RIENZI
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Wiener Staatsoper
13.3.2001

Dirigent: Erich Dunshirn

Cola Rienzi, päpstlicher Notar - Glenn Winslade
Irene, seine Schwester - Nancy Gustafson
Stefano Colonna, Haupt der Familie Colonna - Walter Fink
Adriano, sein Sohn - Margarete Hintermeier
Paolo Orsini, Haupt der Familie Orsini - Peter Weber
Raimondo, päpstlicher Legat - David Cole Johnson
Baroncelli, röm. Bürger - Peter Jelosits
Cecco del Vecchio, röm. Bürger - Markus Pelz
Friedensbote - Simine Ivan

Rost in den Scharnieren
(Dominik Troger)

Wenn am Schluss dieses Rienzi die goldglänzende Rüstung auf dem von leichtem Bühnennebel umwallten Podest in sich zusammenklappt, dann ist das symbolisch für die Wiederbelebung dieses ressourcenfressenden Werkes im Repertoire.

Konnte man in der letzten Saison, trotz pyrotechnischer Attacke auf das Kostüm des Rienzi, noch ganz zufrieden sein, so hat sich seitdem doch erheblich mehr Rost in die einmal gut geölten Scharniere dieser Aufführung gefressen. Und ohne diese Beweglichkeit, die auch die Inszenierung von David Pountney durch geschickt choreografierte Massenszenen am Leben zu erhalten weiß, erstickt dieses Werk wie ein hypertrophes Gewässer an einer musikalischen Überzüchtung, die jedes Maß zu sprengen scheint. Deshalb sollte es mich nicht wundern, wenn alle an diesem Abend beteiligte Ausführende nach dem Fallen des Vorhangs aufgeatmet haben, weil so ein Rienzi eminent viel Kraft kostet, und doch so wenig Reputation damit zu gewinnen ist.

Dabei zeigte sich, dass bei der langsam aber sicher zerflatternden musikalischen und szenischen Umsetzung das Gesamtkonzept von David Pountneys Regiearbeit doch als Klammer fungiert, die dreieinhalb Stunden das Werkl zusammenhält. Durch fast manieristisch anmutende Details - ach, wie wird man einmal die goldenen Riesenbrezel vermissen, die die deutsche Gesandtschaft im 2. Aufzug als Gastgeschenke Rienzi zu überlassen gewillt ist und die sie dann zornig wieder mit nimmt - bleibt die Aufmerksamkeit letztlich doch immer gefordert. Leider zeigten sich vor allem in den einstmals so exakt choreografierten Chorszenen die Einschnitte, die die Zeit hinterlässt, sehr eklatant, und in den hinteren Chorreihen war man sich nie sicher, welche Handbewegung denn nun als nächstes käme. Das sorgte für einen etwas uneinheitlichen Verlauf dieser massenagitatorischen Gymnastik - nur die Eleven der Ballettschule waren zackig drauf, fahnenschwenkend und mit Prägnanz. Nun, zwar gehört diese Sache ein wenig zu den historischen Reminiszenzen dieser Regiearbeit, aber andererseits ist es Pountney dadurch wirklich gelungen, den Rienzi bis zu einem gewissen Grad vom tristen Besetzungsschicksal, das so einer Produktion im Repertoire droht, abzukoppeln.

Nein, hier soll nicht gegen das Repertoire geschrieben werden, ganz im Gegenteil, aber es ist doch schade, wenn man beispielsweise einer so verdienstvollen Sängerin wie Margarete Hintermeier die Partie des Adriano anvertraut, die erstens nicht nur in der Premierenserie von Violeta Urmana ausgezeichnet gesungen und dargestellt worden ist, sondern die auch einfach nicht zum Stimmcharakter passt. Das Ergebnis war ziemlich ernüchternd und durch eine fast quälendes Forcieren, vor allem in der großen Arie im dritten Aufzug gekennzeichnet, wobei ein starkes Tremolo schon die Mittellage begleitete. Weil nun Glenn Winslade auch nicht zu voller Form auflief und sich mehr auf das ökonomische Haushalten seiner Kräfte besann (hoffentlich war es wirklich nur das), geriet auch die Hauptfigur ein wenig blass. Und Nancy Gustafson ist ja nur Rienzis Schwester und bei der Akzentsetzung eindeutig benachteiligt.

Erich Dunshirn, stand wieder am Pult und das ist verständlich, weil er auch die Choreinstudierung für die Premiere geleitet hat (und wer könnte das schon so ad hoc aus dem Ärmel schütteln?) Das Klangbild war unausgewogen, und alles war von einer gewissen beliebigen Gleichförmigkeit umhüllt, die wahrscheinlich aus der Vorsicht und Bemühung entsprang, die Sache ja gut über die Runden zu bringen. Das merkte man gleich an der Overtüre, deren Steigerungsstufen nicht erklommen wurden, deren mehrfach angesetzter Schluß wirkungslos verpuffte und die vielmehr die kompositorische Grenzwanderung Wagners offenbarte, nämlich im Sinne eines "Nicht-Rechtzeitig-Aufhören-Könnens". Das zu kaschieren, ist beim Rienzi wahrscheinlich die wahre Kunst. Zubin Metha hat es in der Premierenserie geschafft.