NABUCCO
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Zeitversetzter Lifestream Dirigent: Marco Armiliato |
Nabucco
- Placido Domingo |
Der Geburtstags-„Nabucco“ für Placido Domingo wurde wegen der COVID-bedingten Einschränkung des Spielbetriebs von der Wiener Staatsoper aufgezeichnet und noch am selben Tag über die Homepage und auf myfidelio gestreamt sowie am 24. Jänner von ORF III ausgestrahlt. Die
Übertragung des Livestreams auf der Staatsopern-Homepage war
ursprünglich für 16 Uhr angesetzt. Die Ausstrahlung des Streams begann aber erst um 20.30 Uhr. Der Direktor begründete am Beginn die
Verschiebung sinngemäß damit, dass man dadurch die
Möglichkeit habe, die Vorstellung (die wie geplant um 16 Uhr begonnen
hatte) zu unterbrechen und Passagen für eine
bestmögliche Aufzeichnung zu wiederholen. Es dürfte von dieser
Möglichkeit aber kein Gebrauch gemacht worden sein. Ob für die
TV-Ausstrahlung Veränderungen vorgenommen wurden, entzieht sich meiner
Kenntnis. An
der Staatsoper hat der Sänger die Partie erstmals 2014 verkörpert. Und
er spielt und singt sie nach wie vor mit vollstem körperlichem Einsatz,
auch wenn er sich nicht mehr auf diese Bundeslade aus Glas legt,
sondern sicherheitshalber neben ihr zusammenbricht – und er kriecht sogar im von der
„göttlichen“ Regie verordneten Wahnsinn auf allen „Vieren“ über die
Bühne. Er hat sich die Partie stimmlich bestens adaptiert und auf die
Gesamtwirkung berechnet. Auch wenn der
Vortrag
schwerfälliger geworden ist, das Atmen seinen Tribut fordert, auch wenn
der Stream die Kraftanstrengung, die das Singen kostet, zu deutlich in
den Blickpunkt rückt: die emotionale Gestaltungskraft ist ungebrochen. Über
Tenor oder Bariton braucht man allerdings nicht mehr zu diskutieren.
Man kann damit viel Zeit verbringen und wird doch immer das in
Jahrzehnten erprobte Künstlertum dieses Sängers zu seinen Gunsten in
die Waagschale werfen müssen. Allerdings ist inzwischen kaum mehr zu unterscheiden,
ob Domingo als Vater Germont, als Boccanegra, als Nabucco oder als
Rodrigo auf der Bühne steht. Die Bühnenfiguren sind ihm alle irgendwie
ähnlich geworden. Aber
seltsam, das was den Reiz seiner Stimme ausmacht, diese tenorale
Erinnerung, schwebt dann doch betörend über und zwischen allem und
gießt dem Publikum jene leise Wehmut ins Herz, nach der es süchtig
geworden ist. |