RIENZI
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Wiener Staatsoper
28.12.1997
Premierenserie
(4.Aufführung)

Dirigent: Zubin Metha
Inszenierung: David Poutney
Bühnenbild: Robert Israel
Kostüme: Marie-Jeanne Lecca
Coreinstudierug: Erich Dunshirn
Choreographie: Renato Zanella

Cola Rienzi, päpstlicher Notar - Siegfried Jerusalem
Irene, seine Schwester - Nancy Gustafson
Stefano Colonna, Haupt der Familie Colonna - Walter Fink
Adriano, sein Sohn - Violeta Urmana
Paolo Orsini, Haupt der Familie Orsini - Peter Weber
Raimondo, päpstlicher Legat (Kardinal) - Roland Schubert
Baroncelli, röm. Bürger - Torsten Kerl
Cecco del Vecchio, röm. Bürger - Wolfgang Bankl
Friedensbote - Anat Efraty

 


Sonntagnachmittagsvorstellung. Trotzdem ausverkauft. Auch der Stehplatz. Viele Touristen, die sich dann teilweise schon während des ersten Aktes verlaufen. Viel Emotion im Haus, obwohl die Premiere schon seit zwei Wochen vorüber ist. Am Ende des 2. Aktes vor der Pause eine ganze Reihe an Buh-Rufen eindeutig gegen die Inszenierung. Der ältere Herr rechts vor mir, schon Sitzplatz, springt auf und buht ebenfalls. Die ihn begleitende Dame versucht, ihn durch sanftes Ziehen am Sakko von seinen Unmutsäußerungen abzuhalten. Etwas indignierte Mienen im Pausenfoyer.
(Dominik Troger)

Das Werk ist recht schwungvoll, es wird einem eigentlich nie langweilig dabei. Gemessen an dem, was Wagner sonst noch geschrieben hat, wirkt es ein wenig spätpupertär. Der Rienzi ist in gewisser Weise die pompöseste Oper, die es gibt. (Später hat Wagner ja keine "Opern" mehr geschrieben.) Nun denn, es ist auf jeden Fall mehr als eine historische Reminiszenz. Rienzi soll, so eine Überlieferung, Hitler zu seinem politischen Werdegang inspiriert haben. Nach einer Vorstellung im Linzer Landestheater kam ihm angeblich die "Erleuchtung". Die Inszenierung schien darauf Bezug nehmen zu wollen. So wurde beispielsweise statt eines Messerattentats auf Rienzi eine Bombe gezündet, der Chor erging sich in Gesten (Hände vor, kreisen, Faust geballt und ausgestreckt etc.) und trug Ruderleiberl mit einem "R" drauf (in Fraktur gesetzt). Aber diese Versuche der Vergangenheitsbewältigung zielten mehr auf eine Ironisierung des Werkes und eine unzweideutige Provokation "rechten" Publikums (o

der was man von Seiten der Regie dafür hält), denn auf eine zeitgemäße Werkinterpretation. Die musikalische Umsetzung? Man fragt sich am Ende wieder einmal, wie der Siegfried Jerusalem das doch noch geschafft hat. Nancy Gustafson (Irene) hat schön, aber wenig gesungen. Ausgezeichnet war Violeta Urmana (Adriano), ein Name den man sich merken sollte. Zubin Metha ließ klangvoll und mit Schwung musizieren, was in Summe einen sehr ansprechenden Sonntagnachmittag ergab.