LOHENGRIN
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Wiener Staatsoper Dirigent: Peter Schneider |
Heinrich der Vogler - Kurt
Rydl |
Seiffert singt einen Lohengrin, der mehr dem Irdischen verhaftet ist, dem die Ränkespiele von Liebe und Hass deutlich näher gehen. Zwar schwingt im Timbre immer noch ein metallisches Leuchten mit, aber der Gesamteindruck ist doch gesetzter: ein Recke mit Lebens- und Kampferfahrung, zu dem Elsa nicht nur bewundernd, sondern auch begehrlich aufblicken würde – wenn die Regie sie nur ließe. (Bekanntlich hat Elsa in dieser neuen, noch kein Jahr alten Staatsoperninszenierung blind zu sein.) Seiffert singt ohne das silberne, hüftlange Grals-Haar, das Johan Botha (einer weltferner Gralsgesandter, mit einer Verdichtung des Asketisch-überirdischen in Gesang und Ausdruck) bei der Premiere ein sehr eigentümliches Aussehen verpasst hat. Jede „Gast-Elsa“ ist in dieser Inszenierung nicht zu beneiden, muss sie sich doch in der möglichst perfekten Darstellung einer Blinden zurechtfinden – und zurechtsingen. Bei Petra Maria Schnitzer zeigte sich für mich deutlich, dass diese Blindheit auch gesanglich spürbar werden muss – und dass sie trotz aller Traumverlorenheit Elsas im ersten Aufzug der Gesamtanlage der Rolle eigentlich widerspricht. (Der zartere Sopran der Premieren-Elsa von Soile Isokoski war besser dafür geeignet.) Schnitzer punktete – auch wegen ihrer etwas unsensiblen Höhe – mehr in den dramatischeren Passagen des Werkes: und die Brautgemachsszene erzeugte in dieser Besetzung eine viel größere Spannung als in der Premiere. Elsas Selbstzerfleischung und Lohengrins Verzweiflung, der schon so deutlich ahnt, was da kommen wird, ließen einen sogar das szenisch unzureichende Ambiente vergessen. Die beiden Bösewichte, Telramund (Falk Struckmann) und Ortrud (Petra Lang) sowie der Chor, waren stark präsent und lieferten packende Bühnenmomente. Ortruds gut geführter, satt-geifernder Mezzo musste am Schluss ihrem großen Einsatz ein wenig Tribut zollen. König und Heerrufer, zwei verdiente Kräfte des Hauses, sind hingegen schon etwas in die Jahre gekommen… Peter Schneider sorgte für einen teils dichten Abend, gemalt mit kräftigen Farben und etwas laut. Während die Bläser ganz guten Eindruck machten, blieben die Streicher unter ihren Möglichkeiten, mangelte es den Violinen im Vorspiel noch an der nötigen „Abstimmung“. Insgesamt schien das Publikum zufrieden. Seiffert und Schnitzer wurden mit Blumenwürfen bedacht. Ein paar freie Sitzplätze gab es, viele freie Stehplätze. Die Inszenierung ist wirklich kein großer Wurf, die schwarzgrä(e)uliche Optik plus ein paar neongelben „Hotspots“ trostlos. Die einzige Ausnahme: Die Hochzeitsprozession im zweiten Aufzug trägt nach wie vor mit befremdlicher Poesie und malt gleichsam auf der Bühne die Töne nach. Elsas rätselhafter Traum vom Glück? |