PARSIFAL
|
Home |
Wiener Staatsoper Dirigent: Adam Fischer |
Amfortas - Tomasz Konieczny |
Blumenmädchen
1. Gruppe - Ileana Tonca Olga Bezsmertna Margarita Gritskova Blumenmädchen 2. Gruppe - Anita Hartig Caroline Wenborne Zoryana Kushpler Stimme von oben - Monika Bohinec |
„Viele
leise Töne“ Die „Parsifal“-Aufführungen der Staatsopernsaison 2012/13 standen unter keinem guten Stern. Aber in der letzten Vorstellung der laufenden Serie kam Jonas Kaufmann doch noch zu seinem Rollendebüt am Haus. Drei Vorstellungen, drei verschiedene Tenöre in der Titelpartie: Christopher Ventris, Christian Elsner, Jonas Kaufmann (ursprünglich für alle drei Abende angesetzt). Franz Welser-Möst ereilte im ersten Aufzug der Vorstellung am Ostersonntag ein Hexenschuss, Solokorrepetitor James Pearson sprang ein und rettete den Abend. Die dritte Vorstellung übernahm Adam Fischer, der gerade für eine „Fidelio“-Serie an der Staatsoper zu Gast ist und Jonas Kaufmann trat zu seinem Parsifal-Hausdebüt an. Mich verschlug es an diesem Abend ungewohnter Weise auf den Balkonstehplatz, schon relativ bühnennahe. Insofern war ich sehr überrascht wie leise Jonas Kaufmann immer wieder klang, obwohl Adam Fischer sehr sorgsam dirigierte. Kaufmann sang jedenfalls mit starken dynamischen Abstufungen. Das „Amfortas! Die Wunde!“ beispielsweise sang er kräftig aus, wohlklingend, mit seinem bekannt schön gefärbten baritonalen Timbre, aber er nahm die Stimme bald wieder zurück – und dabei blieb es dann die meiste Zeit. Rekonvaleszenz oder künstlerische Absicht? In einem Interview mit der FAZ vom 15. Februar 2013, das online nachgelesen werden kann, äußert sich Kaufmann gerade über diese Art, Wagnergesang zwischen Forte- und Piano schwingen zu lassen und nennt das „Yin-und Yang-Spiel“. Er freundet sich in diesem Interview auch mit der Idee an, den Siegfried (!!) zu singen, und meint, man könne hier viel „Weichheit“ und „Legato“ in die Partie einbringen. Einerseits wäre es verständlich, wenn Kaufmann – sich möglicherweise noch in der Genesungsphase befindend – schonend mit seiner Stimme umgegangen ist, andererseits kämen mir im Falle der künstlerischen Absicht doch einige Zweifel, denn seine gesangliche Präsenz hielt sich an diesem Abend in Grenzen. Spielerisch setzte Kaufmann im ersten Aufzug einen starken Akzent, als er Kundy zu verprügeln suchte, aber sonst war es das übliche sich „Doch-gerade-nicht-verführen-lassen“. Das „Fangen des Speeres“ im Finale des zweiten Aufzugs gelang erst mit merklicher Zeitverzögerung. Das Orchester unter Adam Fischer klang nicht ganz so glanzpoliert wie unter Franz Welser-Möst, die Streicher spielten eine Spur „griffiger“ (und das war dem emotionalen Zugang förderlich). Vor allem im dritten Aufzug, die kraftvoller ausgestaltete Verwandlungsmusik zum Beispiel, gewann der Abend für mich gegenüber dem Gründonnerstag spürbar. Zwar gelang im Orchester nicht alles so perfekt wie vor einer Woche, aber dafür war der Gesamteindruck ein lebendiger. Aber solche Eindrücke sind immer sehr subjektiv – so ergaben sich im Pausenfoyer zu Evelyn Herlitzius auf einen Vergleich der beiden Vorstellungen bezogen durchaus unterschiedliche Meinungen. Ich persönlich fand sie an diesem Abend sowohl stimmlich als auch im Spiel prägnanter. Kwangchol Youn hat am Gründonnerstag den dritten Aufzug etwas eindringlicher gemeistert. Im Ausdeuten des Textes ist er mir allerdings zu wenig konsequent. Aber die wortgestalterischen Anforderungen an den Gurnemanz sind sehr hoch: er hat so viel zu erzählen. Man müsste jedes Wort auf die Waagschale legen und in seiner Bedeutung erfassen können. Nach
dem ersten Aufzug gab es wieder etwas Applaus und etwas Gezische. Dann
erfolgte eine kurze lautstarke Diskussion unter Besuchern, akustisch für
mich nicht zu verstehen. Der Schlussapplaus dauerte elf Minuten lang.
Der Beifall teilte sich relativ gleichmäßig auf, Fischer erhielt
möglicherweise den stärksten Applaus, bei Kaufmann hätte
ich mit mehr gerechnet. |