OTELLO
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Staatsoper
8.9.2025


Dirigent: Bertrand de Billy


Otello - Arsen Soghomonyan
Jago - Ludovic Tézier
Cassio - Carlos Osuna
Roderigo - Devon Eatmon
Lodovico - Dan Paul Dumitrescu
Montano - Stefan Astakhov
Desdemona - Malin Byström
Emilia - Daria Sushkova
Herold - Alejandro Pizarro-Enriquez

„Otello im Repertoire

Nach dem Open-Air-Konzert im Burggarten ist die Staatsoper wieder in ihre angestammten Räumlichkeiten zurückgekehrt – und der Starglanz des Vortages hat sich innerhalb von 24 Stunden ziemlich verflüchtigt.

Die aktuelle Otello-Serie präsentiert dem Wiener Publikum einen neuen Otello und eine neue Desdemona. Dazu gesellte sich Ludovic Tézier als mehr „süffisanter“ denn abgrundtief „böser“ Jago, was den nihilistischen Zuschnitt der Figur nach meinem Eindruck zu stark verwässerte. Aber er hat den Jago inzwischen schon mehrmals in Wien gesungen und sein Rollenbild war keine Überraschung. Téziers Bariton, der auch seinen Platz im gestrigen Staraufgebot gefunden hätte, klang an diesem Abend allerdings etwas „trocken“ und nicht so geschmeidig wie mir erinnerlich – und vielleicht ist er nach längerer kankheitsbedingter Auftrittspause noch dabei, zu seiner Bestform zurückzufinden.

Der armenische Tenor Arsen Soghomonyan gab sein Staatsopern-Debüt in der Titelpartie. Im Jänner im Haus am Ring als Turridu eingesprungen, ein dreiviertel Jahr später Otello: So macht man Karriere. Soghomonyan entpuppte sich allerdings als zu hausbackener Anwalt von Verdis Shakespeare Vertonung – noch dazu mit einem recht einfarbig timbrierten Organ bestückt, das zwar über ein gute Höhe verfügte, die aber kaum zum Leuchten kam. Die glanzlose Mittellage tönte wenig aufmerksamkeitsheischend, die schauspielerischen Qualitäten waren begrenzt. Sein etwas einstudiert wirkendes Pathos füllte sich nicht mit einer menschlichen Wärme auf, die einen als Zuschauer besonders berührt hätte. Das Resultat war einigermaßen respektabel, aber wenig fesselnd.

Malin Byströms Desdemona war schon von Ansätzen eines „veristischen” Aufbegehrens durchdrungen, das zum „Schwarz-Weiß-Antagonismus“ des Werkes (Jago vs. Desdemona) nicht so recht passen wollte. Zudem sparte ihr Sopran an sich ebenmäßig verinnerlichenden Piani, weshalb etwa das Lied von der Weide oder das Gebet in eine leicht expressive „Beunruhigung“ getaucht wurden. Das Einschwingen auf Desdemonas Lyrik im ersten Akt bedurfte schon eines gewissen „Aufwands“, die Stimme kontrolliert zu halten, was dann auch zu deutlich ihren weiteren Vortrag bestimmte. Dergleichen, sowie manch heikler Tonansatz, störten den Gesamteindruck, und ließen die Vermutung aufkommen, dass die Sängerin als Desdemona nicht ideal eingesetzt war.

Cassio (Carlos Osuna) kam darstellerisch besser zur Wirkung als gesanglich – und wenn sich Emilia (Daria Sushkova) im Finale ansprechend Gehör verschafft, hat sie im Wesentlichen ihre Aufgabe erfüllt. Dan Paul Dumitrescu gab einen sehr geruhsamen venezianischen Gesandten und passte damit ins Gesamtbild dieser Inszenierung von Adrian Noble, die statt eines venezianischen Zypern ein bereits etwas museal anmutendes britisches Kolonialreich zitiert.

Am Beginn traten Orchester und Chor wieder zum Laustärkenwettbewerb an und der Sturm fegte markerschütternd durchs Haus. Bertrand de Billy am Pult hatte wieder die musikalischen Kanten geschärft und für eine orchestral recht forsche Gangart gesorgt, die die Aufführung zumindest phasenweise emotional zu befeuern vermochte. Der Schlussapplaus für diese auf mich mehr „zweckmäßig“ als begeisternd wirkende Vorstellung dauerte rund fünf Minuten.

PS: Die Toiletten am bühnenseitigen Ende des Marmorsaals wurden im Sommer umgebaut und modernisiert. Zumindest die Herrentoilette wurde dabei verkleinert, eine der drei Kabinen eingespart.