RIGOLETTO
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Wiener Staatsoper
16.4.2010

Dirigent: Marco Armiliato

Herzog - Giuseppe Gipali
Rigoletto -
Dmitri Hvorostovsky
Gilda - Patrizia Ciofi
Sparafucile - Ain Anger
Maddalena - Nadja Krasteva
Giovanna - Donna Ellen
Monterone - Sorin Coliban
Marullo - Eijiro Kai
Borsa - Wolfram Igor Derntl
Graf Ceprano - Zoltán Nagy
Gräfin Ceprano - Lydia Rathkolb
Huissier - Wolfgang Equiluz
Page - Ileana Tonca


Spannungsloser Rigoletto
(Dominik Troger)

Eine interessante Besetzung macht noch keinen spannenden Opernabend: das könnte man als Motto für die dritte Aufführung der laufenden „Rigoletto“-Serie an der Staatsoper nehmen.

Dmitri Hvorostovsky ist vom Aussehen alles andere als ein verkrüppelter Hofnarr. Großgewachsen und gut gebaut nützt es wenig, wenn er hin und wieder einen Buckel macht. Er singt den Rigoletto so, als würde er sich wie ein strammer Baum dem Schicksalssturm entgegenstellen und das Feingefühl eines gebrochenen, liebenden Vaterherzens bleibt eher unvermittelt. Das leicht trockene Timbre ebnete die Emotionen merklich ein, manche kraftvolle Höhe bezeugte sängerische Energie und Leidenschaft, der Vielschichtigkeit des Charakters blieb er jedoch schuldig. Lautstarkes Atemholen – Tennisspielern vergleichbar, die jeden Schlag mit einem lauten, stöhnend gepressten Ausruf begleiten – scheint ein zweifelhaftes Markenzeichen dieses Sängers zu sein.

Als Zuschauer müsste man, denke ich, bei dieser Figur ein schmalen Grad zwischen Grauen und Mitleid beschreiten können, zwischen abstoßendem Ekel und jener aufblitzenden Humanität, die dank Verdis Musik das Monströse letztendlich in nachvollziehbares menschliches Leid verwandelt.

Patrizia Ciofi ließ sich erkältungsbedingt ansagen – und bewältigte den Abend ohne gröbere Probleme. Ihre warmströmende Mittellage hauchte der Gilda viel Leben ein und bestand im lyrischen Ausdruck mit viel Sympathie und Seelenschmerz, verlor an diesem Abend aber im dramatischeren Ausdruck und in der Höhe deutlich an Charisma. Sie steuerte im „Caro nome“ filigrane Verzierungen bei, die hohen Töne erklangen aber zu gepresst und „unmädchenhaft“. Phasenweise neigte die Stimme zu kurzwelligem Schwingen. Ciofis Vorzüge liegen in einem seelenvollen, südländischen Flair, der Gildas Mädchenherz von Anbeginn mit gefühlvoller romantischer Traurigkeit begleitet.

Giuseppe Gipali machte den Eindruck, als sänge er den Herzog an der Rampe stehend vom Blatt. Sein Tenor wird gut geführt, entwickelte im Laufe des Abends einen durchaus angenehmen lyrischen Tonfall und eine sichere Höhe. Allerdings scheint der Sänger keine Sekunde auf den Gedanken zu verschwenden, dass er mit seiner Stimme auch etwas „ausdrücken“ könnte. So reizlos und auf den letzten Ton hingetrimmt muss man die „Frauenherzen“ erst mal besingen: aber am finalen „H“ blieb er dran und erzielte nicht nur Szenenapplaus, sondern sogar ein paar Bravorufe. Die Staatsoper dürfte für seine Stimme eine Spur zu groß sein.

Es blieb der Maddalena von Nadia Krasteva vorbehalten, den Herzog ein wenig aufzutauen. Nicht jede Maddalana legt sich quer über den Spelunkentisch, um Publikum und Herzog an einladender Frivolität teilhaben zu lassen. Krastevas Mezzo tendiert insgesamt zu einer üppigeren, etwas plakativen Erotik – zusammen mit diesem Maddalena-Kostüm wirkt das schon sehr „naturalistisch“. Ain Anger ist als Sparfucile ein „ehrbarer“ Mörder – zusammen mit seiner Schwester hatte er viel Anteil daran, dass der Abend doch noch spannend wurde. Solide, die übrigen Mitwirkenden.

Marco Armiliato am Pult brachte kaum Dramatik ins Spiel: Das war schön musiziert, auch mit viel Rücksichtnahme auf die Sänger, aber zu spannungslos.

Das Publikum dankte mit viel Applaus und Bravorufen, vornehmlich für die drei Hauptdarsteller.