DIE SCHULDIGKEIT DES ERSTEN GEBOTES
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Theater an der Wien
Konzertante Aufführung
27. März 2018

Dirigent: Stefan Gottfried

Orchester: Concentus Musicus Wien

Christ - Julian Heneao Gonzalez
Christgeist - Michael Schade
Weltgeist - Cornelia Horak
Barmherzigkeit - Juliane Banse
Gerechtigkeit - Anna Gillingham


Eine blasse Wiederbegegnung

(Dominik Troger)

Mozart hat sein geistliches Singspiel „Die Schuldigkeit des ersten Gebotes" mit elf Jahren im Auftrag des Salzburger Erzbischofs Sigismund von Schrattenbach komponiert. Bei einer konzertanten Aufführung im Theater an der Wien sorgte diese Rarität jetzt für einen heiter-besinnlichen Einstieg in die Karwoche.

„Die Schuldigkeit des ersten Gebotes" hat das Theater an der Wien schon einmal, und zwar im Jahr 2006 „beehrt“. Vater Harnoncourt (Musikalische Leitung) und Sohn Harnoncourt (Regie) haben dem Singspiel damals in einer szenischen Produktion Schwung und Witz verliehen. Zwölf Jahre sind allerdings eine lange Zeitspanne - und die Wiederbegegnung in der Karwoche 2018 fiel gegenüber der Erstbegegnung im Jahr 2006 ein bisschen blass aus. (Link zur Besprechung der Aufführung im Jahr 2006.)

Natürlich fehlte die Szene: eine Allegorie möchte gesehen werden. Michael Schade hat als Christgeist einige Regieideen und ein paar Requisiten von 2006 noch herübergerettet und mit seiner lebhaften und augenzwinkernden Art vor allem seine Arie nach der Pause belebt. Ob diese Ironie dem Werke wirklich angemessen war, darüber hätte man schon nach der Premiere im Jahr 2006 diskutieren können. Aber es ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit gewesen, um zu diesem uns fremd gewordenen Ausdruck barocker Frömmigkeit eine fruchtbare Distanz aufzubauen. Michael Schades Tenor ist seit 2006 „schwerer" geworden, seine musikalisch heitere tenorale Predigt hat darunter kaum gelitten.

Patricia Petibon hätte ein „Revival" des Weltgeistes geben sollen, sagte aber ab. Petibon war die eigentliche Seele der Aufführungen im Jahr 2006 gewesen: dieser listige, kleine Teufel, der den Christenmenschen mit spitzbübischer Koloratur vom rechten Weg abbringen möchte. War es nicht ein Ding der Unmöglichkeit, hier adäquaten Ersatz zu finden? Cornelia Horak hat ihren Zugang gefunden – eine lebensfroher, im Smoking steckender, lockender Weltgeist, der mit einem hellen, aber im Timbre schon etwas abgeblühten Sopran wendig, aber nicht immer ganz mühelos durch die von Mozart eifrig in barockem Stil verfertigten Arie manövrierte. Juliane Banse hat wie 2006 die Barmherzigkeit verkörpert – und plagte sich damit sehr.

Zwei Mitglieder des des Jungen Ensembles im Theater an der Wien steuerten den Christ (Julian Heneao Gonzalez) und die Gerechtigkeit (Anna Gillingham) bei. Der Christ wirkte tenoral noch etwas lau und auch bei Ann Gillingham zeigte sich, dass der Sprung von der Kammeroper in das Theater an der Wien die Wirkungskraft ihres Sopran etwas verschlankt hat.

Stefan Gottfried leitete den Concentus Musicus, der unter ihm, will mir scheinen, pragmatischer und weniger auf Extreme zielend, musiziert. Das Publikum spendete langen, starken Beifall. Aber der Erinnerung an die Aufführungen aus dem Jahr 2006 hat diese (semi-)konzertante „Reprise“ nicht stand gehalten.