PARSIFAL
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Wiener Staatsoper
5.4.2012

Dirigent: Christian Thielemann

Amfortas - Falk Struckmann
Titurel - Andrea Hörl
Gurnemanz - Kwangchul Youn
Parsifal - Simon O'Neill
Klingsor - Wolfgang Bankl
Kundry -
Angela Denoke
1. Knappe - Stephanie Houtzeel
2. Knappe - Juliette Mars
3. Knappe - Norbert Ernst
4. Knappe - Peter Jelosits
1. Gralsritter - Benedikt Kobel
2. Gralsritter - Il Hong

Blumenmädchen 1. Gruppe -
Ileana Tonca
Olga Bezsmertna
Stephanie Houtzeel

Blumenmädchen 2. Gruppe -

Anita Hartig
Alexandra Reinprecht
 
Zoryana Kushpler
  Stimme von oben - Juliette Mars

„Leidenschaftsloser Gründonnerstag“
(Dominik Troger)

„Parsifal“ gehört zum Gründonnerstag. Dieses jährliche „Ritual“ hat heuer die Staatsoper bis zum letzten Platz gefüllt - vor allem auch deshalb, weil Christian Thielemann am Pult stand.

Man hat seit der Premiere im Jahre 2004 eine ganze Reihe namhafter Dirigenten in Wien „Parsifal“ dirigieren hören und fast alle haben den Gralskelch blitzblank gesäubert, und ließen ihn golden erstrahlen, mal weniger, mal mehr impressionistisch „aufgefächert“. Auch Christian Thielemann ist beim „Parsifal“ mehr „Apolliniker“, der vom Pianissimo-Raunen in den Violinen bis zu den ausbalancierten Verwandlungsmusiken an diesem Abend vor allem für schöne, aber etwas leidenschaftslose Klangerlebnisse sorgte. Das führte zu einer Langatmigkeit, die alle drei Aufzüge lang präsent war. Das zwiespältig Numinose der Handlung, die Erfahrungen des Leidens und des Erlösungswunders blieben weitgehend unentdeckt.

Die Besetzung war zudem nicht wirklich vom Feinsten: Kwangchul Youn sang einen etwas trocken timbrierten, wenig wortausdeutenden Gurnemanz, für meinen Geschmack zu wenig weihe- und weisheitsvoll. Simon O’Neill (mit Hausdebüt) ließ einen kräftigen, hellen, in der Höhe recht grell färbenden Tenor hören. Nun ist man in Sachen Heldentenöre in Wien in der letzten Zeit eher verwöhnt worden und da konnte O'Neill nicht mithalten. Nach dieser Vorstellung zu schließen, tendiert seine Stimme eher ins Charakterfach. Falk Struckmann scheint den Amfortas inzwischen etwas abgemilderter und stimmschonender zu präsentieren – das ist vernünftig. Der Titurel von Andreas Hörl (Rollendebüt) fiel gegen die meisten Rollenvorgänger deutlich ab. Wolfgang Bankl ist als Klingsor meist eine sichere „Bank“. Die Blumenmädchen müssen sich wohl erst für diese Aufführungsserie „arrangieren“.

Bleibt Angela Denoke, die auf exhibitionistische Art sogar das „offene Dekolleté“ von der Premierenserie wiederbelebte – in der sie selbst die Kundry gesungen hat. Bei Denoke konnte man noch etwas von der ursprünglichen szenischen Kraft dieser Inszenierung von Christine Mielitz spüren, die bekanntermaßen in Thomas Quasthoffs Amfortas ihre eigentliche Stütze gefunden hat. Selbstbewusst umgarnte Denoke Parsifal, verführerisch und getrieben von wahnsinnumschlungener Psyche. So tief wie Waltraud Meier schürfte sie nicht nach den mythischen Wurzeln des Bühnencharakters. Und Thielemanns überlange Pause nach dem „lachte“ streifte diesmal schon ein wenig an Mutwilligkeit, weil sie – im Gegensatz zu Meier – von Denokes nachschwingender Emotion meinem Eindruck nach nicht so präsent ausgefüllt wurde. Gegen Ende des zweiten Aufzugs verlor die Stimme der Sängerin deutlich an Kraft, und Denoke erreichte im Schongang die Pause.

Der Schlussapplaus dauerte knapp über zehn Minuten. Es gab viel, aber eigentlich nicht übermäßigen Jubel, sowie einige Buhrufe für O’Neill.

Fazit: Allzuviel einzuwenden wäre ungerecht, aber das Publikum der Staatsoper hat in der jüngeren Vergangenheit schon zwingendere „Parsifal“-Aufführungen erlebt..