LOHENGRIN
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Wiener Staatsoper
20.2.1997
23.2.1997

Dirigentin: Simone Young

Heinrich der Vogler, deutscher König - Alfred Muff
Lohengrin - Johann Botha 23.2.:
Peter Seiffert
Elsa von Brabant -
Cheryl Studer
Friedrich von Telramund, brabantischer Graf -
Wicus Slabbert
Ortrud, seine Gemahlin - Waltraud Meier
Der Heerrufer des Königs -
Georg Tichy

Lohengrin im Doppelpack
(Dominik Troger)

Zweimal Lohengrin, einmal der stimmlich überraschende Newcomer, der von der Volksoper kommende Südafrikaner Johan Botha, der sich mit seinem schlanken kraftvollfrischen jugendlichen Tenor gleich einen Platz unter den derzeit besten Lohengrin-Interpreten ersang, und einmal der bewährte Routinier, Peter Seiffert, dessen Auftritt zuerst durch eine Fischvergiftung (wie gutinformierte Kreise wissen wollten) verhindert worden war.

Und in Summe siegte ohne Zweifel der Newcomer Johan Botha, während sich Peter Seiffert, womöglich noch geschwächt, stimmlich nicht in bester Verfassung befand. Wo er um eine klare Linie und das kraftvoll-lyrische - besonders auffallend in der Gralserzählung - deutlich kämpfen muß, suggeriert Botha eine Mühelosigkeit, die, noch vermehrt um eine diffizilere Ausgestaltung des Wortsinns, ihn zu dem Lohengrin der nächsten Jahre machen muß.

Das absolut überraschende dabei ist die Selbstverständlichkeit, mit der hier das Orchester überwunden und der große Raum der Staatsoper stimmlich aufgefüllt wird, ohne dass dabei die Gesangslinie überstrapaziert werden müßte. Da wird die Partie nicht erzwungen, sondern gesungen. Sogar Peter Seiffert war an seinen besten Abenden von diesem "Zwingen" nie ganz frei, weil für seine mehr breit angelegte Stimme das eigentliche am Lohengrin, dieses heldisch-strahlende Schweben in höheren Sphären nie ureigenstes Terrain war. Johan Botha macht das nichts aus, es ist wie geschaffen für ihn. Leider war es aber anscheinend nicht mehr möglich, für Johan Botha das Lohengrin-Kostüm dermaßen zu adaptieren, dass es ihm als Ritter auch wirklich angemessen gewesen wäre. Diese optische Irritation wurde durch die statische Rollengestaltung Bothas nicht entschärft, aber letztere kann man einem Einspringer von solchem Format kaum übelnehmen (und weil seine Leiblichkeit wohl auch mit der saturierten Strahlkraft seiner Stimme zusammenhängt, wäre es um jedes Kilo schade, das er nicht auf die Waage brächte).

Die Aufführung am 20.2. ließ sich leider von dem überzeugenden Lohengrin Debüt Bothas nicht sehr anstecken. Waltraud Meiers Ortrud muß man hier noch ausnehmen, wenn auch ihre Ausbrüche im zweiten Aufzug leichte stimmliche Erosionsspuren zeigten. Wicus Slabbert und Alfred Muff als Telramund beziehungsweise als König Heinrich waren, vor allem ersterer, stimmlich deplaziert, Cheryl Studer, Elsa, findet nur sehr langsam wieder zu ihrer Wagnerstimme zurück. Georg Tichy als wenig erbaulicher Heerrufer passte zum Gesamtbild. Auch Simone Young am Pult konnte die Aufführung nicht mit den nötigen Impulsen beleben.

Der Lohengrin am 23.2. zeigte sich - mit Ausnahme von Peter Seiffert - stark verbessert. Es ist zu hoffen, dass bei ihm wirklich nur die Unpäßlichkeit der letzten Tage verhängnisvolle Nachwirkung zeigte. Das Orchester spielte dynamisch, spannend. Es konnten auch König Heinrich und Telramund reüssieren, Cheryl Studer konnte wieder eine Stufe auf ihrem mühsamen Weg zu altgewohntem Glanz erklimmen und Waltraud Meier war auch bei den Höhen wieder voll im Besitz ihrer sängerischen Kräfte. Und das ergab in Summe ein packende Aufführung.