DIE WALKÜRE
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Wiener Staatsoper Dirigent: Peter Schneider |
Siegmund -
Christian Franz |
Walküre
am Nationalfeiertag Die Durchschnittsperformance dieser Aufführung war mittelprächtig. Vor allem der zweite Aufzug verwässerte den ganzen Abend. Denn zu einigermaßen detaillierter Motivarbeit konnte man sich im Orchestergraben nicht aufraffen. Das Orchester schien überhaupt in einem etwas trägen Arbeitseinsatz begriffen und Peter Schneider am Pult beschränkte sich – wie meist – auf die großen Konturen, die er teilweise zu grobschlächtig hervorhob. Das führte insgesamt zu einer mehr schleppenden als dramatisch-ergreifenden Umsetzung der Wotans Erzählung und der Todesverkündigung. Auch die Besetzung kam nicht auf „Feiertagstouren“. Die meisten Minuspunkte hat sich aus meiner Sicht Marjana Lipovsek als Fricka eingehandelt, ihre scharf akzentuierte Streitlust ließ diesmal viel an sängerischer Linie vermissen. Als Wotan war Jukka Rasilainen kurzfristig für den erkrankten Alan Titus eingesprungen. Rasilainen gab der Wotanserzählung für meinen Geschmack zu wenig Konturen – bei an und für sich klarer, aber eigenwilliger Diktion. Besser tut er sich, wenn er sein wirklich heldisches Stimmmaterial herausstreichen kann, das hat dann auch einen noblen Gestus, wie es sich für einen Göttervater gehört. Gegen Ende kam er ein wenig ins Schlingern, das Schluss-"Nie" blieb ungesungen oder zumindest von mir ungehört. Mit Linda Watson und Susan Anthony standen zwei blondlockige Sängerinnen wie aus einem Hollywood-Film auf der Bühne, mit eher schlankem, unschattiertem Timbre. Anthony hat ihre Stärken bei den mehr rhetorischen Passagen mit einer ins Dramatische hinüberspielenden Lyrik. Sie besitzt durchaus die Fähigkeit zur Emphase, aber für die Jubeltöne des ersten Aufzugs und die Gestaltung des „archaischen Gefühlstaumels“, den Wagner hier als Wälsungenpaar auf das Publikum loslässt, ist ihre Stimmbasis letztlich doch zu filigran. Ein wenig künstlich wirkte ihr Spiel, mit einer Gestik, die an US-Liebesfilme der 50-Jahre erinnert. Womit nicht gesagt sein soll, dass das ohne Reiz wäre. Ähnlich lagert sich die Sache bei Linda Watson. Sie ist keine hochdramatische Brünnhilde, und oft genug schleicht sich ein störendes, flackerndes Nebengeräusch ein, das die Grenzen dieses Soprans deutlich markiert. Dafür hat sie sich eine Flexibilität bewahrt, die vor den Walkürenrufen gleich zu Beginn des zweiten Aufzugs nicht zurückzuschrecken braucht. Eine Brünnhilde wohl eher für kleinere Häuser. Der Hunding von Matti Salminen war eindrucksvoll wie immer. Er rührt interessanter Weise den Speck wirklich nie an, bricht sich nur vom Brot etwas ab und kaut das bedächtig, während im Siegmund sein Leid klagt. Dafür hat er dann den Tisch wieder sehr effektvoll in den Bühnenhintergrund befördert. Da kracht das Holz. Christian Franz bot einen verlässlichen Siegmund. Sogar der Stehplatz
war fast ausverkauft. Verhältnismäßig viel Applaus, vor
allem bei Rasilainen, Salminen, Franz auch Watson. |