SIEGFRIED
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Wiener Staatsoper Dirigent: Peter Schneider |
Siegfried
- John Treleaven |
Fünf
Rollendebüts! Ein Staatsopern-Siegfried mit fünf (!) Rollendebütanten – Siegfried, Mime, Wanderer, Fafner, Waldvogel. Und der Mime von Herwig Pecoraro bot für mich eindeutig die beste Leistung des Abends. Herwig Pekoraros Mime ist vielschichtig im Ausdruck, witzig, verzweifelt, verschlagen listig, und er singt obendrein ohne Fehl und Tadel. Im ersten Aufzug hat man Mime besser gehört als Siegfried, eine interessante, aber nicht unbedingt wünschenswerte Konstellation. Was mir besonders gefällt, dass Pecoraro die Partie stimmlich im Griff hat, nie den Anschein erweckt, als ob er sich plagen müsste, und dabei auch der Bedeutung des Gesungenen mit Nuancierungsfreude auf den Fersen bleibt. Mit dem Siegfried musste man ein wenig hadern. John Treleavens Stimme geht nicht richtig raumfüllend auf. Dabei hat er die Partie im Griff, er singt, er gestaltet, er macht sich auch schauspielerisch um eine vielschichtigere Charakterisierung dieses Naturburschen bemüht, (der ja eigentlich auch mehr sein sollte, als ein naiver Kraftlackel). Treleaven kann auch vermitteln, wie Siegfried darunter leidet, als Mensch allein unter Zwergen, Bären und Wölfen leben zu müssen – dass er Sehnsucht hat nach menschlicher Nähe und Gefühlserfahrung. Aber Siegfried muss auch Power haben, und davon hatte Treleavens Gesang leider zu wenig. Linda Watsons Brünnhilde kam über ein in der Attacke gefährdetes Mittelmaß nicht hinaus, der Wanderer von Jukka Rasilainen setzte immer wieder starke Akzente, der Alberich von Georg Tichy geiferte wie man es erwartet mit Wanderer und Bruder. Gelungen ist auch das Debüt von Fafner (Johannes Wiedecke), etwas weniger konnte ich dem Waldvögelein von Ileana Tonca abgewinnen. Daniela Denschlag erweckte die Erda zu warnendem Gesang. Das Orchester zeigte sich gegenüber der Walküre stark verbessert, spielte beherzter, immer wieder mit fülligem Wagner-Sound. Das Publikum spendete viel Applaus im gut besuchten Haus. |