DIE WALKÜRE
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Wiener Staatsoper
30.10.2001

Dirigentin: Peter Schneider

Siegmund - Placido Domingo
Hundig - Walter Fink
Wotan - Jan-Hendrik Rootering
Sieglinde - Waltraud Meier
Brünnhilde -
Hildegard Behrens
Fricka - Marjana Lipovsek


Reminiszenzen...
(Dominik Troger)

Placido Domingo's Ausflüge ins Wagner-Fach sind immer ein wenig Experiment, ein Durchstoßen von Sprachbarrieren, ein Zurechtsuchen und -finden in einer ihm fremden Opernwelt.

Aber es zeigte sich wieder wie bewundernswert vielseitig Domingo ist und wie klug er mit seinen Ressourcen umgeht. Und es ist evident, dass diese Wagnerhelden jetzt auch seinem Stimmcharakter näherliegen, der härter geworden ist, straffer - abgetragen der Schmelz des junges Liebhabers in Tausenden von Opernstunden.

Das Charisma freilich bleibt, sicher ein wenig aus der Erinnerung gespeist. Und der glänzend ehrfurchtsvolle Blick der zahlreich erschienenen Fans war vielleicht auch gleichsam so ein Erinnerungsfunken, der durch die Raumzeit huschend, sich zwischen den großen Kristallluster des Zuschauerraums gesetzt hatte, um von dort seine Verklärungspfeile unter die Menschen zu verschießen; wie man Amor es bei der Liebe nachsagt.

Bemüht, aber in ihrer stimmlichen Substanz weitaus stärker angegriffen, schickte einen Hildegard Behrens als Brünnhilde auf den Erinnerungstrip. Und während sie für die Walkürenrufe Schwung holte, wusste man schon, dass es an diesem Abend schwierig werden würde. Nun, sie brachte ihn mit Anstand über die Runden, fand in der Todesverkündigung innigere Töne, blieb sich, trotz aller stimmlicher Gefährdung, treu und gediegen im Ausdruck.

Die Fricka von Marjana Lipovsek zehrt auch schon von vergangener stimmlicher Prachtentfaltung. Bei der Fricka wird man sich dessen freilich nicht so gewahr, weil ihrem Charakter eine etwas schärfere, forschere Stimme durchaus entspricht. Doch auch die Sieglinde von Waltraud Meier leidet mehr und mehr an stimmlicher Grenzgängerei. Dabei würde man gerade sie in dieser Rolle schmerzlich vermissen, und ihr verzücktes Spiel, wenn sie Siegmund mit stürmischen Küssen bedeckt.

Der Wotan von Jan-Hendrik Rootering gewann im dritten Aufzug stark an Charakter, stritt sich herrisch mit den ihn belagernden Walküren und sang seiner Lieblingstochter ein schönes Abschiedslied. Und Walter Fink's Hunding grenzte fast an eine Karikatur.

Das Orchester kam erst langsam in Schwung. Die pulsierende Dynamik des ersten Aufzugs ging so ziemlich verloren. Das lag bis zu einem gewissen Grad auch an Domingo, dem das Stabreimen hörbar schwerfiel und der in so manche textliche Insuffizienz stolperte. Später ließ Peter Schneider solide aber viel zu grobschlächtig musizieren.

Um den Applaus brauchte man nicht zu fürchten. Doch richtige Jubelstimmung kam keine auf. Vielleicht war auch da schon ein wenig die Erinnerung mit ihm Spiel...