"Lodern
in Trümmern"
(Otto Karner)
Franco Bonisolli füllte
die "ruinöse" Troubadurinszenierung der Wiener Staatsoper mit tenoralem
Pathos
Groß war die Erwartungshaltung aller Verdi-Fans:
Denn Franco Bonisolli - nach fast zehn jähriger Abwesenheit bereits
im letzten Herbst als "Loris" und "Cavaradossi" an die Wiener Staatsoper
zurückgekehrt - trat wieder als "Manrico" an. Bonisolli als "Manrico",
das ist schon nahezu ein Mythos der Operngeschichte. Sein Abtritt bei
der Troubadur Generalprobe an der Staatsoper unter Herbert von Karajan
im Jahre 1978 ist Legende. (Placido Domingo avancierte damals zum
"Einspringer".) Man durfte also gespannt sein.
Im ersten Akt, sich seines Erfolges
noch nicht ganz sicher, sang Bonisolli noch etwas zurückhaltend.
Doch dann steigerte er sich von Szene zu Szene und spätestens nach seiner
erwartungsgemäß mitreißenden Stretta hatte er "sein" Publikum wieder ganz
in seinen unbeschreiblichen Bann gezogen. Mit großen pathetischen Gesten
ignorierte Bonisolli die noch immer umstrittene Inszenierung von
Isvan Szabo und ließ sich in seiner Rollengestaltung nicht von Schutthaufen
und Flaktürmen beirren. Und so bestand Franco Bonisolli, dank seiner immer
noch unvergleichlichen Mischung aus Leidenschaft und Musikalität, diese
Nagelprobe bravourös.
Neben Franco Bonisolli stieg Leo Nucci, ein zweiter Liebling
der Wiener Opernfans, als "Luna" in den Ring. Er lieferte sich mit seinem
"Widerpart" Bonisolli wilde, aber doch klangschöne Gefechte, wobei er
seine kraftvolle Stimme mit sicherer Höhe einsetzte. Auch in seiner großen
Arie "Il balen del suo sorriso..." stellte Nucci wieder einmal unter Beweis,
dass er zu Recht zu den führenden Baritonen des italienischen Faches gezählt
wird.
Violetta Urmana als Azucena bot mit ihrem wohlklingendem, dramatischem
Mezzo ebenfalls eine grandiose Leistung und fügte sich in die Riege der
zwei bereits erwähnten Künstler perfekt ein.
Die Leonora der Vorstellung war Olga Romanko, deren Hausdebüt
zum gelungenen Erfolg wurde - und die somit Eliane Coelho mehr als nur
vertrat!
Weniger zufrieden zeigte sich das Publikum mit dem Dirigat von Michael
Halasz, das mit zahlreichen Buhrufen bedacht wurde.
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