DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
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Wiener Staatsoper
21.11.2005

Dirigent: Ulf Schirmer

Daland - Walter Fink
Senta - Eva Johannson
Erik - Peter Seiffert
Mary - Janina Baechle
Steuermann - Cosim Ifrim
Der Holländer - Alan Titus


Viel Applaus für Erik
(Dominik Troger)

Zwei Jahre sind seit der „Holländer“-Premiere schon wieder ins Land gezogen. Die Produktion hat ihre Tauglichkeit im Opernalltag bewiesen – bei einer wohltuenden Abschwächung des ursprünglichen Regiekonzepts. Aber keine Sorge: Sentas Flammentod wurde nicht abgeschafft.

Das „wohltuend“ trifft vor allem auf die Charakterisierung des Daland zu. Walter Fink hat die Partie unter seine Fittiche genommen und ist gut in sie hineingewachsen. Daland handelt jetzt nach der Devise „rauhe Seemannsschale, weicher Vaterkern“, wobei er das kaufmännische nicht vernachlässigt. Den fiesen Abzocker, den Manchester-Kapitalisten, der seine Matrosen wie Maschinen verschleißt und den Wert seiner Tochter nach dem Aktienkurs berechnet, hat er über Bord geschmissen (und mit ihm hat es auch die wertpapierlistende, rosablättrige Tageszeitung ins Meer geweht). Vielleicht bläst als Draufgabe der Südwind hin und wieder die Flammen aus, in denen sich Senta konzeptgemäß am Schluss selbst verfeuern muss. Aber diesmal loderte es wieder eifrig auf, zuerst vorne, dann seitenherum im Rechteck – die Pyrotechnik hatte aufgepasst.

Musikalisch haben am Beginn die Perfektionisten im Publikum ein wenig gelitten, und Ulf Schirmer hat diese Seemannsoper im Stile eines forschen Wikingerschiffes durch nördliche, aufbrausende Gewässer gejagt. Die Sänger hatten sich darauf eingestellt und sangen aus „voller Kehle“. Das gilt für Senta (Eva Johansson) ebenso wie für Alan Titus (Holländer) und Peter Seiffert (Erik). Dynamische Abstufungen, eine Hinwendung mehr zum Lyrischen, waren nicht so gefragt. Peter Seiffert imponierte mit edlem, gesättigtem Heldenmaterial, einer Stimme „mit Saft und Fleisch“, für die der Erik fast schon zu leichtgewichtig ist. Johansson gab eine energische Senta, die Töne öfter etwas angeschärft. Alan Titus punktete ebenfalls mehr im Forte.

Das Resultat war eine spannende Aufführung, wenn auch nicht auf dem Format der Premierenserie und einiger Reprisen. Natürlich mit der Ausnahme Peter Seiffert: Für ihn gab es beim Schlussapplaus einen Blumenwurf. Schön, dass er wieder einmal in Wien zu hören ist.