RIGOLETTO
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Wiener Staatsoper
18.6.2006

Dirigent:Vjekoslav Sutej

Herzog - Stefano Secco
Rigoletto -
Leo Nucci
Gilda - Elena Mosuc
Sparafucile - Ain Anger
Maddalena - Nadja Krasteva
Giovanna - Zsuzsanna Szabo
Monterone - Janusz Monarcha
Marullo - Eijiro Kai
Borsa - Cosim Ifrim
Graf Ceprano - Clemens Unterreiner
Gräfin Ceprano - Asa Elmgren
Page - Laura Tatulescu

(Noch?) kein Herzog für Rolando
(Dominik Troger)

Die Rigoletto-Serie an der Staatsoper startete mit einer Absage: Auf den Herzog von Rolando Villazón muss das Wiener Opernpublikum noch warten. Einspringer Stefano Secco, einer von der jungen aufstrebenden Tenorriege, nutzte die Profilierungs-Chance in einer insgesamt ansprechenden Vorstellung.

Stefano Secco ist Jahrgang 1973 (laut grandi-tenori.com), also ein Jahr jünger als Villazón. Seine Stimme ist hell, klar, höhensicher, prinzipiell für den Herzog gut geeignet. Die Mittellage kommt schon recht „spinto“-gemäß, ohne angestrengt zu wirken. Die Höhe ist noch etwas dünn, insgesamt fehlt es der Stimme ein wenig an Durchschlagskraft. Secco sieht gut aus und verfügt über Courage. Ohne Scheu und risikofreudig schmiss er sich nach beiden „La donna è mobile“ auf das „hohe H“. (Für meinen Geschmack hielt er den Ton viel zu lange, was seinem Herzog schlussendlich eine leicht groteske Note verlieh.) Trotzdem wirkte insgesamt die Rollengestaltung etwas blass, das schauspielerische Talent muss sich noch entwickeln. So ein richtiger „viriler Vollbart“ ist diesem Herzog nicht gewachsen.

Der Bart von Leo Nuccis Rigoletto ist – bildlich gesprochen – nicht nur voll, sondern womöglich schon silbergrau. Er packte die Rolle mit männlich-tragödischem Stolz – und fand geschickt einen Weg für seine Stimme über die mehr lyrischen Passagen hinweg, die jugendlichere Geschmeidigkeit erforderten. Nucci als buckeliger Hofnarr ist lebende Opernlegende – und allzu oft wird es nicht mehr die Möglichkeit geben, ihn in Wien als begeisternden Rigoletto zu hören (nächste Saison ist er nicht in dieser Partie angesetzt.) Das Publikum bedachte Nucci mit längerem Szenenapplaus im zweiten Akt.

Elena Mosuc bot als Gilda nicht gerade den Prototypen eines jungen Mädchens, das soeben die Liebe entdeckt hat. Die Stimme klingt doch etwas gesetzter, wurde aber vom „Caro nome“ zu einigen hörenswerten technischen Kunststücken verführt – auch wenn die Spitzentöne nicht immer so klar das Auditorium durchströmten, wie ich es mir in aller Unbescheidenheit gewünscht hätte. Stefania Bonfadelli hat mich als Gilda tiefer berührt, weil ich mich bei ihr der menschlichen Komponente näher fühlte, aber Mosuc verfügt über die ausgetüfteltere Technik und hat sich dieser sehr konzentriert und überzeugend bedient.

Das Orchester unter Vjekoslav Sutej bot italienische Rohkost, die in den Folgevorstellungen hoffentlich noch mit einer ausgefeilteren Dressing garniert werden wird. Das Publikum sparte nachher nicht mit Applaus, es gab auch keinen Grund dazu.

PS: Ob Villazon vielleicht die zweite und/oder die dritte Vorstellung singt? Die vierte am 29.6. singt Secco, laut Informationen auf seiner Homepage.