DIE GÖTTERDÄMMERUNG
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Wiener Staatsoper
1.4.2001

Dirigentin: Simone Young

Siegfried - Wolfgang Schmidt
Gunther - Peter Weber
Hagen - Matti Salminen
Alberich - Oleg Bryjak
Brünnhilde - Deborah Polaski
Gutrune - Ricarda Merbeth
Waltraute - Marjana Lipovsek

"Handy-Dämmerung"
(Dominik Troger)

Über manche Aufführungen hätte man rein gar nichts zu schreiben, wenn nicht zum Beispiel im ersten Aufzug ein paar Handies ungeduldig ihre Unzufriedenheit kund getan hätten. Natürlich nur über die Aufführung an sich, denn der erste Aufzug "Götterdämmerung", der bekanntlich nicht der kürzeste ist, kann einem schon zulange werden. Die Nornenszene am Beginn brauchts meistens zum Einspielen, dann kommt der erste Höhepunkt: Siegfried marschiert in die Welt und so fort.

Nun brachte die Aufführung aber in etwa wirklich das, was auch schon vorher aufgrund des Besetzungszettels erwartbar gewesen war. Und insoferne braucht es keine weiteren Erläuterungen: Die Polaski ist eben keine metallische Überheldin, sondern eine sehr menschliche Brünhilde (was das Publikum auch wirklich akzeptierte, wie der viele Beifall nachher bewies). Wolfgang Schmidt tut sich als Siegfried leichter, und er war an diesem Abend wirklich ganz gut drauf. Erst bei Siegfrieds Tod gabs dann ein paar Töne, die schon ein wenig die gequälte Kreatur hervorkehrten - aber im ersten und zweiten Aufzug, sehr solide, sehr kraftvoll, sehr souverän. Matti Salminen ist ein "Referenz"-Hagen, in all seiner schwarzalberischen menschenverachtenden Weltsicht. Peter Weber als Gunther, stimmlich blaß wie immer in dieser Partie, passte trotzdem ganz gut zu dieser Rolle (wahrscheinlich gerade deshalb). Die Gutrune von Ricarda Merbeth setzte da und dort Akzente, aber viele kann sie ja partiturbedingt gar nicht setzen. Oleg Bryjak kletterte als Alberich aus nächtlichen Tiefen empor um seine paar Minuten Götterdämmerung ebenfalls sehr solide über die Rampe zu bringen. Marjana Lipovsek bot eine emotionale, stimmlich manchmal schon etwas angestrengte Waltraute. Und das Orchester unter Simone Young sorgte für die passende Untermalung, zu wenig differenziert, so ziemlich aus dem Bauch heraus, manchmal ein wenig holprig, selten enthusiastisch, wie ein Schiffchen mehr von des Rheines Wogen hin und her geschaukelt, als selber ruderbestimmt losgesteuert. Und so wurde die Dirigentin beim Einzelvorhang am Schluss mit einigen besserwisserischen Buhs bedacht.

Tja, und dann natürlich diese schmucken Details: Wenn Siegfried den Tarnhelm auf dem Kopf (das ist in diesem Fall so eine Art goldener Stoff, der auch das Gesicht verdeckt), sich vorsichtig über den Brünnhildenfelsen tastet, damit er nicht die Stufen hinunterpurzelt. Das war hübsch anzusehen, dieses Tasten und Warten, dann wieder einen Fuß vorgestreckt, die Kante erfühlend, dann hinabgestiegen... Man wird auch, sollte es in den nächsten vierzig Jahren noch einmal eine Neuinszenierung geben, unbedingt diese Wildschweine vermissen, die die Jagdgesellschaft im dritten Aufzug auf die Bühne schleppt, um sich an der Beute zu lagern, während Siegfried die Erzählung vom Waldvögelein zum Besten gibt. Und dann dieser Walhall-Brand, bei dem einem, zumindest wenn man seitlich oben postiert ist, die roten Scheinwerfer prosaisch ins Auge strahlen. Aber diese Inszenierung und dieses Bühnenbild befanden sich ja schon bei der Premiere in einem Zustand desolater Halbfertigkeit...