LOHENGRIN
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Wiener Staatsoper Dirigent: Leif Segerstam |
Heinrich der Vogler - Ain
Anger |
An der Staatsoper steht „Lohengrin“ wieder in erprobter Besetzung auf dem Spielplan. Drei Vorstellungen sind angesetzt – und möglicherweise handelt es sich dabei um die letzten in der insgesamt wenig begeistert aufgenommenen Inszenierung von Barrie Kosky. Denn der kommende Staatsoperndirektor Dominique Meyer hat in einem Gespräch mit Mitarbeitern des „Neuen Merker“, wie man vor einigen Tagen auf www.der-neue-merker.eu lesen konnte, Neuinszenierungen von „Lohengrin“ und „Tristan und Isolde“ in Aussicht gestellt. Eine Ankündigung, mit der er wohl bei vielen Wiener Wagnerfans zum Einstand Pluspunkte sammelt. Allerdings stehen beide Werke nächste Saison nicht auf dem Spielplan. Außerdem scheinen einige der obgenannten Künstler in der Jahresvorschau für 2010/11 nicht auf: Segerstam ebensowenig wie Seiffert und Koch. Abgesehen von Koskys etwas „schräger“ „Lohengrin“-Deutung – Wagnerfans „klassischeren“ Zuschnitts sollten sich kommenden Donnerstag oder am Sonntag unbedingt Zeit nehmen. Leif Segerstam belässt der Musik ihre mythische Schwere, ohne dabei schwerfällig zu wirken, er lässt der Erzählung den Raum, den sie braucht, um sich in ihrer Bedeutung und Aussagekraft zu entwickeln. Das ruht und das wogt je nach Bedarf, das weiß genau, um Wagners Gespür für den großen musikalischen Effekt, der dann genussvoll „zelebriert“ wird. Der Lohengrin von Peter Seiffert setzte mehr auf kraftvolle Momente – und manchmal wars wohl schon eine Spur zu kraftvoll, die „Grals-Lyrik“ ein wenig „übersingend“. Dieser Lohengrin stand mit beiden Beinen und auch mit allen Stimmbändern fest im Leben: rittergroß und leidenschaftlich, Elsas liebeerfüllter Schutzherr und edler, kriegerführender Recke. Die Elsa von Soile Isokoski lebte ihre premierenerprobte Blindheit. Sie sang mit schwermütiger, mitfühlender Wärme (für meinen Geschmack könnte eine Elsa mehr naives Strahlen und blühendere Höhen haben). Wolfgang Kochs Telramund verband hohe Wortdeutlichkeit, Kantabilität und dramatischen Ausdruck in beeindruckender Weise. Er zeichnete die Figur nicht einfach als raubeinigen, stimmgewaltigen „Bösewicht“, sondern ließ einen als Zuhörer die Perfidie der Verleumdung ebenso spüren wie seine Abhängigkeit von Ortrud Mit Waltraud Meier stand ihm eine expressive und stolze Ortrud zur Seite, eine kluge Frau, die ein kalkuliertes Spiel treibt und zugleich von ihrem Recht überzeugt ist. Koch und Meier ergänzten sich sehr gut und sorgten für packende Opernmomente. Ain Angers König Heinrich gewinnt an Stattlichkeit. Boaz Daniel war als solider Heerrufer für Markus Eiche eingesprungen. Sehr präsent und wirkungsvoll kam an diesem Abend der Chor zur Geltung. Der Schlussapplaus währte zehn Minuten lang. Meier und Seiffert wurde am heftigsten Beifall gespendet, aber auch Koch konnte sich an vielen Bravorufen erfreuen. Bei Isokoski fiel der Applaus etwas ab. Wegen des nicht sehr gut besuchten Stehplatzes fiel der Beifall insgesamt etwas dünner aus. Segerstam wurde schon vor Beginn der einzelnen Aufzüge stark applaudiert. |