RHEINGOLD
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Wiener Staatsoper
30. Mai 2014

Dirigent: Jeffrey Tate

Wotan - Tomasz Konieczny
Donner - Boaz Daniel
Froh - Sebastian Kohlheppt
Loge - Norbert Ernst
Fasolt - Sorin Coliban
Fafner - Ain Anger
Alberich - Jochen Schmeckenbecher
Mime - Herwig Pecoraro
Fricka - Elisabeth Kulman
Freia - Caroline Wenborne
Erda - Janina Baechle
Woglinde - Simina Ivan
Wellgunde - Ulrike Helzel
Floßhilde - Alisa Kolosova


Vorfreude am Vorabend
(Dominik Troger)

Der erste von zwei „Ring“-Zyklen an der Wiener Staatsoper begann mit einem guten „Rheingold“ – es war zwar keine „Sternstunde“, aber eine recht ausgewogene und gute Ensembleleistung erfreute die zahlreich erschienen Wagner-Fans.

Tomasz Konieczny hat den „Rheingold“-Wotan schon vor einem Jahr an der Staatsoper gesungen – und auch diesmal erweckte der Sänger wieder ein wenig den Eindruck, als habe Alberich heimlich Wotans Stelle eingenommen und hart daran gearbeitet, alle Welt zu täuschen. Seine Stimme ist für den Wotan doch ein wenig rau, ermangelt jener satteren „Farben“, die im Ausdruck den Herrscher und Gott kolorieren. Dafür hat Konieczny in der Vergangenheit den Wotan immer recht lebendig und „umtriebig“ gezeichnet (wobei ihm der „Walküren“-Wotan besser lag), und damit starke Wirkung erzielt – aber diesbezüglich schien er an diesem Abend doch etwas schaumgebremster zu agieren (bei Freitag „Rheingold“, Samstag „Walküre“ durchaus verständlich).

In der Vergangenheit war gerade die leicht ironisch gefärbte, und ein wenig „cartoonartige“ Figurenzeichnung Alberichs ein starkes Plus dieser Produktion: Wie Konieczny als Alberich auf dem kristalldrusenähnlichen Rheingold stehend seine von den Rheintöchtern sexuell befeuerten Energien zum Fluch „sublimierte“, das ergab einen zwingenden Musiktheatermoment. Jochen Schmeckenbecher setzte hier andere Akzente. Der Sänger ist als Alberich für Eric Owens eingesprungen (der ursprünglich für beide „Ring-Durchgänge“ angesetzt gewesen war). Schmeckenbecher verlieh dem Nibelungen wegen seines im Vergleich zu Konieczny weicheren Stimmtimbres menschlichere Züge, dafür wurde die erotisch-triebhafte Energie Alberichs nicht so deutlich artikuliert und den beiden Fluch-Szenen fehlte es an greller Brutalität. Schmeckenbecher punktete vor allem in der Nibelheim Szene, in der auch Herwig Pecoraro als Mime das Publikum erfreute. Norbert Ernst sang wieder einen subtil angelegten Loge. Der Sänger hat sich sehr gut in diese Produktion eingefügt, und entlockte dem Text viele feine Nuancen.

Elisabeth Kulman gab eine erotische Fricka mit jugendlicher Strahlkraft – aber Wotan wird sich handlungsgemäß trotzdem anderweitig umsehen, zum Beispiel bei der gediegen gesungenen Erda der Janina Baechle. Sebastian Kohlhepp sang einen stimmschönen Froh, Boaz Daniel steuerte einen nicht ganz so martialischen Donner bei, Caroline Wenborne eine etwas handfestere Freia. Als stimmlich bewährte Riesen stapften einmal mehr Sorin Coliban und Ain Anger über die Bühne. Die Rheintöchter fielen im Vergleich etwas ab.

Das Orchester unter Jeffrey Tate spielte vielleicht eine Spur zu träge, vor allem aber war die Klangbalance etwas unausgewogen. Schon im Vorspiel waren die Hörner recht dominat, die Violinen mussten sich erst durch einen „Schalldeckel“ emporkämpfen. Was im Vorspiel vielleicht sogar einen interessanten interpretatorischen Effekt machte, bestimmte aber den ganzen Abend: Zumindest auf der Galerie lag zu oft ein leicht halliger, amorpher Bläserklang (mit einigen Unsauberkeiten gegen Ende der Vorstellung) wie eine Wolke über dem Orchestergraben und vernebelte viele Feinheiten.

Das Publikum im vollen Haus war mit dem Gesamtergebnis durchwegs zufrieden und spendete starken, mit Bravorufen durchsetzten Beifall.