RHEINGOLD
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Wiener Staatsoper
12. Mai 2013

Dirigent: Franz Welser-Möst

Wotan - Tomasz Konieczny
Donner - Boaz Daniel
Froh - Herbert Lippert
Loge - Norbert Ernst
Fasolt - Sorin Coliban
Fafner - Ain Anger
Alberich - Wolfgang Bankl
Mime - Gerhard A. Siegel
Fricka - Mihoko Fujimura
Freia - Caroline Wenborne
Erda - Anna Larsson
Woglinde - Ileana Tonca
Wellgunde - Stephanie Houtzeel
Floßhilde - Alisa Kolosova


Aufwärmrunde am Vorabend (Nachtkritik)
(Dominik Troger)

Die Wiener Staatsoper hat eineinhalb Jahre lang keinen „Ring“ mehr gespielt – dementsprechend groß war der Andrang beim „Vorabend“ des Bühnenfestspiels, dem „Rheingold“.

Die Premiere dieser Produktion liegt zwar schon vier Jahre zurück, an diesem Abend wurde aber erst die 10. Aufführung in dieser Inszenierung gespielt. Die Wiener Staatsoper hat sich beim „Ring“ in der letzten Zeit sehr rar gemacht. Nächste Saison gibt es immerhin zwei „Durchgänge“, aber bis dahin wird man wieder ein ganzes Jahr warten müssen. Das ist schade, weil dieser Abend lehrte, dass Rollendebütanten am Haus doch ein wenig Zeit brauchen, um in diese Inszenierung hineinzuwachsen. Gerade das „Rheingold“ wurde seit der Premiere ganz stark von Tomasz Konieczny als Alberich und Adrian Eröd als Loge geprägt – und an diesem Abend traten Wolfgang Bankl (Alberich) und Norbert Ernst (Loge) in die Fußstapfen ihrer Rollenvorgänger.

Wolfgang Bankl tat sich sichtlich schwer, als „rheindurchschwimmender“ Alberich. Das „Kostüm“ zeigte sich für ihn eher von der unvorteilhaften Seite und beim Beklettern des Rheingolds ging er weit vorsichtiger ans Werk als Thomas Konieczny. Koniecznys Alberich hat athletisch und siegesgewiss die Liebe verflucht und das Gold gewonnen – und wo Konieczny stimmlich auftrumpfte, fasste sich Bankl recht knapp, so als müsste er mit seinen stimmlichen Kräften knausern. Bankl hatte auch Probleme mit der Langhaarperücke, fasste sich immer wieder ins Gesicht, um die Haare zurückzustreichen. Auch das Timbre seiner Stimme ist nicht wirklich aggressiv, da nistet eine Gemütlichkeit drinnen, die sich zwar mit dem Klingsor verträgt, aber beim Alberich an der Gefährlichkeit des Charakters nagt. So hätte auch Alberichs „Liebesgruß“ an Wotan von mehr gewalttätiger Durchschlagskraft profitiert, und ich vermisste die Kompromisslosigkeit, die Konieczny mit leicht greller Stimmfärbung so imposant an den Tag gelegt hat.

Aber Thomas Konieczny musste ja den Wotan singen – warum eigentlich? Das Publikum war sich über Koniecznys Göttervater offenbar uneinig, es gab für ihn sogar ein paar Buhrufe beim Schlussvorhang, wenn ich das von meinem Platz aus richtig wahrgenommen habe. Konieczny hat bereits vor zwei Jahren den „Walküren“-Wotan an der Staatsoper gesungen – und schon damals war der Eindruck zwiespältig gewesen: gutes Durchhaltevermögen gepaart mit stimmlicher Durchschlagskraft, aber in der Stimmfärbung und im Ausdruck zu wenig herrschaftlich. Sein „Rheingold“-Wotan war ein recht umtriebiger Charakter, der sich aber nicht durch einen satten Bassbariton abfederte. Und vieles, was so an Konversationston anfiel, klang etwas gepresst (was auch auf seine manchmal etwas eigenwillige deutsche Aussprache zurückzuführen sein könnte).

Nobert Ernst konnte im Spiel Adrian Eröds herumwirbelnden Loge nicht ganz vergessen machen, stimmlich fand er rasch zu einem eigenen, sehr wortdeutlichen und wortausdeutenden Stil, der die Figur mit dem nötigen Zynismus versah. Da und dort schien mir sein Tenor dann doch eine Spur zu lyrisch, aber insgesamt durfte er sich über ein gelungenes Rollendebüt am Haus freuen. Das Publikum dankte ihm beim Schlussvorhang mit sehr viel Beifall.

Mihoko Fujimura ist als Fricka eine „sichere Bank“, und sie versah das Porträt von Wotans Gemahlin mit passender Ironie. Weniger gut reüssierten Herbert Lippert als Froh, im Finale mit einem heftigen stimmlichen „Ausrutscher“, und Boaz Daniel, der als Donner etwas zu kämpfen hatte. Gerhard A. Siegel weckte hohe Erwartungen für den „Siegfried“. Die Erda von Anna Larson präsentierte sich stimmlich in keiner guten Form. Solide und im Rahmen der Erwartungen, die beiden Riesen und die Rheintöchter sowie Caroline Wenborne als Freia.

Das Orchester unter Franz Welser-Möst spielte über weite Strecken mit kammermusikalischer Zurückhaltung und viel Detailarbeit, in den Zwischenspielen dann kompakter, mit Nachdruck und deutlich mehr Lautstärke. Das Blech machte durch einige Patzer auf sich aufmerksam. Der Abend gewann erst im Laufe des zweiten Bildes Profil und lief dann flüssig dahin.

De Schlussapplaus dauerte rund zehn Minuten lang. Ein paar Buhs gab es offenbar gleich nach dem Verklingen in den beginnenden Applaus hinein.