UN BALLO IN MASCHERA
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Wiener Staatsoper
29. 11. 2009

Dirigent: Yves Abel

Gustav III, König v. Schweden - Massimiliano Pisapia
Graf René - Lado Ataneli
Amelia - Angela Brown
Ulrica - Janina Baechle
Oscar - Simina Ivan
Christian - Tae Joong Yang
Graf Wartig - Dan Paul Dumitrescu
Graf Horn - Alexandru Moisiuc
Richter/Diener
- Benedikt Kobel


Ein Maskenball am Sonntagnachmittag
(Dominik Troger)

Bei der Sonntagnachmittagsvorstellung von Verdis „Maskenball“ an der Staatsoper sprang Simina Ivan kurzfristig als Oscar für die erkrankte Daniela Fally ein. Damit gab es in der dritten Aufführung der Serie erneut eine Besetzungsänderung.

Sonntagnachmittagsvorstellungen haben ihren eigenen Reiz und wirken ein wenig „gemütlicher“. Der Magen ist noch vom Mittagessen schwer, und es ist reizvoll, sich die Oper als eine „verlängerte Tafelmusik“ vorzustellen. Der Staatsoper-„Maskenball“ mit seinem hübschen barocken „Papiertheater“ sorgt außerdem für keine optischen Irritationen – und Verdis Melodien erfreuen. Beste Voraussetzungen also für ein sentimentales Liebesschwelgen auf der Galgenstätte, für die zündende Rache des sich gehörnt glaubenden Gemahls, für einen tränendrückenden Bühnentod im Opernhaus.

So ganz wurden diese Wünsche freilich nicht erfüllt – letztlich kommt es doch darauf an, was die Sängerinnen und Sänger daraus machen. Massimiliano Pisapia war schon in der letzten Vorstellung für Marcello Giordani eingesprungen. Pisapia hinterließ einen etwas uneinheitlichen Eindruck, konnte aber durchaus reüssieren. Mir persönlich war seine helle Mittellage eine Spur zu markant, weil es ihr an Farbenreichtum und Fülligkeit fehlte. Das diente mehr dem Bühnencharakter und weniger der tenoralen Prachtentfaltung. In der Höhe kamen die Töne eher forciert, des öfteren etwas unfokussiert. Seine schauspielerische Zweckmäßigkeit passte zum Ambiente.

Das starke Vibrato der Amelia (Angela Brown) lastete schwer auf der Vorstellung. Ihr Sopran oszillierte heftig und machte alle ihre Bemühungen um ausdrucksvollen Gesang zu Nichte. Die Stimme besitzt zwar eine dunkle Färbung, um damit sentimentale Momente herrlich zu grundieren, sowie eine gewisse Üppigkeit, die den Verdi’schen Frauenfiguren sehr oft sehr gut ansteht, aber unter diesen Voraussetzungen konnte ich mich wenig daran erfreuen. Lyrische Momente bereiteten ihr überhaupt Probleme.

Lado Ataneli brachte sich als René ein. Seine Timbre ist vielleicht eine Spur zu trocken und dieses letzte Mitreißen des Publikums gelingt ihm auch nur bedingt. Aber derzeit zählt er wohl zu den solidesten Verdi-Baritonen – vor allem verfügt seine Stimme sowohl über die geforderten dramatischen Qualitäten als auch über den gewünschten Feinschliff. An diesem Nachmittag hätte man ihn auf keinen Fall missen mögen: je mehr er in den Mittelpunkt des Geschehens rückte, um so mehr gewann die Vorstellung an Farbe. Sein Lohn beim Schlussapplaus war denn auch ein Blumenstrauß.

Simina Ivan war als Oscar gut unterwegs; ihr Sopran ist fester, nicht so soubrettenartig. Für Janina Baechle ist die Ulrica nicht unbedingt eine Leib- und Lebenrolle, italienisches Flair hat sie wenig verströmt.

Das Orchester unter Yves Abel klang etwas nüchtern, gar nicht so italienisch schmissig. Es hatte ein wenig von der eleganten Politur der französischen Oper, die mehr von der Oberfläche her wirkt und nicht aus der „Lebendigkeit“ des Stücks entwickelt wird.

Das Publikum schien am Schluss jedenfalls zufrieden und applaudierte stark – wenn auch kurz. Der Stehplatz war nur sehr mäßig besucht.