UN BALLO IN MASCHERA
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Wiener Staatsoper
29. April 2016

Dirigent: Jesús López-Cobos

Gustav III, König v. Schweden - Piotr Beczala
Graf René - Dmitri Hvorostovsky
Amelia - Krassimira Stoyanova
Ulrica - Nadia Krasteva
Oscar - Hila Fahima
Christian - Igor Onishchenko
Graf Wartig - Sorin Coliban
Graf Horn - Alexandru Moisiuc
Richter/Diener
- Thomas Ebenstein

Gelungener Maskenball
(Dominik Troger)

Die „Un ballo in maschera“-Produktion der Wiener Staatsoper ist 30 Jahre alt. Aber spielt das eine Rolle? In der aktuellen Auffühungsserie sorgten Piotr Beczala als gemeuchelter Gustav III., Dmitri Hvorostovsky als königsmordernder René und Krassimira Stoyanova als unglücklich liebende Amelia für gelungenen Opernabende.

Schon die erste Aufführung am 19. April war sehr gut rezensiert worden – und zumindest die Aufführungen am 23. und 29. April hielten dieses Versprechen, wovon sich der Schreiber dieser Zeilen persönlich überzeugen konnte. Die drei obgenannten, die in dieser Serie ihr Staatsoperndebüt in den jeweiligen Rollen gaben, harmonierten sehr gut miteinander.

Piotr Beczala war ein Gustav III. / Riccardo mit Stimmkultur und Eleganz, der zwischen Hofunterhaltung, Aufklärertum und Liebesverlangen rollendeckend agierte. Er schien sich in diesem von barocker Architektur beherrschten Bühnensetting wohlzufühlen. Sein Tenor klang erfrischt, von der Bühne animiert, nach wie vor elastisch. Die Spitzentöne haben etwas an Metall zugelegt, gelingen ihm allerdings je nach Tagesverfassung nicht mehr ganz so locker wie in den früheren Jahren seiner Karriere – und da ist dann auch schon ein bisschen forcieren angesagt.

Die Flexibilität seiner Stimme bewies er beim „Di tu se fedele“ und dem Intervallsprung in die tenorale „Kellertiefe“ – aber ganz besonders entfaltete sich der tenorale Charme Beczalas im Liebesduett mit Amelia, wo er sich schließlich im gesanglichen Pas-de-deux dem abschließenden hohen Sopran-c hinzugesellte. Das heißblütige Lodern südlicher Emotionen ist seine Sache weniger, wird sein Tenor doch nach wie vor von einer lyrischen Noblesse bestimmt, die auch viel Sensibilität ausdrückt.

Schon alleine deshalb war Krassimira Stoyanova für diesen König eine ideale Amelia, weil sie sich ebenso darauf versteht, eine aus lyrischer Haltung geborene Stimmkultur zu pflegen. Das Liebesduett unter dem düsteren Galgenberg war demnach einer der großen Höhenpunkte dieser Aufführungsserie und wurde vom Publikum jeweils mit sehr viel Applaus bedacht. Im „Morrò, ma prima in grazie“ überzeugte Stoyanova mit Hingabe, innig die Emotionen dieser Frau gefühlvoll durchgestaltend bis zum seelenvollen feingliedrigen Schlussteil. Ihre Amelia inszenierte sich ihrem Stimmcharakter entsprechend nicht als große „Verdi-Heroine“, die ausladend ihre Gefühle preisgibt, sondern mehr verhalten, schlicht, fast aus einer „Desdemona-artigen“ Opferrolle heraus.

Um die Mitwirkung von Dmitri Hvorostovsky wurde aus gesundheitlichen Gründen lange gebangt, umso größer die Freude im Publikum, dass der Sänger seinen René alias Renato beisteuern konnte. Mag sein, dass Hvorostovskys Stimme etwas rauer klang als noch vor wenigen Jahren, aber diese etwas rauere Noblesse bot einen sehr guten Kontrast zu Tenor und Sopran. Schließlich wird der Bariton den beiden übel mitspielen. Hvorostovsky sang mit großem Charisma, verlieh beispielsweise dem „Eri tu“ nicht nur heroischen Anspruch, sondern auch eine düstere Eleganz, die diese Arie auf ganz besonders reizvolle Art veredelte.

Der Page von Hila Fahima segelte mit federleichtem Übermut und klaren Koloraturen übers Orchester und fand sein Gegenstück in der Ulrica von Nadja Krasteva, die mit großen Gesten und einem in der Tiefe füllig auftragenden Mezzo ihrem Wahrsager-Job nachging. Die grimmigen Verschwörer wurden von Sorin Coliban und Alexandru Moisiuc beigestellt, der Chor und das restliche Ensemble rundeten den Abend passend ab. Das Orchester unter Jesús Lópes Cobos spielte sehr animiert und mit schönen solistischen Einzelleistungen garniert.

Es gab immer wieder längeren Szenenapplaus. Der Schlussbeifall dauerte am 23.4. rund neun Minuten lang, am 29. April waren es rund 12 Minuten. Fazit: Die Wiener Opern-Highlights spielt es derzeit im Repertoire.