PARSIFAL
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Wiener Staatsoper
28. März 2013

Dirigent: Franz Welser-Möst

Amfortas - Tomasz Konieczny
Titurel - Andrea Hörl
Gurnemanz - Kwangchul Youn
Parsifal - Christopher Ventris
Klingsor - Wolfgang Bankl
Kundry -
Evelyn Herlitzius
1. Knappe - Stephanie Houtzeel
2. Knappe - Ulrike Helzel
3. Knappe - Wolfram Igor Derntl
4. Knappe - Marian Talaba
1. Gralsritter - Benedikt Kobel
2. Gralsritter - Janusz Monarcha

Blumenmädchen 1. Gruppe -
Ileana Tonca
Olga Bezsmertna
Margarita Gritskova

Blumenmädchen 2. Gruppe -
Anita Hartig
Caroline Wenborne
Zoryana Kushpler
Stimme von oben - Monika Bohinec

„Perfekter Einspringer“
(Dominik Troger)

Die traditionelle „Parsifal“-Aufführung am Gründonnerstag bescherte der Staatsoper zuerst einmal eine Absage: Jonas Kaufmann war erkrankt. Aber mit Christopher Ventris als Einspringer konnte nichts schief gehen.

Direktor Meyer trat vor den Vorhang, um die Umbesetzung kund zu tun. Ventris hat die Partie erst vor zwei Jahren zu Ostern in Wien gesungen und sein Parsifal hat nichts von seinem Reiz verloren: sein eher heller Tenor passt schon vom Timbre recht gut zum „reinen Toren“, und seine Stimme fand einen guten Kompromiss zwischen lyrischer Emphase und heldischem Strahlen. Ein übermäßig „großer“ Schauspieler ist Ventris zwar nicht, aber solange Kundry den Parsifal zum „Küssen“ kriegt, kann ein Sänger kaum etwas falsch machen.

Mit der Kundry von Evelyn Herlitzius wurde ich persönlich nicht recht „warm“. Ihre vibratoreiche Stimme, die mir schon in der Mittellage mehr verhärmt als erotisch zu klingen schien, wog mir ihren schauspielerischen Einsatz zu wenig auf. Die Sängerin gab ihr Hausdebüt in dieser Partie.

Kwangchul Youn sang einen bewährten Gurnemanz, stimmlich sehr gut, mit guter Aussprache, aber im Ausdruck doch eine Spur zu einförmig. Tomasz Koniecznys Amfortas fehlte vielleicht ein wenig die sattere Grundfärbung, und manch kraftvoller Ton färbte sich schon etwas grell, so dass dann wieder sein Alberich durchschimmerte. Wolfgang Bankls Klingsor ist längst ein bewährte Stütze des österlichen Wiener Parsifal-Geschehens. Die Blumenmädchen haben mich schon mehr verzückt.

Das Orchester unter Franz Welser-Möst bestach mit blankgeputzem Wagner-Klang und hoher spielerischer Qualität. Das war exquisit, leuchtete wie in spiegelndes Blattgold foliert – aber unter die Haut drang es kaum. So besiegte die Musik das Drama und analytische Klarheit wischte alles Bedeutungsschwere und Geheimnisvolle hinweg.

Das Publikum war sehr angetan von der Aufführung. Einige Besucher begannen beim Schlussapplaus sogar mit den Füßen zu trampeln. Klatschversuche nach dem ersten Aufzug wurden zischend im Keim erstickt. Man kann darin eine erzieherische Maßnahme sehen, die sich auch ein wenig kritisch mit aktuellem Konsumverhalten und der „Eventisierung“ des Kulturbetriebes auseinandersetzt: Es muss nicht immer gejohlt und geklatscht werden. Musik kennt eine erfüllte Stille nach dem zuletzt verklungenen Ton.

Die umstrittene Inszenierung hat es in neun Jahren auf 37 Aufführungen gebracht. Es ist zu befürchten, dass sie dem Wiener Publikum noch einige Jahre erhalten bleibt.