LA TRAVIATA
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Musikverein
Konzertante Aufführung
21.12.2010

Dirigent: Marco Armiliato

Münchener Opernorchester
Münchener Opernchor

Violetta Valery – Edita Gruberova
Flora Bervoix – Marie McLaughlin
Annina – Claudia Aracelli
Alfredo Germont – Pavol Breslik
Giorgio Germont – Paolo Gavanelli
Gastone – Oscar de la Torre
Baron Douphol – Adam Kim
Marquis d'Obigny – Valerian Ruminski
Dottore Grenvil – Kurt Rydl


„Violettas Abschied “

Edita Gruberova sang ihre letzte „Violetta“ im Wiener Musikverein. Die konzertante Aufführung, die nach zwei Abenden in München nun auch in Wien gastierte, erfreute sich regen Zuspruchs und fand den starken Beifall des Wiener Publikums.

Schon während der „Lucrezia Borgia“-Serie im Oktober 2010 wurden vor der Staatsoper eifrig Handzettel verteilt, die dieses Konzert ankündigten. Die Wiener Opernfans wollten diesen von einem privaten Konzertveranstalter organisierten Abend natürlich nicht missen – und griffen nicht minder eifrig in die Tiefen ihrer Geldbörsen.

Dankenswerter Weise blieb der Stehplatz offen und wurde zu moderaten Preisen angeboten. Die Bequemlichkeit des Stehplatzes im Musikverein bei relativ voller Belegung hält sich allerdings in engen Grenzen. Nachdem es mich selbst an diesem Abend dorthin verschlagen hat, war der Kunstgenuss in der Tat etwas reduziert – und ein Blick auf Orchester und Sänger leider erst beim Schlussbeifall möglich.

Im Zentrum stand natürlich Edita Gruberova. Laut meiner Statistik habe ich sie zum ersten Mal am 23.9.1980 an der Wiener Staatsoper als „Violetta“ gehört. Sie hinterließ damals in dieser Partie keinen so großen Eindruck bei mir wie ihre „Lucias“ und „Zerbinettas“. Die überwältigende Virtuosität des ersten Aktes füllte den zweiten und dritten für meinen Geschmack emotional zu wenig aus. Ich bewunderte ihre Brillanz und vermisste die „Rührung“ einer etwas „sattgefärbteren“ Sopranstimme.

30 Jahre später stellte sich die Situation für mich ganz anders dar. Die Virtuosität war geblieben, aber die reifere Klangfarbe der Stimme und die persönliche Erfahrung der Sängerin verliehen Violetta von Anfang an ein charakteristischeres Eigenleben. Intuitiv spürte man als Zuhörer, dass in diesem Mädchen ein schweres Schicksal steckt, dem es nicht entrinnen kann. Die brillante Koketterie der Verzierung umwehte schon im ersten Akt ein tragischer Hauch.

Nach dem ersten Akt drängte sich dieses tragische Moment immer deutlicher in den Vordergrund, ohne dabei plakative Hilfsmittel zu bemühen. Im Finale glänzte die Stimme im fahlen Licht einer beherrschten Verzweiflung, die um die Unausweichlichkeit des menschlichen Schicksals weiß. Violetta wurde auf das Podest einer menschlichen Größe gehoben, die sich durch das erlittene Schicksal adelt, ohne sich billige Tröstungen durch eine zweckgebundene Sentimentalität zu gönnen.

Dass Edita Gruberova nun die Violetta von ihrer Repertoireliste streicht, das möchte man als Zuhörer gerade nach diesem Abend nicht zur Kenntnis nehmen. Die Sängerin begründet diese Entscheidung damit, dass sie nichts Neues mehr in dieser Rolle entdecken könne. Doch dafür steht anderes „Neues“ auf dem Programm: 2012 wird sie in München in Bellinis „La straniera“ debütieren.

Der aufstrebende slowakische Tenor Pavol Breslik hat den Alfredo erst seit Kurzem im Repertoire. Sein lyrisches Timbre gibt der Figur eine frische, leicht schüchterne Note. Das ist einerseits reizvoll, andererseits wirkt es doch noch recht jugendlich. Er sang die „Stretta“, aber im Schlusston hinunter. Das nimmt dem Stück viel Effekt. Es regte sich danach auch keine Hand zum Beifall, während er für das vorangegangene „De' miei bollenti spiriti“ noch viel beklatscht worden war.

Paolo Gavanelli war als „Papa“ Germont sehr präsent und oft genug würde man sich so einen Verdibartion sehnlichst herbeiwünschen. Er hätte aber in Anbetracht der kleineren Ausmaße dieses Konzertsaales die Stimme dann und wann zurücknehmen sollen: Nicht nur wenn er die weinende Violetta tröstet scheinen etwas verhaltenere Töne angebracht. Beispielsweise machte sein „Si, piangi ...“ zwar guten Effekt, zeugte aber von wenig psychologischem Einfühlungsvermögen.

Die weiteren Mitwirkenden und das Münchener Opernorchester sowie der Chor sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Der Abend dauerte inklusive zweier Pausen von 19.00 Uhr bis ca. 22.30 Uhr. Vor allem die erste Pause war mit einer guten halbe Stunde sehr lange bemessen.

Das Publikum huldigte vor allem Edita Gruberova, aber auch Breslik, Gavanelli und Armiliato. Der Applaus dauerte eine gute Viertelstunde lang. Dann begann man Seitens des Musikvereins das Licht abzuschalten, beginnend mit dem Stehplatz.