DIE GÖTTERDÄMMERUNG
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Wiener Staatsoper
16.4.2000

Dirigentin: Donald Runnicles

Siegfried - Heinz Kruse
Gunther - Peter Weber
Hagen - Matti Salminen
Alberich - Franz-Josef Kapellmann
Brünnhilde - Gabriele Schnaut
Gutrune - Ricarda Merbeth
Waltraute - Marjana Lipovsek

"Gunther, wie heißt deine Tochter?!"
(Dominik Troger)

Es ist ja auch kein Wunder, dass Siegfried (Heinz Kruse) mit der Genealogie nicht so vertraut ist. Woher soll er sie auch kennen. Während er ein wenig linkisch durch die ihm unbekannte Gibichungenhalle schreitet, verführt ihn Gutrunes Anmut (Ricarda Merbeth) zu dieser Vermutung, sie müsste Gunthers Tochter sein. Und er scheut sich auch nicht, gleich nach ihrem Namen zu fragen. Vielleicht war ist es aber auch die etwas angegraut wirkende Repräsentanz von Gunther (Peter Weber) gewesen, die ihn zu dieser Auffassung verleitete. Es war - zugegebenermaßen - eine hübsche Pointe, die dem etwas langatmigen ersten Aufzug einen humoristischen Touch versetzte. Denn während Donald Runnicles mit dem Orchester immer wieder versuchte das leitmotivdurchsetze Tongewoge der Götterdämmerung zum Brodeln zu bringen, war es diesmal leider die Besetzung, die eine gewisse Rücksichtnahme verlangte. Aber wenn Sänger eigentlich eine zu kleine Stimme für die Wiener Staatsoper haben, dann kann man das nicht ihnen vorwerfen - sondern nur demjenigen, der sie engagiert hat. So mag denn der Siegfried von Heinz Kruse in einem kleineren Haus durchaus imposant sein, den Raum der Staatsoper vermochte er mit seiner Stimme nicht auszufüllen. Dass darunter der Gesamteindruck natürlich litt, ist evident. Zusammen mit dem wenig präsenten Gunther war da schon die kritische Masse erreicht, die ein prächtiger Matti Salminen als Hagen und eine ebenso auftrumpfende Gabriele Schnaut nicht mehr "aufzufetten" vermochten. Dazu kam, dass Marjana Lipovsek den ersten Aufzug mit ihrer Waltraute nicht gerade bereicherte. Herrlich also Matti Salminen, der allen Registern hinab in Hagens unergründlich schwarze Seele-Tiefe folgte und mit archaisch-barbarischem Ton die Mannen zum Hochzeitsfest herbeisang. Herrlich auch Gabriele Schnaut, deren Stimme wieder mit unermüdlicher Kraft, sich als Brünnhilde in den Flammentod frohlockte. Allerdings, es war diesmal deutlicher zu hören als in der Walküre, es beginnt sich jene Schärfe und jenes Tremulieren einzuschleichen, mit dem die dauernde starke Anspannung dieser hochdramatischen Partien die Physis in die Knie zwingen möchte. Runnicles ließ also, unter Rücksichtnahme der Gegebenheiten, das Orchester vor allem in den "symphonischen" Teilen aufblühen - fand aber zu keiner ganz homogenen Deutung, was vor allem im ersten Aufzug deutlich zu merken war. So bleibt von einem schönen, aber nicht enthusiastischen Abend zu berichten.