IL TROVATORE
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Staatsoper
18. Mai 2025

Dirigent: Marco Armiliato


Il Conte di Luna - Luca Salsi
Leonora - Krassimira Stoyanova
Azucena - Ekaterina Semenchuk
Manrico - Piotr
Beczała
Ferrando - Dmitry Ulyanov
Ines - Maria Zherebiateva
Ruiz - Hiroshi Amako
Un vecchio zingaro - Michael Wilder
Ein Bote - Wolfram Igor Derntl


„Viele Rollendebüts“
(Dominik Troger)

„Il trovatore“, Giuseppe Verdis düsteres „Schicksalsdrama“, steht wieder auf dem Spielplan der Staatsoper. Vier Vorstellungen sind bis Ende Mai angesetzt. Viele Wiener Rollendebüts schürten das Interesse und ergaben eine nicht in allen Punkten beglückende, aber vor allem nach der Pause packende Aufführung.

Im Mittelpunkt stand natürlich das Wiener Rollendebüt von Piotr Beczała als Manrico. Beczała hat die Partie erst seit wenigen Jahren im Repertoire. Sein eleganter Tenor und das bronzen überhauchte Metall, dass ihm im Laufe der Karriere hinzugewachsen ist, stützten Manricos kriegerische Unternehmungen und Leidenschaft.

Ideal verbanden sich diese Merkmale in seiner Arie im dritten Akt, wenn sich die Liebe zu Leonora vor dem entscheidenden Kampf noch einmal erklärt (von ihm sogar mit eingelegtem Spitzenton dramatisch verfeinert.) Beim „Di quella pira“ zog Beczała dann den tenoralen „Degen“, vom Bronzeklang leicht abgetönt, glühte er auf, loderten die Flammen. Er sang nur eine Strophe, die Spitzentöne sicher und raumfüllend. (1) 

Ekaterina Semenchuk gab eine expressive Azucena, wobei pathosschwangeres Spiel und Ausdruck die Figur mit einem Zug ins Archetypische versahen – wie  geschnitten aus dem romantischen Portfolio Balzacscher Romane. Stimmlich wurde diese Azucena mehr von bedrohlich gleißenden Flammenspitzen eingefasst, als von düsterem Tiefenglimmen, anfangs noch etwas ungezüngelt, dann fokussierter.

Krassimira Stoyanova hatte mit dem  „Tacea la notte placida“ viel Mühe, fand dann besser in den Abend hinein. Verglichen mit früheren Jahren konnte man den Eindruck haben, dass ihr Wiener Leonora-Debüt zu spät gekommen ist. Doch auch wenn der silbrige Sopranglanz ihrer Stimme schon etwas abblättert, die Höhen an lyrischer Klarheit eingebüßt haben: Die leidende Melancholie, in die sich ihre Verdischen Frauenfiguren immer so belcantesk gekleidet haben, ist nach wie vor tragendes Element ihrer Interpretation und hat Leonoras Liebesopfer verfeinert.

Luca Salsi zählt zu den verlässlichsten Verdibaritonen der Gegenwart und hat das auch an diesem Abend bestätigt. In der Höhe ein bisschen stemmend, wars ein – vor allem verlässlicher Graf Luna, der in seiner unmittebaren Wirkung allerdings Manrico und Azucena den Vortritt lassen musste. Dmitry Ulyanov gab einen raustimmigen Ferrando.

Vor der Pause hatte man noch nicht den Eindruck, als zögen alle am selben Strang, nach der Pause hat sich die Vorstellungen aber schön gerundet – auch seitens des differenziert spielenden Orchesters unter Marco Armiliato, das dann auch belebter wirkte.

Die  Inszenierung von Robero Abbado schwächelte so dahin, wenigstens wird die Handlung, auch wenn sie in den Spanischen Bürgerkrieg verlegt worden ist, nicht auf den „Kopf“ gestellt. Der Schlussapplaus war stark und dauerte zehn oder elf Minuten lang.

(1) Laut der Besprechung in der Tageszeitung „Die Presse“ vom 20. Mai 2025 nach H-Dur transponiert.