„Viele Rollendebüts“
(Dominik
Troger)
„Il
trovatore“, Giuseppe Verdis düsteres „Schicksalsdrama“, steht wieder
auf dem Spielplan der Staatsoper. Vier Vorstellungen sind bis Ende Mai
angesetzt. Viele Wiener Rollendebüts schürten das Interesse und ergaben
eine nicht in allen Punkten beglückende, aber vor allem nach der Pause
packende Aufführung.
Im Mittelpunkt stand natürlich das Wiener Rollendebüt von Piotr Beczała als
Manrico. Beczała hat die Partie erst seit wenigen Jahren im Repertoire.
Sein eleganter Tenor und das bronzen überhauchte Metall, dass ihm im
Laufe der Karriere hinzugewachsen ist, stützten Manricos kriegerische
Unternehmungen und Leidenschaft.
Ideal verbanden sich diese Merkmale in seiner Arie im dritten Akt, wenn
sich die Liebe zu Leonora vor dem entscheidenden Kampf noch einmal
erklärt (von ihm sogar mit eingelegtem Spitzenton dramatisch
verfeinert.) Beim „Di quella pira“
zog Beczała dann den tenoralen „Degen“, vom Bronzeklang leicht
abgetönt, glühte er auf, loderten die Flammen. Er sang nur eine
Strophe, die Spitzentöne sicher und raumfüllend. (1)
Ekaterina Semenchuk gab
eine expressive Azucena, wobei pathosschwangeres Spiel und Ausdruck die
Figur mit einem Zug ins Archetypische versahen – wie geschnitten
aus dem romantischen Portfolio Balzacscher Romane. Stimmlich wurde
diese Azucena mehr von bedrohlich gleißenden Flammenspitzen eingefasst,
als von düsterem Tiefenglimmen, anfangs noch etwas ungezüngelt, dann
fokussierter.
Krassimira Stoyanova hatte mit
dem „Tacea la notte placida“
viel Mühe, fand dann besser in den Abend hinein. Verglichen mit früheren
Jahren konnte man den Eindruck haben, dass ihr Wiener Leonora-Debüt
zu spät gekommen ist. Doch auch wenn der silbrige Sopranglanz ihrer
Stimme schon etwas abblättert, die Höhen an lyrischer Klarheit eingebüßt
haben: Die leidende Melancholie, in die sich ihre Verdischen Frauenfiguren
immer so belcantesk gekleidet haben, ist nach wie vor tragendes Element
ihrer Interpretation und hat Leonoras Liebesopfer verfeinert.
Luca Salsi zählt zu den
verlässlichsten Verdibaritonen der Gegenwart und hat das auch an diesem
Abend bestätigt. In der Höhe ein bisschen stemmend, wars ein – vor
allem verlässlicher Graf Luna, der in seiner unmittebaren Wirkung
allerdings Manrico und Azucena den Vortritt lassen musste. Dmitry Ulyanov gab einen raustimmigen Ferrando.
Vor der Pause hatte man noch nicht den Eindruck, als zögen alle am
selben Strang, nach der Pause hat sich die Vorstellungen aber schön
gerundet – auch seitens des differenziert spielenden Orchesters unter Marco Armiliato, das dann auch belebter wirkte.
Die Inszenierung von Robero Abbado schwächelte so dahin,
wenigstens wird die Handlung, auch wenn sie in den Spanischen
Bürgerkrieg verlegt worden ist, nicht auf den „Kopf“ gestellt. Der
Schlussapplaus war stark und dauerte zehn oder elf Minuten lang.
(1) Laut der Besprechung in der Tageszeitung „Die Presse“ vom 20. Mai 2025 nach H-Dur transponiert.
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