DIE WALKÜRE
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Wiener Staatsoper
16.6.2013

Dirigent: Peter Schneider

Siegmund - Johan Botha
Hundig - Ain Anger
Wotan - Tomasz Konieczny
Sieglinde - Anja Kampe
Brünnhilde - Katarina Dalayman
Fricka - Mihoko Fujimura
Helmwige - Donna Ellen
Gerhilde - Caroline Wenborne
Ortlinde - Alexandra Reinprecht
Waltraute - Stephanie Houtzeel
Siegrune - Ulrike Hetzel
Roßweiße - Juliette Mars

Grimgerde - Zsuzsanna Szabó
Schwertleite - Aura Twarowska



Solo-Walküre

(Dominik Troger)

Zwei „Solo-Walküren” runden das Wagner-Angebot der Staatsoper im Juni ab. In der ersten der beiden sprang Anja Kampe für Martina Serafin als Sieglinde ein. Tomasz Konieczny trat anstelle des ursprünglich angesetzten Juha Uusitalo als Wotan an.

Star des Abends war Johan Botha. Die kraftvolle Minnesängerlyrik, die er der Partie angedeihen ließ, war einmal mehr bestechend. Verzweiflung, Zärtlichkeit, Kraftausbrüche: Sein Tenor schmiegte sich an den Wagner’schen Stabreim als wärs ein Schubertlied. Und wenn es gefordert war, dann entwickelte Botha schier unerschöpfliche Stimmreserven. Die Wälserufe gelangen ihm wunderschön und ganz unaffektiert, organisch aus der Musik und der Situation entwickelt. Und im Finale des ersten Aufzugs sorgte er beim „So blühe denn Wälsungen-Blut!” noch für einen tenoralen Energieschub, der wie ein Raketentriebwerk zündete: eine „Kernexplosion” der Liebe. (Der Sänger war nach dem ersten Aufzug Anlass für großes Erschrecken, als er beim Vorhang stürzte und einige Sekunden liegenblieb, ehe er mit Hilfe von Anja Kampe glücklich und unbeschadet wieder auf die Beine kam.)

Anja Kampe sang bei ihrem Wiener Rollendebüt eine stark gefühlte Sieglinde, mit expressivem Gesang und mitreißendem Spiel, von einem schlanken, aber seelenvollen Timbre erwärmt. Ain Anger ist zu einem gestandenen Bass gereift, nie angestrengt klingend, schön timbriert, markig genug für diesen rachelüsternen Sippenchef. So wurde der erste Aufzug gesanglich zu einer sehr feinen Sache.

Tomasz Konieczny konnte nicht ganz an seinen packenden Walküren-Wotan anschließen, den er im Mai im „Geburtstags-Ring” der Staatsoper gesungen hat. Der zweite Aufzug gelang ihm überzeugender, als der dritte. Die Wotans-Erzählung machte durch sein energisches Auftreten und den ergreifend gestalteten Zusammenbruch („nur eines will ich noch, das Ende ... das Ende“) sehr guten Effekt. Im dritten Aufzug färbte die Stimme wieder deutlicher Richtung Alberich. Das Finale mit dem langgehaltenen „nie” war trotzdem eindrucksvoll und ein würdiger Abschluss dieser Aufführung.

Als Brünnhilde hatte Katarina Dalayman einen schweren Stand, weil man in Wien derzeit nur von Nina Stemme spricht. Die Sängerin bot eine solide Leistung, garniert mit einigen unschön klingenden Spitzentönen. Mihoko Fujimura hat die Fricka, die in dieser Szene auf Wotan bekanntlich wirklich nicht gut zu sprechen ist, gut charakterisiert.

Die Walküren gingen energiegeladen auf Heldenfang – und das Orchester unter Peter Schneider war zwar im Klang nicht immer homogen und so ganz perfekt „situiert”, aber er ließ mit einer ruhigen Gemessenheit musizieren, so als wäre es die selbstverständlichste Sache von der Welt. Liebgewonnene Momente wurden ausgekostet und der Musik Freiraum für Entfaltungsmöglichkeiten gelassen. Das Finale durfte sich dann richtig auswogen und ausschwingen, so wie man sich nach getaner Arbeit gemütlich zurücklehnt, die Augen schließt, und im Schlaf von Brünnhilde und ihrem Feuerfelsen träumt.

Das Publikum war mit der Aufführung zufrieden und spendete reichlich Beifall. Das heiße Sommerwetter hatte allerdings für kein volles Haus gesorgt: der Stehplatz war vielleicht halbvoll – grob geschätzt.