DIE GÖTTERDÄMMERUNG
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Wiener Staatsoper
20.4.2002

Dirigent: Donald Runnicles

Siegfried - Siegfried Jerusalem
Gunther - Boaz Daniel
Hagen - Kurt Rydl
Alberich - Oleg Bryjak
Brünnhilde - Luana DeVol
Gutrune - Ricarda Merbeth
Waltraute - Marjana Lipovsek

"Siegfrieds Tod"
(Dominik Troger)

Die Rheintöchter haben ihn wieder, den "Ring". Die Orchesterwogen haben sich geglättet. Das Publikum hat sich dankbar von allen Mitwirkenden verabschiedet.

Die abschließende Götterdämmerung fasste noch einmal die künstlerischen Möglichkeiten dieser Ring-Serie zusammen: Donald Runnciles war der eigentliche Motor - vom Rheingold bis zum Walhall-Brand. Während des ersten Aufzugs der Götterdämmerung hielt er die Spannung geschickt "am Köcheln", der zweite Aufzug geriet sehr dicht, voll brodelnder Spannung, der dritte Aufzug schloss sich nahtlos an den zweiten an. Man kann das im Repertoire kaum besser machen.

Siegfried Jerusalem war erneut zu einem Marathon angetreten und kam ins Ziel. Er macht es einen aber wirklich nicht leicht, ihn in guter Erinnerung zu behalten. Mit fast übertriebener Eindringlichkeit gestaltete er die Sterbeszene: Siegfried bleibt in diesem Fall stehen und singt seine Abschiedsworte nicht - wie üblich - im Halbliegen, sondern wankt und schwankt dann noch absonderlich vorwärtstappend, ehe er beim ersten Orchesterausbruch des beginnenden Trauermarsches ziemlich theatralisch zu Boden kippt. Stehend k.o. sozusagen...

Luana DeVol's Brünnhilde hinterließ einen zwiespältigen Eindruck, auch wenn sie im zweiten und dritten Aufzug noch ein paar "Reserven" locker machen konnte. Ihre Stimme ist zu unstet und lässt sich einfach nicht zu jener strahlenden Speerspitze transformieren, mit der Wagner durch alles Orchestergewoge hinweg auf die Herzen seiner Zuhörerschaft zielt. Jedenfalls fühlte sie sich in der Götterdämmerung deutlich mehr zu Hause als in der Walküre oder im Siegfried. Hier schaffte sie es endlich, sich auch als "Bühnenpersönlichkeit" zu profilieren und das Publikum für sich einzunehmen - der starke Schlussapplaus beweist es.

Der polternde Hagen von Kurt Rydl erzeugte einiges an dramatischer Wucht und Glaubwürdigkeit. Boaz Daniel erfüllte den Gunther mit frischer Stimme und neuem Leben (endlich, darf man aufseufzend hinzufügen, konnte man einmal eine andere Besetzung in dieser Partie hören).

Die Waltraute, gesungen von Marjana Lipovsek, geriet diesmal vorzüglich - ebenso wie der Kurz-Auftritt des Alberich, Oleg Bryjak. Auch Ricarda Merbeth als Gutrune konnte reüssieren.

Was die Inszenierung betrifft, so ist die Götterdämmerung am trostlosesten: ein stimmungsloses Bühnenbild als Gunther's Halle, die zuletzt im mit Staniol-Papier ausgekleideten Rhein versinkt. Hagen stürzte sich da noch todesmutig hinein. Dann schwoll das Orchester an zu voller Wagner'scher Präsenz, ehe sich über dem verklärenden Streichermotiv der Vorhang schloss. Eine Schweigesekunde für den "im Geiste anwesenden Meister" - und Applaus. Das war der Staatsopern Ring der Saison 2001/2002.