PARSIFAL
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Wiener Staatsoper Dirigent: Franz Welser-Möst |
Amfortas - Matthias Goerne |
Blumenmädchen
1. Gruppe - Regine Hangler Laydia Rathkolb Stephanie Houtzeel Blumenmädchen 2. Gruppe - Hila Fahima Caroline Wenborne Ulrike Helzel Stimme von oben - Monika Bohinec |
Die Gralswelt ist derzeit an der Staatsoper stark vertreten: Auf den „Lohengrin“ folgte „Parsifal“, traditionell zum Osterwochenende angesetzt. Diese Produktion wurde vor ziemlich genau 10 Jahren „aus der Taufe“ gehoben und erlebte an diesem Abend ihre 40. Aufführung. Eigentlich wäre es konsequent gewesen, den neuen „Lohengrin“ am Gründonnerstag zu geben. Die grünen Farbtöne der Trachtenjankerl, mit denen die Brabanter das Wirtshaus zum „Lohengrin“ vollstopfen, hätte an diesem Tage bestens zum von der Werbung vorgeschriebenen kollektiven Spinat-Genuss gepasst. Christine Mielitz war vor zehn Jahren leider nicht so kreativ, bei ihrer Produktion einen farblichen Bezug zum Gründonnerstag herzustellen – und das Möbelhausrot der Blumenmädchensofas ist inzwischen schon ziemlich abgelutscht. Aber wer weiß, wie das Trachtengrün aus dem „Lohengrin“ in zehn Jahren ausschauen wird? Sich eine Neuproduktion dieser „Parsifal“-Inszenierung zu wünschen, davor schrecken aber seit dem letzten Wochenende Wiener Wagnerfans zurück wie ein gebranntes Kind vor der Herdplatte. Hat die Direktion für nächste Saison nicht ohnehin einen neuen „Rigoletto“ und eine neue „Elektra“ angedroht? Der Abend bot in Summe sehr gepflegtes, wenn auch nicht ganz makelloses Musizieren. Das Orchester unter Franz Welser-Möst sorgte für abgeklärtes, fast distanziert wirkendes Spiel, das vor allem dem ersten Aufzug kaum Impulse verlieh. Die Musik schwebte aus dem Orchestergraben wie ein goldgetönter, leichter Vorhang, der das Allerheiligste verhüllt, ohne an die geheimen und schmerzvoll-sündhaften Leidenschaften zu gemahnen, von denen die Protagonisten der Handlung gekennzeichnet sind. Da schien das Interesse an der musikalischen Konstruktion das Interesse an der musikdramatischen Darbringung auszubremsen. Auf der Bühne war dieser Mangel an Expressivität ebenfalls zu spüren: Peter Rose sang den Gurnemanz mit schönem, für die Partie vielleicht schon zu hellem Bass und lyrischem Einschlag. Die Schilderungen des alten Gralsritters blieben vor allem im ersten Aufzug trotz großer Textverständlichkeit an der Oberfläche „hängen" – was vielleicht auch dem „entschlackten" Dirigat geschuldet war. Im dritten Aufzug war der Eindruck insgesamt dichter. Matthias Goerne tendierte bei seinem Rollendebüt am Haus stark dazu, die Amfortasqualen mit liedhaftem Schmerz zu erfüllen – und weil sein gaumiger Bariton diesem Schmerz ohnehin die Schärfe nahm, wurden die Leiden des Gralskönigs an diesem Abend nur in sehr abgemilderter Form greifbar. Johan Bothas Tenor klang etwas dunkler als gewohnt und der Glanz des Grals spiegelte sich nicht so stark in seiner Stimme wie schon gehört. Waltraud Meiers Kundry fasziniert seit Jahrzehnten – und diese Faszination ist ungebrochen, auch wenn die Sängerin stimmlich schon eine gewisse Vorsicht walten lässt. Sie hat in Wien 1987 (!) ihre erste Kundry gesungen und laut der Online-Datenbank der Wiener Staatsoper war das am Haus ihre 26. Aufführung in dieser Partie. Boaz Daniel konnte als Klingsor die Gefährlichkeit des Charakters nicht wirklich über die Rampe bringen (ebenfalls mit Rollendebüt an der Staatsoper) – und nicht alle Blumenmädchen sangen prächtig. Der Klang der Chöre konnte sich natürlich besser entfalten als im räumlich engen Wirtshaus zum „Lohengrin“. Steigerungspotenzial
für die zwei Folgevorstellungen ist noch vorhanden. Der Abend erntete
rund sechs bis sieben Minuten langen Schlussapplaus.
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