SIMON BOCCANEGRA
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Staatsoper
1.10.2013

Dirigent: Alain Altinoglu

Simon Boccanegra - Thomas Hampson
Jacopo Fiesco - Ferruccio Furlanetto
Amelia - Tamar Iveri
Paolo - Adam Plachetka
Pietro - Dan Paul Dumitrescu
Gabriele Adorno - Stefano Secco
Hauptmann - Jinxu Xiahou
Dienerin Amelias -
Juliette Mars


„Edler Doge“
(Dominik Troger)

Eine „Simon Boccanegra“-Vorstellung, die mit Thomas Hampson und Feruccio Furlanetto besetzt ist, bürgt von Haus aus für Qualität. Die Bühnenerfahrung dieser Sänger und bis in feine Details gestaltete Rollenporträts sorgen auch an Abenden, an denen der stimmliche Glanz etwas verhaltener leuchtet, für starke Eindrücke.

Hampson und Furlanetto waren bereits in der Premiere dieser Produktion von Peter Stein mit dabei, die im Oktober 2002 über die Bühne ging. Hampson als Doge und Furlanetto als Fiesco haben seither viele „Simon Boccanegra“-Vorstellungen gemeinsam bestritten. Für Furlanetto wird es demnächst der 50. Fiesco auf der Staatsopernbühne sein – er hat bereits 1990 in dieser Rolle am Haus debütiert. Hampson ist, was seine Auftritte als Doge betrifft, erst „Mitte Dreißig“.

Dritter im Bunde sollte Joseph Calleja als Gabriele Adorno sein – in der hier besprochenen zweiten Vorstellung der Serie hat der Sänger allerdings krankheitsbedingt abgesagt. Für Calleja sprang Stefano Secco ein, der auf diese Weise zu seinem Wiener Gabriele Adorno-Debüt kam. Secco hat an der Staatsoper bisher vor allem als Einspringer reüssiert: 2006 als Herzog für Rolando Villazon, 2007 für Giuseppe Sabbatini als Werther. Secco sang mit viel Einsatz und mit viel Gespür für Verdis Musik und stellte das Schicksal dieses etwas heißblütigen jungen Mannes anschaulich auf die Bühne. Sein Tenor verfügte allerdings über ein eher trockenes, glanzloses Timbre, dass schon ein wenig Geschmackssache war. Mit seiner Arie am Beginn des zweiten Aktes hat Secco anregend auf den weiteren Verlauf der Vorstellung gewirkt und sogar das Publikum ein wenig aus der Reserve gelockt.

Das ist Thomas Hampson vor der Pause nur bedingt gelungen, mit seinen stimmlichen Ressourcen gut haushaltend. Der Prolog verplätscherte – vom Orchester unter Alain Altinoglu etwas gedehnt dargeboten – und erst nach und nach baute sich die erwünschte Spannung auf. Die Ratsszene meisterte Hampson wieder mit klugem Wechsel zwischen Überredungskunst und Drohgebärde, so richtig zündend wurde es aber erst im dritten Akt, und die finale Begegnung mit Fiesco und der Tod des Dogen boten wieder spannendes Operntheater. Mit Ferruccio Furlanetto lief es an diesem Abend ähnlich, das emotionale Knistern in der problematischen Beziehung zwischen Boccanegra und Fiesco ließ etwas auf sich warten.

Tamar Iveri präsentierte die Amelia mit passend lyrischer Grundhaltung, spielte engagiert und lieh ihr eine einnehmende Bühnenerscheinung. Aber ihr Sopran flackerte phasenweise stark, die Spitzentöne klangen eng und forciert, und das trübte den Gesamteindruck. Adam Plachetka debütiert in dieser Aufführungsssrie als Paolo und blieb in der Gestaltung ziemlich unauffällig.

Wie schon angedeutet kamen aus dem Orchestergraben an diesem Abend zu wenige, die Handlung anfachende Impulse – vor allem vor der Pause war es zeitweise ziemlich „unspannend“. Der musikalisch reizvolle Beginn des ersten Aktes wurde zu beiläufig „serviert“ – Verdi hat hier eine Dämmerungsstimmung am Meer in Tönen gemalt, das Schaukeln der Wellen und das flirrende Licht zu Musik verschmolzen. Amelias anschließende Arie wächst aus dieser Einleitung wie ein süßer, von wehmütiger Liebesehnsucht umflorter Traum.

Der Stehplatz war nur sehr mäßig besucht. Das Publikum spendete am Schluss doch noch viel Applaus. Ein Blumensträußchen wurde für Iveri geworfen.