TANNHÄUSER
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Wiener Staatsoper
19.6.2001

Dirigent: Dietfried Bernet

Hermann, Landgraf von Thüringen - Hans Tschammer
Tannhäuser - Jon Frederic West
Wolfram von Eschenbach - Bo Skovhus
Walter von der Vogelweide - Torsten Kerl
Biterolf - Boaz Daniel
Heinrich der Schreiber - Benedikt Kobel
Reinmar von Zweter - David Cale Johnson
Elisabeth, Nichte des Landgrafen - Elisabeth-Maria Wachutka
Venus - Yvonne Naef
Ein junger Hirt - Katalin Halmai

Ein wenig exzentrisch...
(Dominik Troger)

...war dieser Tannhäuser des Jon Frederic West. Nun freut man sich ja, wenn ein Sänger des Tannhäusers dazu überhaupt noch genügend Stimme hat, aber es besteht immer die Gefahr dabei, dass es ein wenig lächerlich wirkt.

West wollte vielleicht zu viel an diesem Abend, etwas das ihn dazu verlockte, die Romerzählungen mit ein paar epxressiven Nuancierungen auszugestalten. Den vollen körperlichen Einsatz bezeugte eine Art von Bauchfleck, der die Schilderung des hoffnungzerstörenden Urteilsspruches des Papstes, effektvoll abschloss. Aber soll man darüber klagen? West sang teilweise sehr intensiv, kam allerdings mit den minnesängerischen Attitüden des Venusberg-Teils im ersten Aufzug nicht wirklich zu recht und musste auch im Sängerkrieg seinen Mitstreitern letztlich den Vortritt lassen. Hier wird ein kultivierteres Singes gefordert, dass ihm nicht eigen ist. West ist mehr ein Haudegen, der allerdings von einer einigermaßen soliden stimmlichen Basis aus agieren kann, was sich schon vor einigen Jahren bei seinem Debut an der Staatsoper als Tristan zeigte. Nun, der Tristan war eindeutig beeindruckender, aber welche Sänger können heutzutage einen Tannhäuser von A bis Z an einem großen Haus so anspruchsvoll durchstehen und auch noch (wenn diesmal auch ein wenig naiv) gestalten? (Die kann man an einer Hand abzählen...) Deshalb als Resumee: der Tannhäuser von West geht o.k.

Das mit dem naiv ist übrigens gar nicht abwertend gemeint. Diese Staatsoperninszenierung des Tannhäusers ist es auch, bald 20 Jahre alt, einst von Otto Schenk kreiert. Da passiert wirklich noch, was Wagner in sein Textbuch geschrieben hat, eine fast schon schützenswerte Rarität. Tannhäuser zur Seite waren einige wackere Minnesänger unterwegs. Bo Skovhus sang seinen schon oft erprobten Wolfram wieder mit weicher, gefühlvoller Stimme, möglich, dass man sich hier manchmal, vor allem im zweiten Aufzug, schärfere Konturen gewünscht hätte. Aber dieser Wolfram ist sowieso eine etwas unausgegorene Rolle, ein etwas langweiliger Erdulder aller ihn drängenden Liebesnöte - da lobt man sich dann auch schnell wieder die forsche Direktheit Tannhäusers.

Elisabeth-Maria Wachutka hat eine jener gefährdeten Sopranstimmen, die bereits bei leichtem Forcieren an einen blechigen Beiklang mit leichtem Tremolo stoßen. Das ist schade, weil es vom Stimmtypus sicher eine ganz hübsche Elisabeth hätte werden können. Leider vermochte sie aber auch sonst der Partie kaum Akzente abzugewinnen (was auch schwer ist, wenn man die ganze Zeit nur so hinleidet), so dass ihr Auftritt an der Staatsoper unter "unauffallend" subsummiert werden kann. Das gilt auch für Hans Tschammer als Landgraf, dem es an profunder Autorität auffallend mangelte. Ansonsten schlugen sich vor allem die Minnesänger überraschend gut, was den Sängerkrieg im zweiten Aufzug zu einem sehr packenden Sänger(!)-Wettbewerb gestaltete. Überzeugend mit verführerischer Leidenschaftlichkeit Yvonne Naef, als sehr menschlich-emotionale und stimmlich schöne Venus. Ein wenig schleppend Dietfried Bernet am Pult, das war vor allem Hausmannskost (ein etwas lauwarmes Schweinsbratel mit Knödel und Sauerkraut...)