RHEINGOLD
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Staatsoper
20. Juni 2025

Dirigent: Philippe Jordan

Wotan - Iain Paterson
Donner - Martin Häßler
Froh - Jörg Schneider
Loge - Daniel Behle
Fasolt - Ilja Kazakov
Fafner - Kwangchul Youn
Alberich - Jochen Schmeckenbecher
Mime - Michael Laurenz
Fricka - Monika Bohinec
Freia - Regine Hangler
Erda - Anna Kissjudit
Woglinde - Ileana Tonca
Wellgunde - Isabel Signoret
Floßhilde - Stephanie Maitland


Zu wenig gewürzt
(Dominik Troger)

An der Staatsoper eilen die Götter wieder ihrem Ende zu: der zweite „Ring“-Durchgang hat am Freitagabend mit dem „Rheingold“ begonnen – und hätte insgesamt mehr Würze gut vertragen.

Die  „Rheingold“-Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf bietet eine Mischung aus nibelungengeprägter „Trivialkultur“ und „bürgerlicher Komödie“, die ein anarchischer Loge zusammenhält. Sie hat ihre Reize, die in dieser Vorstellung aber nur zum Teil ihre Wirkung entfalteten.

Zuallererst musste die Aufführung einen blassen Göttervater verkraften. Iain Patersons Wotan erwies sich wieder als Kompromiss zwischen eher nüchternem Timbre, zu wenig Stimmkraft, gepaart mit einiger Ausdauer. Dergleichen löst schwer Begeisterungsstürme aus. Und die  paar Buhrufe, die sich beim Einzelvorhang in den Applaus mischten, klangen schon nach einem enttäuschten Gesamtresümee seiner bisher doch recht farblosen Wotan-Auftritte beim Staatsopern-„Ring“ 2025.

Die von der Regie vorgesehenen goldgierigen „Comic-Posen“ Alberichs und der sich intellektuell schlängelnde Loge-Witz sind auch nicht wirklich zur Geltung gekommen. Jochen Schmeckenbechers Alberich blieb zu ungefährlich, auch wenn er am Nibelungen nicht mit bösartigem Humor gespart hat. Sein Bariton ist weicher, die Zurschaustellung seiner Eroberungelüste, etwa wenn er im ersten Bild auf den großen Rheingold-Kristall klettert, fehlte der Hang zur grellen Überzeichnung, auf den die Regie abstellt. Das ist auch eine Frage des Typs, für den Schmeckenbecher im Rahmen dieser Inszenierung letztlich zu seriös bleibt.  Ähnlich ging es mit Daniel Behles schön vorgetragenem Loge, der den züngelnden Intellekt hätte mehr konturieren können: öfters klang er mir auch zu leise.

Michael Laurenz hat im letzten Staatsopern-„Ring“ vor zwei Jahren einen sehr guten Loge gesungen – und jetzt gibt er einen nicht minder überzeugenden, wortdeutlichen, zwergisch manieriert klagenden Mime. Nach dem Eindruck vom ersten „Ring“-Durchgang war das keine Überraschung und lässt auch von der kommenden „Siegfried“-Vorstellung am Mittwoch erwarten, dass Michael Laurenz und Andreas Schager ihre „Familienstreitigkeiten“ wieder pointiert und kraftvoll austragen werden.

Als Entdeckung dieses „Rings“ darf schon jetzt die Edda von Anna Kissjudith bezeichnet werden, in deren Stimme sich die Tiefe von Erdas Urwissen apart spiegelte. Bekannt bewährt brachte sich Jörg Schneider als Froh ein und Regine Hangler war eine selbstbewusste und sopranstrahlende Freia; Monika Bohinec eine nicht minder selbstbewusste Fricka. Die beiden Riesen Ilja Kazakov und Kwangschul Youn hätten noch eine Spur bedrohlicher ausfallen können. Martin Häßlers Donner blieb mehr ein Wetterleuchten,  bewährt die Alberich lockenden Rheintöchter.

Die Vorstellung begann sofort nach der Handy-Ausschalten-Lautsprecherdurchsage, Philippe Jordan hatte schon seinen Platz eingenommen, ganz ohne Auftrittsapplaus. Das Vorspiel klang aufgeraut: Dem Werden ist schon der Untergang eingeprägt – ein philosophischer Beginn. Und Jordan schien einen Mittelweg zu suchen zwischen der Pointiertheit des Konversationsstücks und breiter angelegten Zwischenspielen. Die Hörner hatten – wie schon in der „Götterdämmerung“ – ein paar „suboptimale“ Momente. Der Schlussapplaus lag bei zwölf oder dreizehn Minuten.