SIMON BOCCANEGRA
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Wiener Staatsoper
8.3.2012

Dirigent: Paolo Carignani

Simon Boccanegra - Dmitri Hvorostovsky
Jacopo Fiesco - Ferruccio Furlanetto
Amelia - Marina Poplavskaya
Paolo - Marco Caria
Pietro - Dan Paul Dumitrescu
Gabriele Adorno - Francesco Meli
Hauptmann - Marian Talaba
Dienerin Amelias - Juliette Mars


„Russischer Korsar“
(Dominik Troger)

Das tragische Schicksal Simon Boccanegras lockte viel Stammpublikum in die Staatsoper. Das Werk ist nach wie vor eine Oper für „Liebhaber“. Der Abend entsprach zwar nicht ganz den hochgesteckten Erwartungen, wurde in Summe aber positiv aufgenommen.

Die Besetzung – was die Männerpartien betrifft – war eigentlich eine „sichere Bank“. Schon Ferruccio Furlanetto als Fiesco ist so etwas wie die Inkarnation dieser Rolle im gegenwärtigen Opernbetrieb. Sein Bass war an diesem Abend aber nicht ganz so „balsamisch“ gestimmt und klang etwas ermüdet. Die besorgten Gesichter einiger ausgewiesener Furlanetto-Fans in der Pause waren nicht zu übersehen. Diese hatten aber noch, wie sie mir versicherten, eine Glanzleistung (!) des Sängers von der ersten Aufführung am Montag im „Ohr“.

Dmitri Hvorostovsky atmete nicht so oft und laut hörbar ein wie befürchtet, was einen wichtigen „Qualitätsgewinn“ bedeutete. Nur in manchen Passagen, die offenbar dem Sänger eine besondere Anstrengung verursachten, stellte sich dieses überdeutliche Atemholen ein. Hvorostovsky ist eine markante, fast pathetische Bühnenerscheinung, und es fiel ihm nicht schwer, als Boccanegra Fiesco „auf gleicher Augenhöhe“ zu begegnen. Damit war unabhängig von stimmlichen Tagesverfassungen für ein spannendes „Psychospiel“ zwischen den beiden Männern gesorgt. Von Hvorostovskys eher „heroischen“ Rollenanlage aus betrachtet ist sein Bariton fast noch eine Spur zu lyrisch „gestimmt“.

Der „böse“ Paolo wurde von Marco Caria wirkungsvoll gesungen und gespielt. Caria war in dieser Rolle schon letzte Saison zu hören gewesen – und den guten Eindruck von damals hat dieser Abend bestätigt.

Franceso Meli gab einen sicheren Gabriele Adorno. Man mag seinen Tenor etwas monochrom finden, aber er versteht es, sich schön an Verdis Musik anzuschmiegen und mit sicher geführtem Material auch in der Attacke zu punkten. Manchmal hat Meli eine Spur zu stark forciert, insofern muss seine Stimme für diese Partie wohl noch ein paar „Gramm“ zulegen. Aber auch unter Anspannung zeigten sie keine negativen Begleiterscheinungen.

Das war bei Marina Poplavskaya, die mit dieser Aufführungsserie ihr Hausdebüt feiert, leider nicht der Fall. Überraschender Weise konnte man von der Stimme der Sängerin dem ersten Eindruck nach kaum auf ihr eigentlich noch recht jugendliches Alter schließen. Der Auftrittsarie Amelias, die ganz aus Naturstimmung erblüht, wurde sie kaum gerecht, weil es ihrem Sopran dafür am notwendigen Feingefühl und der „schwebenden Lyrik“ ermangelte. In der höheren Lage kamen die Töne oft wenig klangschön und bei etwas forcierter gesungenen Spitzentönen vibrierte die Stimme bereits ausgesprochen stark. In den dramatischen Passagen verfügte sie über einige Durchschlagskraft, was – je nach Szene – durchaus passend war.

Das Orchester unter Paolo Carignani spielte mit gediegenem Klang, das Spannungspotential wurde aber nicht immer ausgeschöpft. Die Inszenierung bietet nach wie vor einen passenden Rahmen. Der Schlussapplaus dauerte rund acht Minuten lang.