NORMA
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Wiener Staatsoper Musikalische Leitung: Friedrich
Haider |
Pollione
- José Cura Oroveso - Dan Paul Dumitrescu Norma - Edita Gruberova Adalgisa - Elina Garanca Clotilde - Caroline Wenborne Flavio - Marian Talaba |
„Norma
und Adalgisa“
Die Wiener Staatsoper hat wieder einige konzertante „Norma“-Vorstellungen auf den Spielplan gesetzt. Wie schon in der Saison 2005/06 nahm sich Edita Gruberova der Titelpartie an. Mit Elina Garanca stellte sich eine „neue“ Adalgisa, mit José Cura ein „neuer“ Pollione dem Staatsopernpublikum vor. José Cura verströmte als Pollione viel baritonal eingefärbtes Testosteron, das sich breit über die eigentliche Gesangeslinie legte. Belcanto im klassischen Sinn ist bei Cura ohnehin nicht zu erwarten, dass er das „hohe C“ in seiner „Auftrittskavatine“ singt, wohl auch nicht. Wer solche, womöglich berechtigte Ansprüche hegt, wird sich schwer mit dieser Besetzung zufrieden geben; wer hingegen Cura in seiner sehr spezifischen Eigenart akzeptiert, wird auch an seinem Pollione Gutes finden. Meistens bringt er seine Opernhelden ganz gut auf den Punkt: diesmal den liebeshungrigen Römer, der schlachtenerprobt und erhobenen Hauptes den Scheiterhaufen besteigt. Elina Garanca färbte mit ihrem volltönenden, in edlen, dunkelgoldenen Schattierungen erglühenden Mezzo die Adalgisa ins frühherbstliche Licht gallischer Eichenwälder. Die Szenen zwischen Adalgisa und Norma waren die (!) Höhepunkte des Abends – zwei Sängerinnengenerationen, die sich zu innigem duettieren zusammenfanden, die eine unumstrittene Königin im ihrem Fach, die andere möglicherweise auf dem Weg, eine solche zu werden. Ob die dezente Raffinesse des schwarzen Abendkleides priesterlichen Bekleidungsvorschriften standgehalten hätte, wage ich zu bezweifeln, aber solch individuelle Note hat bei konzertanten Aufführungen natürlich einen besonderen Reiz. Über Editas Gruberovas Norma habe ich schon anlässlich ihres Hausdebüts im Februar 2005 einige Überlegungen angestellt – und gewisse Vorbehalte haben sich an diesem Abend verstärkt. Das Artifizielle kann das Heroisch-Tragische des Stoffes doch nicht ganz ersetzen. Außerdem scheint sich mir ihre Stimme in manchen Rollen zunehmend wohler zu fühlen als in anderen. Im Vergleich zu ihrer Elvira von Anfang September, wo sie mit (an ihren Karrierejahren gemessen) jugendlicher Leichtigkeit brillierte, schien mir die Norma an diesem Abend für sie nicht zur Gänze maßgeschneidert. Sie trug übrigens ein außergewöhnlich geschmackvolles Kleid, golden und rosa in der Farbgebung. Dan Paul Dumitrescu, Marian Talaban und Caroline Wenborne steuerten die übrige Besetzung bei. Friedrich Haider sorgte für eine routinierte, aber mir in Summe zu eindimensionale Umsetzung. Das Publikum spendete starken und langen Beifall, Blumen gab es für Gruberova und Garanca. |