LA TRAVIATA
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Staatsoper
20. September 2018

Dirigent: Evelono Pidò

Violetta Valery - Albina Shagimuratova
Alfredo Germont - Pavol Breslik
Giorgio Germont - Simon Keenlyside
Flora Bervoix - Szilvia Vörös
Annina -
Bongiwe Nakani
Gastone - Carlos Osuna
Baron Douphol -
Gabriel Bermúdez
Marquis d'Obigny - Alexandre Beuchat
Dottore Grenvil - Dan Paul Dumitrescu
Giuseppe - Dritan Luca
Kommissionär - Ion Tibrea
Domestico - Roman Lauder



Eine neue Violetta für Wien
(Dominik Troger)

„La traviata“ ist ein Kernstück des Repertoires. Nicht einmal eine untaugliche Inszenierung kann das verhindern. Und so erlebte die im Jahr 2011 aus Aix-en-provence an die Wiener Staatsoper geholte „La traviata“-Produktion von Jean-Francios Sivadier an diesem Abend ihre – laut Programmzettel – bereits 58. Vorstellung.

Albina Shagimuratova stellte sich in dieser Aufführungsserie erstmals dem Wiener Publikum als Violetta vor. Der Sängerin ist seit ihrem Auftreten bei den Salzburger Festspielen 2008 als Königin der Nacht eine beachtliche internationale Karriere gelungen. Ihr Hausdebüt an der Staatsoper folgte im Jahr 2010 – ebenfalls als Königin der Nacht. Diese Partie hat sie in Wien bis dato zehnmal gesungen, sowie einmal die Donna Anna und zweimal die Musetta (wie das Onlinearchiv der Wiener Staatsoper verrät).

Als Violetta bot die Sängerin ein gesangliches „Komplettpaket“ wie man es in Wien in den letzten Jahren kaum gehört hat. Sie überzeugte nicht nur in der Sterbeszene, sondern auch in den Koloraturen des ersten Aktes – inklusive der vom Publikum erwarteten Spitzentöne. Die Stimme verfügt nicht nur über eine große, versierte Beweglichkeit, sondern auch über ein klares Gefühlsnuancen ausmalendes Piano. Der leichte Silberschimmer ihres Soprans hält die Verdi’sche Emotion etwas in Schwebe und betont letztlich den gesanglichen Ausgangspunkt ihrer Interpretation. Das schmalbandige, rasche Vibrato ist ein wenig Geschmackssache, zeigte aber gleichsam den fiebrigen Grundpegel von Violettas Todeskrankheit an.

Die Sängerin benötigte an diesem Abend allerdings eine kleine Aufwärmphase, das obere Register klang zuerst noch ein bisschen eng geführt. Außerdem war ihrer vitalen Bühnenerscheinung die Rolle einer „Schwindsüchtigen“ nicht unbedingt auf den Leib geschneidert. Aber sie kam mit der fast leeren Bühne gut zurecht, was vor allem im karg ausgestatteten Schlussbild in dieser Inszenierung eine große Herausforderung darstellt: Violetta hat gleichsam stehend zu sterben, erst im letzten Takt muss sie umfallen wie ein Stück Holz.

Pavol Breslik hat den Alfredo schon viele Jahre im Repertoire und lässt dem Bühnencharakter nach wie vor eine impulsive, jugendliche Naivität angedeihen, die sympathisch ist und sehr gut zu seiner Bühnenerscheinung passt. Stimmlich zeigte sich sein Tenor nach wie vor deutlich lyrisch determiniert und klang einige Male schon etwas forciert. Insgesamt geizte sein Alfredo mit „Schmelz“ und durchschlagskräftigem „Squillo“ und ließ sich beim „Oh mio rimorso“ auf keinen abschließenden Spitzenton ein.

Sein „Vater“ wurde von Simon Keenlyside wieder in die Richtung eines etwas genervten, etwas neurotisch angehauchten Zeitgenossen verschob: ein Giorgo Germont ohne Grandezza, mit einem inzwischen schon recht gerauten Bariton, der mehr zum psychologisierenden Rollenbild des Sängers zu passen schien, denn zu einer italienischen Oper.

Evelino Pidó setzte auf ein eher schlankes Klangbild, Verdis Musik im Vorspiel aus fast noch Rossini’sch zu nennender Pointiertheit entwickelnd. Das klang ungewohnt, schwächte sich mit Fortgang des Abends aber ab. Seine uneinheitlichen Tempi (mal etwas zu schnell,dann wieder ein wenig schleppend), waren weniger ideal.

Fazit: Der Schlussapplaus an der Staatsoper scheint sich jetzt bei so fünf, sechs Minuten einzupendeln.