RIGOLETTO
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Staatsoper
2. Jänner 2015

Dirigent: Myung-Whun Chung





Herzog - Piotr Beczala
Rigoletto - George Petean
Gilda - Erin Morley
Sparafucile - Ryan Speedo Green
Maddalena - Elena Maximova
Giovanna - Donna Ellen
Monterone - Sorin Coliban
Marullo - Mihail Dogotari
Borsa - James Kryshak
Graf Ceprano - Marcus Pelz
Gräfin Ceprano - Lydia Rathkolb
Page - Hila Fahima


Letzte Vorstellung der Premierenserie

(Dominik Troger)

In der letzten „Rigoletto“-Vorstellung der Premieren-Serie an der Wiener Staatsoper sprang George Petean in der Titelpartie für den erkrankten Paolo Rumetz ein. Damit war in der fünften Vorstellung der Neuproduktion schon der dritte Interpret als Rigoletto zu hören.

Georg Petean ist in den vergangenen Jahren zu einem gefragten Verdi-Bariton avanciert. An der Staatsoper sang er zuletzt den Posa. Als Rigoletto gab er an diesem Abend sein Rollendebüt am Haus. Das Timbre von Peteans Bariton besitzt eine weiche Abrundung, ein leicht „romantisches“ Flair, das weniger die heroischen Leidenschaften betont, sondern mehr das Gefühlsdrama, das er nuanciert auszugestalten weiß. Dort wo eine markige Durchschlagskraft gebraucht wird, etwa im Finale des zweiten Aktes, zeigte sich seine Stimme schon stärker gefordert. Peteans Rigoletto entwickelte deshalb wenig vordergründige Gefährlichkeit, agierte im ersten Bild nach meinem Eindruck mit einer intrigant-schmeichelnden Durchtriebenheit, während sein Verhältnis zur Tochter von einer rührenden, hilflosen Herzlichkeit geprägt war.

Natürlich spielte er nicht – wie die Premierenbesetzung Simon Keenlyside – mit nacktem Oberkörper, und im Gegensatz zu Keenlysides sportlich-expressivem Bühnenexhibitionismus war diesem Rigoletto das epikuräische Dasein am Hofe deutlich anzusehen. Der „Stunt“ im zweiten Akt, wenn Rigoletto von den Hofschranzen ein paar Stufen hinuntergestoßen wird, fand statt. Bei Keenlyside sah das spektakulärer aus, aber die Szene machte auch diesmal gute Wirkung. Petean fügte sich problemlos in die Produktion ein, fand auch immer den Weg zum Souffleurkasten, der auf Regisseur Pierre Audi eine magische Anziehungskraft ausgeübt haben dürfte. Audi stellt schon am Beginn Rigoletto auf den Souffleurkasten und lässt ihn von dort in die Handlung des ersten Bildes hineingehen. Derart wird zwar die Distanz zwischen Publikum und Bühne verringert, aber ist es nicht „spannender“, wenn Rigoletto plötzlich in der Festgesellschaft auftaucht?

Der Herzog verursachte Piotr Beczala einige Mühe, vor allem im ersten Akt klang sein Tenor angestrengt und unelastisch, und das erste „T‘amo“, mit dem er Gilda beglückte, setzte – gemessen an Beczalas hohem Standard – ungewohnt kratzig ein. Doch das Duett mit Gilda schien den Sänger zu beflügeln und der zweite und dritte Akt gelangen ihm weit überzeugender. Auch wenn er immer wieder ungewohnt stark forcierte, schlussendlich ließ er die „beweglichen Frauenherzen“ mit lang gehaltenem Schlusston höher schlagen.

Erin Morleys Gilda vermittelte im ersten Akt darstellerisch und gesanglich eine nette, berührende Mädchenhaftigkeit – und bald gesellte sich einige Leidenschaftlichkeit hinzu. Aber ihr Sopran ist eher „schmal“ gebaut und zu monochrom gefärbt, als dass er dieser Figur viel Individualität einhauchen würde. Ryan Speedo Green sang einen unauffälligen Sparafucile. Elena Maximovas model-kühle Maddalena ist vor allem Geschmackssache.

Die Inszenierung hat einige große Schwachpunkte, wobei vor allem die schlechte Chorregie heraussticht. Der Auftritt des Chores die Treppe hinab am Beginn des ersten Bildes gleicht einer Kirchgangsprozession, die beschwingte Festmusik wird ausgebremst. Das Fest sollte zu diesem Zeitpunkt schon „in vollem Gange sein“. Die Choristen stehen viel herum oder legen sich auf den Boden. Ähnlich bei Gildas Entführung: Das Rudel der Höflinge platziert sich wie zu einem Nachtlager vor dem offenen „Käfighäuschen“ Gildas und scheint alle Zeit der Welt zu haben. Rigoletto muss über sie hinweg steigen. Dabei hat er freie Sicht auf sein Haus und Gilda. Aber er hat einen Krug in der Hand und ist offenbar so betrunken, dass er das alles nicht mitbekommt. Giovanna wird von den verruchten Entführern übrigens ermordet. Es ist alles faul im Staate Mantua.

Das Orchester unter Myung-Whung Chung hatte wieder längere „Schleppphasen“, etwa im zweiten Bild. Der schöne, etwas kühle Orchesterklang war kein Ersatz für fehlende Spannung. Das Haus war sehr gut besucht, der Stehplatz auch. Das Publikum war offenhörlich zufrieden und spendete allen Beteiligten viel Applaus.