TANNHÄUSER
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Wiener Staatsoper
11.9.2010

Dirigent: Franz Welser-Möst

Hermann, Landgraf von Thüringen - Ain Anger
Tannhäuser - Frank van Aken
Wolfram von Eschenbach - Matthias Goerne
Walter von der Vogelweide - Gergely Németi
Biterolf - Alexandru Moisiuc
Heinrich der Schreiber - Peter Jelosits
Reinmar von Zweter - Marcus Pelz
Elisabeth, Nichte des Landgrafen - Anja Kampe
Venus - Michaela Schuster
Ein junger Hirt - Caitlin Hulcup


Hausdebüt: Frank van Aken als Tannhäuser
(Dominik Troger)

In der dritten „Tannhäuser“-Vorstellung der laufenden Saison kam Frank van Aken in der Titelpartie zu seinem Hausdebüt. Er war für Johan Botha eingesprungen, der krankheitsbedingt abgesagt hatte.

Frank van Akens Tenor besitzt einen leichten baritonalen Einschlag, sehr gut zur Rolle passend und gefühlsmäßig ansprechend. Sein etwas „robuster“ und eher unpräziser Gesangsstil unterminierte aber diese Bemühungen um ein authentisches Rollenporträt. Die überaus kantable und genaue Stimmführung eines Johan Botha lag deutlich außerhalb seiner Möglichkeiten.

Aken brachte aber gewiss mehr Bewegung in die Szene: Am Beginn des zweiten Aufzugs lief (!) er Elisabeth freudig entgegen und sank vor ihr auf die Knie. Der Sänger durchbrach hier die rigide und seltsam depressiv anmutenden Passivität, die von Regisseur Claus Guth der Titelrolle übergestülpt worden war, (das „körperliche Beharrungsvermögen“ Johan Bothas wäre hier natürlich auch in Rechnung zu stellen ...) Der dritte Aufzug hätte allerdings nicht viel länger dauern dürfen: Nach kleinen Unsicherheiten in der Romerzählung und einem forciertem Zusammentreffen mit Venus war Tannhäusers Tenor beim finalen „Heilige Elisabeth, bitte für mich“ schon hörbar ausgelaugt.

Anja Kampe (Elisabeth) tat sich diesmal schwerer und zeigte eine beunruhigende Tendenz zum Scheppern bei höheren Tönen, was eigentlich länger gedienten Sopranen vorbehalten sein sollte. Mit ihrem einnehmenden Spiel konnte sie dieses Manko ein wenig wettmachen.

Die besten gesanglichen Leistungen des Abends boten Matthias Goerne als Wolfram und Gergely Németi als Walther. Der Walther steht natürlich nicht so im Rampenlicht, aber hier konnte man eine technisch gut durchgeformte, junge Stimme hören, die schon viel Gusto auf größere Partien macht. Matthias Goerne spielte alle Facetten einer romantisch gefärbten Farbenpalette aus, tief empfunden, ohne die Textkritik einer Metaebene mitzudenken, die das Guth‘sche Regiekonzept natürlich vorsieht – und wie es in der Premiere von Christian Gerhaher konsequent umgesetzt wurde. Goernes Auftritt im „Sängerkrieg“ mangelte es nicht an fehlendem Gewicht. Das war kein neurotischer Sänger, sondern ein sensibler Künstler mit hochstehenden moralischen Ansprüchen. Die Stimme schien mir auch präsenter als bei seinem Debüt.

Catlain Hulcup ist mir vom Timbre für den Hirten nicht jugendlich genug, das klingt zu schwermütig, bringt keine Fröhlichkeit zum Ausdruck, keine maienhaften Schalmeientöne. Und über die Venus der Michaela Schuster muss wohl wirklich der Mantel des Schweigens gebreitet werden.

Das Orchester unter Franz Welser-Möst war wieder sehr gut disponiert und spielte klangschön auf, schöpfte für meinen Geschmack aber nach wie vor die emotionalen Möglichkeiten zu wenig aus. Manchmal beschlich mich der Verdacht, als begreife der neue Generalmusikdirektor „Dramatik“ oder „Gefühl“ vor allem als dynamisches Phänomen.

Die Inszenierung drückt wahrscheinlich bestens aus, was Herr Guth gemeint hat, ist aber ein Ärgernis wenn man den bescheidenen Wunsch hegt, einer Aufführung von Wagners „Tannhäuser“ beizuwohnen.

Der Schlussapplaus war mit rund sechs Minuten nicht gerade lang – obwohl einzelne Mitwirkende (wie Matthias Goerne) stark beklatscht wurden. Ein paar Buhrufe mischten sich darunter, unter anderem für Frank van Aken. Ob die wirklich bis zur Bühne durchgedrungen sind, muss offen bleiben.