DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
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Wiener Staatsoper Dirigent: Seiji Ozawa |
Daland
- Matti Salminen |
Die erste Reprisen-Serie des neuen Staatsopern-„Holländers“ hat musikalisch noch einmal zugelegt. Jetzt hat die Besetzung endlich auch einen Daland, der die Rolle stimmlich umsetzen kann. Bei Matti Salminen ist der Daland kein böser Kapitalist mehr, sondern Seemann und Vater und – natürlich – auch Kaufmann. Der überzogene Zynismus, den Regisseurin Mielitz dieser Figur verpasst hatte, ist verflogen – zum Glück. An Salminen konnte man auch leicht ermessen, dass die Premierenbesetzung mit Franz Hawlata wirklich keine sehr glückliche und eine viel zu leichtgewichtige gewesen war: Salminen hat nicht nur das stimmliche Schrot und Korn für einen Seemann (er schaut auch so aus). Und Seemann, das ist Daland doch vor allem – auch wenn er gierig nach dem Gold des Holländers blinzelt. Jetzt muss man nur noch diesen lächerlichen Fuchspelzkragen, der Dalands Outfit ziert, irgendwo im Depot verschwinden lassen (am besten in die Financial Times wickeln, die ja auch sinnloser Weise auf der Bühne herumliegt) und die Sache würde sich durchaus gut anlassen – bis auf den Schluss. Die Illumination Sentas, diesem Mielitz’schen Schlussrätsel, muss man sich Aufführung für Aufführung stellen. Auch beim dritten Mal konnte ich mich nicht damit anfreunden. Das Herumgetue mit dem Bezinkanister nimmt der Szene jegliche Spontanität. Senta muss schauen wo der Kanister ist, sich übergießen, Zünder suchen, das Feuer brennt wieder nicht ordentlich an, Senta ist längst weg, da hat erst das ganze Rechteck Feuer gefangen etc. Und plötzlich ist die Oper aus und man wurde von der Hauptsache abgelenkt; um den Schluss betrogen. Der ganze Handlungsablauf steht diametral dieser auf den Punkt gebrachten Schlussapotheose Wagners entgegen. Da bekommt die Szene plötzlich einen Knoten, der die Wucht der Dramatik aufhält, und sie beinahe ins Lächerliche verkehrt. Aber was nützt es? Mielitz hat gewiss ein Copyright auf Sentas Feuertod. Die restliche Besetzung
war bekannt: Die Senta von Nina Stemme bot darstellerisch
und gesanglich wieder eine exzellente Leistung, höhensicher und
kraftvoll. Torsten Kerl schlug sich achtbar, aber wirklich
in den Griff bekommt er den Erik nicht. Und über Franz
Grundhebers Holländer lasse ich sowieso nichts kommen.
Seiji Ozawa und das Orchester setzten wieder auf ein
lauteres, mehr trockeneres Spiel, aber der musikalische Fluss war diesmal
weit besser getroffen. Gut akzentuiert die rhythmisch betonten Stellen,
etwa der Chor im dritten Aufzug, da hat Ozawa dann sehr souverän
die Spannung gesteigert und bis zum Schluss durchgezogen. Fazit: Insgesamt
die beste der drei Holländer-Aufführungen, die ich in der
neuen Inszenierung gesehen habe. Auch das Publikum war vom durchgehend
hohen Niveau des Abends recht angetan. |