IL TROVATORE
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Volksoper
25. Juni 2014

Dirigent: Alfred Eschwé

Graf Luna - Tito You
Ferrando - Petar Naydenov
Leonora - Melba Ramos
Ines - Renate Pitscheider
Manrico - Vincent Schirrmacher
Ruiz - David Sitka
Azucena - Chariklia Mavropoulou



„Hexenjagd am Währinger Gürtel“

(Dominik Troger)

Einer Kooperation der Volksoper mit dem Theater Bonn ist es zu verdanken, dass Giuseppe Verdis „Il trovatore“ in Wien jetzt wieder regelmäßig zur Aufführung kommt. An der Staatsoper wird diese Oper schon lange nicht mehr gespielt – dort gehört sie aber eigentlich hin.

Die Volksoper knabbert seit einigen Jahren selbstbewusst am „Kernrepertoire“ der Staatsoper – in dieser Saison wurde neben besagtem „Il trovatore“ sogar ein „Fidelio“ aus der Taufe gehoben. Allerdings wird damit des öfteren auch mehr versprochen, als schlussendlich gehalten wird – und das war an diesem Abend wieder zu spüren.

Der Abend begann mit einem sehr flauen ersten Bild in dem Petar Naydenov als Ferrando mit teils brüchigem Bass die Latte für die übrigen Solisten nicht gerade hoch legte. Erst mit dem Treffen der beiden Rivalen in Leonoras Schlafzimmer (die Inszenierung von Dietrich Hilsdorf ist etwas „eigen“ und macht Luna und seine Mannen vor allem zu Hexenjägern mit Folterlust), zog die Spannung etwas an. Zuvor hat Melba Ramos noch ihre Liebe besungen. Die Sängerin bewältige diese herausfordernde Partie insgesamt achtbar. Einerseits zeigte sie viel Gefühl für Verdis musikalische Linie, andererseits blieb ihr Sopran im Nachvollziehen der geforderten Virtuosität zu limitiert, war die Mühe, die ihr die Leonora abverlangte, bei den schon recht herb klingenden Spitzentönen zu deutlich herauszuhören.

Tito You stellte durch sein präsentes Spiel von Anfang an klar, dass der Luna ein unsympathischer Kerl ist, der über Leichen geht. Sein Bariton pflügte dabei forsch und ungeschliffen durch die Noten. Sobald es lyrisch werden sollte und schön phrasierend wie beim „Il balen del suo sorriso“ sackte sein Vortrag ab wie in ein „Luftloch". Insofern war es naheliegend, dass sich You um die von Verdi dem Grafen in diese Arie notierten „dolce“ nicht weiter bekümmerte, sondern sein „Einheitsforte" pflegte.

Vinzent Schirrmacher hat sich in dieser Aufführungsserie erstmals dem Volksopern-Publikum als Manrico präsentiert. Um die Stretta mit gebührendem Abschluss brauchte man sich bei Schirrmacher nicht zu sorgen, aber seine Liebesbezeugungen an Leonora kamen ihm weniger überzeugend über die Lippen. Überall dort, wo Schirrmacher mit Leidenschaft aus sich herausgehen konnte, gewann seine Stimme sofort an Profil und Emphase, in den Passagen, die mehr eine feinsinnigere Kantabilität verlangten, schien es plötzlich nicht mehr so perfekt zu laufen, und es schlich sich sogar mehrmals ein ganz leicht heiserer Tonsatz ein. Es scheint, das Schirrmachers Tenor bei Puccini besser aufgehoben ist, als bei Verdi.

Chariklia Mavropoulou ist als Azucena an die Volksoper zurückgekehrt. Die Sängerin bot eine überzeugende Leistung, hatte die Partie voll im Griff, von der gut eingebundenen Tiefe bis zu sicheren Spitzentönen. Mavropoulous Mezzo ist keiner von den satt gefärbten klangvollen, sondern etwas nüchterner timbriert, das kleidete die Figur in einen Realismus, dem jegliche „Folklore“ fremd ist – genauso wie dieser Produktion mit ihren zum Teil schon übergrellen Szenen, in der Azucena sogar zum Folteropfer wird.

Dass die Inszenierung dabei „über die Stränge schlägt“, und das Publikum letztlich nicht mehr weiß, wie „ernst“ diese Hexenjagd gemeint ist, auf die Hilsdorf die Story hingetrimmt hat, steht auf einem anderen Blatt. Der Nachttopf unter Leonoras Bett ist aber noch vorhanden – nur die Statisterie ist in der elften Vorstellung der Produktion bei den Folterszenen verständlicher Weise schon ein bisschen „abgestumpft“.

Alfred Eschwé hat sich als musikalischer Leiter der Aufführung angenommen. Der Abend benötige einige Anlaufzeit – und so richtig zündend hat auf mich letztlich nicht gewirkt, was aus dem Orchestergraben tönte. Das gilt auch ein wenig für den Volksopernchor.

Die Volksoper war mäßig gut besucht, es gab öfters kurzen Szenenapplaus. Der Schlussbeifall war mit Bravorufen durchsetzt.