DON GIOVANNI
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Wiener Staatsoper
18.6.2003
Wiederaufnahme der Produktion vom Theater a.d. Wien

Dirigent: Seiji Ozawa

Premiere Theater a.d. Wien 20.6.1999
Inszenierung: Roberto de Simone
Bühnebild: Nicola Rubertelli
Kostüme: Zaira de Vincentiis

Don Giovanni - Thomas Hampson
Komtur - Dan Paul Dumitrescu
Donna Anna -
Ricarda Merbeth
Don Ottavio -
Rainer Trost
Donna Elvira -
Soile Isokoski
Leporello - Ildebrando d' Arcangelo
Zerlina - Angelika Kirchschlager
Masetto - In-Sung Sim


"Müde bin ich, geh zur Ruh..."
(Dominik Troger)

Nach „Cosi fan tutte“ wurde jetzt auch die „Don Giovanni“-Produktion in die Staatsoper „hinübergeholt“ – und diese Übersiedlung fiel insgesamt ziemlich glanzlos aus.

Diese immer wieder stattfindende Wiedergeburt des männlich Erotomanen aus dem Geiste Mozart’scher Musik: Diesmal fand sie wirklich nicht statt. Biederes Tändeln ist ja dieser Inszenierung zugrunde gelegt. Und leider ließen sich die Darsteller und der Dirigent über alle Maßen davon anstecken.

Seiji Ozawa lieferte seinen bisher schwächsten Abend am Haus. Die Beliebigkeit, mit der sich eins ans andere flocht, gleichsam in sich hineingemurmelt, ohne Freude am Detail und an der Mozart’schen Charakterisierungskunst, nahm ihren Lauf wie ein träge dahinfließendes Bächlein. Man ortete eine gewisse Inkonsistenz im Zusammenwirken zwischen Bühne und Orchester, die Ensembles waren wenig präzisiert, die einzelnen Figuren standen sich ziemlich neutral gegenüber. Die Arien wurden abgearbeitet, die SängerInnen fanden kaum Boden unter den Füßen, die Gesangesschwingen blieben ziemlich gestutzt. Wenig Witz und Boshaftigkeit, vor allem auch nicht von Seiten des Orchesters, dem wohl mehr daran gelegen war (oder gelegen sein musste?) den Abend mit Anstand zu beenden.

Thomas Hampson war stimmlich nicht in Bestform, erreichte eine Arbeitssieg, blieb aber die Feinheiten ebenso schuldig wie eine überzeugende Bühnenpräsenz. Das ist natürlich schade, wenn an einem solchen Abend nur 80 Prozent geleistet werden können und das Publikum eigentlich 110 Prozent verlangt. Auch das restliche Ensemble war stimmlich schon besser oder zumindest mit mehr Überzeugungskraft an der Staatsoper zu hören gewesen. Ildebrando d’Arcangelo war wie immer ein solider Leporello, dem diesmal der Spielwitz ein bisschen abhanden gekommen war, an der Zerline von Angelika Kirchschlager konnte man sich zwar weitestgehend laben, aber auch sie hat die Partie schon einprägsamer gesungen.

Der Komtur von Dan Paul Dumitrescu war gewissermaßen die Sparversion von einem Komtur. Die Donna Anna der Ricarda Merbeth war von nahezu stupender Bravheit. Auch den weiteren Protagonisten wuchsen keine Flügel: weder Rainer Trost als Don Ottavio, noch Soile Isokoski als Donna Elvira oder dem Masetto von In-Sung-Sim.

Das machte das Ganze natürlich nicht sehr aufregend und war von einem Mozart Leckerbissen weit entfernt. Aber das ist ja diese Inszenierung auch, die jetzt ebenso den Weg vom Theater an der Wien an die Staatsoper gefunden hat, wie im März die Cosi fan tutte-Produktion. (Details zur Inszenierung lese man deshalb bitte unter der Beschreibung des Muti-Don Giovannis aus dem Juni des Vorjahres nach.) Für die Staatsoper schien man ein paar unnötige Details weggelassen zu haben, und der größere Raum zwischen Publikum und Bühne rückte die teilweise sehr überladenen Kostüme weniger ins Rampenlicht. Der Gesamteindruck der Szene war für mich durchaus positiver als im Theater an der Wien. Aber das ist lediglich eine gradueller Unterschied.

Der Applaus war nicht sehr frenetisch, für eine Wiederaufnahme geradezu verhalten. Es gab keine Jubelstürme. Die Bravos kamen relativ dünn. Für Ozawa fand sogar ein Buhruf seinen Weg vom Zuschauerraum auf die Bühne.