PARSIFAL
Aktuelle Spielpläne & Tipps
Forum
Opernführer
Chronik
Home
Zurück

Wiener Staatsoper
12.4.2001

Dirigent: Donald Runnicles

Amfortas - Franz Grundheber
Titurel - Walter Fink
Gurnemanz -
Franz-Josef Selig
Parsifal - Thomas Moser
Klingsor - Gottfried Hornik
Kundry-
Deborah Polaski

Der Gral blieb unenthüllt
(Dominik Troger)

Warum? Das ist freilich schwer zu erklären. Aber wahrscheinlich ging die Gralsuche und -findung diesmal zu glatt über die Bühne, ohne emotionale Kanten, ohne jene stimmliche Charakterisierungskunst, die die Leidenschaften sichtbar macht, die hier unter der Oberfläche in leidvoll-erotischen Zügen brodeln.

Einzig Franz Grundheber als Amfortas vermochte seine Schmerzensklage mit einer Prägnanz in das Auditorium zu exhibitionieren, dass man vielleicht erahnen konnte, warum sich diese Wunde nicht so einfach von selbst schließt. Aber das Problem begann ja schon früher, mit dem Gurnemanz von Franz-Josef Selig, der den ganzen ersten Aufzug in weihevoller Blässe abhandelte und dem Publikum die dramatische Attacke der langen Erzählung von Amfortas grimmigem Schicksal angesichts der zwei, wie gewohnt ziemlich stimmlosen Knappen, einfach vorenthielt. Thomas Moser als Parsifal hatte man auch plastischer in Erinnerung, denn auch er verfiel einer letztlich uninteressanten, bigott-frömmelnden Naivität. Deborah Polaski forderte ihn auch nicht wirklich heraus, fern jener ihn leidenschaftlich umrankenden weiblichen Laszivität, die ihm mehr, als diesen einen Kuss entlocken möchte. Aufhören durfte man bei Wolfgang Bankls Klingsor, der mehr von jener Dramatik spüren ließ, die es ganz einfach braucht, um neben dem ruhigen, nahezu schon sprichwörtlichen Parsifalschen "Dahinschreiten" das schlagende Herz des Werkes herauszuschälen.

Nein, rein gesanglich war es soweit schon in Odrnung, um das geht es nicht, das hat auch das Publikum mit seinem dankbaren, aber nicht gar so eindringlichen Applaus am Schluss bezeugt. Und diesmal war wirklich das "eingefleischte" Publikum im Haus, und es gab wirklich keinen, gar keinen Applaus nach dem ersten Aufzug und die Handies waren auch alle rechtzeitig entschärft worden. Die meisten Bravos durfte Donald Runnicles einheimsen, wobei mir sein Dirigat auch am Kern haarscharf vorbeizuzielen schien - und das heißt beim Parsfial schon, das man in Summe verloren hat. Das schöne Musizieren - und schön musiziert das wurde, und die Streicher vor allen verströmten philharmonischen Wohlkang wie er in der Staatsoper gar nicht so häufig zu hören ist - trägt dieses Werk alleine nicht über drei Aufzüge. Zwei spannungsvoll aufgebaute Verwandlungsmusiken sind nicht die Quintessenz. Der Parsifal steht und fällt mit dem dritten Aufzug, der die vorangegangenen Teile zum eigentlichen Wunder synthetisiert. In den letzten zwanzig Jahren hat das aber wirklich nur Horst Stein zuwege gebracht.