlinsky mit Puccini zusammenzuspannen. Der gedrängte Verismo des „Il tabarro“ wirkt viel unmittelbarer – und wenn dann noch Johan Botha als Luigi mit seinem prächtigem Tenor den weiten Saal des Konzerthauses vibrieren lässt: Welche Energien sich da scheinbar mühelos entwickeln, wie ihm die Höhe aufgeht, um das auch hier wieder sehr dominant aufspielende Orchester zu überstrahlen – Zuhörerherz, was begehrst du mehr?

Wolfgang Koch kam als Michele die Aufgabe zu, Luigi zu erwürgen und unter seinem Mantel zu verstecken. Er sorgte dafür mit dramatischer Ausdruckskraft seines wagnereprobten Baritons. Als Giorgetta überzeugte Elza van den Heevers mit einem hellen, schlanken Sopran, der die erotische Anspannung der dargestellten Frauenfigur sehr gut vermittelte, den Wunsch nach Ausbruch, Abwechslung und Liebe. Von den übrigen Mitwirkenden hatte noch Heide Brunner als „Frettchen“ einen größeren Aufritt, mit gebotener Ironie ihr bescheidenes Lebensglück besingend.

Der starke Schlussapplaus galt allen Mitwirkenden. Dass er sich bei Johan Botha noch deutlich steigerte, war wenig überraschend.