LOHENGRIN
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Wiener
Staatsoper Dirigent: Fabio Luisi |
Heinrich der Vogler, deutscher
König - Matti Salminen |
Ortruds Ekstase Was wäre wohl aus diesem Lohengrin geworden, wenn nicht Waltraud Meier ihre Schlüsselszene im zweiten Aufzug mit solcher magischen Vehemenz zum Ausdruck gebracht hätte, dass sogar Sue Patchells etwas verblühte Elsa zu neuem Leben erwachte? Im ersten Aufzug zeigte sich das Ensemble nämlich nicht wirklich von der besten Seite. Matti Salminen bot zwar einen profunden, aber nicht sehr differenzierten König Heinrich (diese Partie ist nicht so ganz sein Stimmtypus). Johann Botha war als Lohengrin von der langen Fahrt noch etwas angeschlagen - oder er war mit dem Einsingen nicht so ganz zurecht gekommen. Jedenfalls mischten sich einige Unsauberkeiten in seine Stimmführung, und er zeigte wirklich eine gewisse Anstrengung - ein bei ihm ungewohntes Phänomen. Die Elsa von Sue Patchell war mit ihrer verblassten Jugendlichkeit auch zu keinen besonders traumwandlerischen Tongemälden fähig, die Elsas Traum jenem Grad von Verzückung verliehen hätten, den man gerne hören würde. Tom Fox war ein brav geifernder Telramund, dessen Wortdeutlichkeit hier aber ganz besonders vermerkt werden soll. Das Ganze vermischte sich mit der auf Tempo-getrimmten Interpretaion von Fabio Luisi, der - im italienischen Fach sehr verdient - für die eigene Dynamik Wagnerscher Musik noch nicht das richtige Gespür gefunden hat. So endete denn auch der Schluss des ersten Aufzugs in einem hingeknallten Finale, dass einem frühen Verdi würdig gewesen wäre. Wenn sich auch in Folge an der Parforce-Jagd durch die Lohengrin-Musik nichts änderte, so hatten sich ab dem zweiten Aufzug zumindest die Protagonisten darauf eingestellt. Und Waltraud Meier mit ihrer kraftvollen, wunderbaren Stimme, brachte das Ganze ins Lot. Tom Fox hatte da keine andere Chance, als klein beizugeben, und sich von Ortrud wieder ganz in Bann schlagen zu lassen. Sue Patchells Elsa gewann an Sicherheit und Profil, dass sie allerdings erst in der Brautgemachszene dann wirklich voll ausspielte. Die Dramatik der "Frage-Ich-Dich-Oder-Nicht"-Verzweiflung kam ihrem fortgeschrittenen Stimmduktus entgegen, weil hier die emotionale Spannung leicht über die musikalische Note zu siegen im Stande ist. Das war packendes Theater und lenkte effektvoll zur Gralserzählung hinüber, die Johann Botha, der mit Fortdauer des Abends zu seiner Bestform zurückfand, dann auch zu einem weiteren Höhepunkt werden ließ. Zwar wirkte das Ganze mehr wie eine Konzertarie, denn Botha war selbstbewußt vor an die Rampe marschiert, um sich die beste Ausgangsposition zu sichern, aber es war trotzdem hinreißend und mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet - das war im Vergleich zu seinen früheren Lohengrin-Vorstellungen deutlich zu hören. Schon lange nicht mehr vermochte ein Sänger die "Taube" so lange und mühelos in der Luft schwebenzulassen, um dann die ganze Erzählung kraftvoll und ohne merkbare Anstrengung in der Namensnennung ausklingen zu lassen. Den Schlusspunkt setzte dann aber wieder Waltraud Meier, deren Ortrud schon "Referenzcharakter" hat, wenn man das so schreiben darf... Bleibt abschließend noch zu vermerken, dass sich das Orchester beim Zwischenspiel im dritten Aufzug nur zu einer greulicheren "Verblasung" hinreißen ließ, was doch aufzeigt, das man einigermaßen bei der Sache war, und es Fabio Luisi durchaus angedeihen ließ, Wagner-Erfahrung zu sammeln. (PS: Wenn der Heerufer von Boaz Daniel besonders unangenehm aufgefallen wäre, hätte ich es erwähnt! PPS: Das Bühnebild von diesem Lohengrin ist als schmucklose Rekonstruktion eines Post-Fränkischen-Herrschaftssitzes mit einer Art Wallumfriedung schon ein wenig herb...) |